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Didi, Schweiz, Samstag, 26.10.2024, 21:23 (vor 409 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de

So in der grossen Linie passiert uns eigentlich, was Nokia passiert ist.

Wir standen 2014 bei Klopps Abgang sehr gut da. Schöne Sponsorenverträge, noch recht intakte Kostenstruktur (Gehaltsniveau 2014/2015 im Konzern 108 Mio., d.h. erste Mannschaft vielleicht 75 Mio.) und qualitativ auch gute Mannschaft mit Hummels, Reus, Aubameyang, Mkhitaryan, Gündogan...

Mit den Jahren aber verging der echte Hunger und Innovationsgeist und wich dem Sicherheitsdenken. Watzkes Auftritte eigentlich nur noch reine Rechtfertigungsveranstaltungen, warum wir eben nicht mehr Meister werden können. Vom hungrigen Challenger eigentlich zum zweiten Riesen verkommen mit der einzigen Ambition, diesen Status möglichst risikofrei zu verteidigen.

Und wirtschaftlich ist dies auch gelungen. Damit stieg auch die Fähigkeit, mit entsprechendem Geld zu agieren. Der Fokus wurde von Potentialen (Kagawa, Lewandowski) auf vermeintlich sichere Griffe aus der Bundesliga (Hazard, Schulz, Delaney) verschoben. Die Kostenstruktur stieg und stieg. Die Mentalität und Kultur verschwanden laufend.

Innovationsfähigkeit? Eine gesunde interne Reibung? Kostenbewusstsein? Gute Personalpolitik an den Schalthebeln? Kaum mehr da. Der Personalapparat im Konzern (auch weil man mehr Dinge selber macht, statt diese einzukaufen) verachtfacht sich in 10 Jahren. Verwaltung und Jugendarbeit/Amateure kosten inzwischen mehr als 2014/2015 die erste Mannschaft. Output? Eine strategisch völlig losgelöste zweite Mannschaft ohne Link zu den Profis. Eigene Junioren? Höchstens eigentlich zugekaufte Spieler wie Pulisic, Sancho, Bruun Larsen oder JBG.

Das ging dann viele Jahre auch gut. Platz 2-3 eigentlich immer auf sicher, vor allem auch der aufgegangenen Geldschere zum Dank. Der finanzielle Vorsprung auf potentielle Konkurrenten um Platz 4 eigentlich schon sehr gross. Zorc erhält zur Not noch Sammer als Hilfsassistenten, danach darf der nette Basti Kehl ran, der sich intern offenbar vor allem durch Risikoaversion auszeichnet - und seine Transfers belegen dies. Ausser Nmecha eigentlich alles gefühlt sichere Griffe, ob die dann als Team funktionieren, darf bei soviel Mitteleinsatz offenbar keine Frage sein. Auf die Idee, einen Mann vom Markt zu holen, der mehr kann als eine Beraterbude zu engagieren, wenn er 2 Eckfahnen in Brackel austauschen muss, kommt beim BVB keiner mehr.

Der Wind dreht sportlich langsam. Die Qualität auf der Trainerbank ist vermutlich ein negativer Steigerungslauf von Tuchel bis zu Sahin. Favre sicher fachlich noch der Beste. Aber noch schlimmer: Während von 4-5 Jahren mit Hakimi, Hummels, Reus, Sancho, Haaland und Witsel dann irgendwie doch immer noch 5-6 Spieler mit echter internationalen Klasse auf dem Rasen stehen, wird diese Decke trotz steigernder Kosten mit jedem Jahr dünner. Pro Jahr geht ein Top-Mann, Hummels und Reus werden alt und die Verkäufe von Haaland und Bellingham landen dann in überteuertem Mittelmass die Kragenweite Sabitzer, Malen oder Can, die höchstens an 5-6 Spielen pro Jahr wirklich überzeugend auftreten können.

Stuttgart, Freiburg und Frankfurt sind Apple und ziehen am gesättigten BVB vorbei. Wir haben zwar enorme finanzielle Mittel, aber ganz offensichtlich völlig verlernt, irgendwie clever zu agieren: Mit einem Blick für gute Leute an den Schalthebeln (Kehl, Sahin, Sammer), einem Blick für gute Spieler auf dem Platz, die eben nicht per se immer 30 Mio. Kosten müssen, und dem Sinn für die richtige Kultur. Stattdessen 50 Leute auf der Gehaltsliste, die ein paar Social Media Kanäle bewirtschaften.

Der BVB ist ein wirklich träger, träger staatsähnlicher Apparat geworden und die Schnellboote aus Freiburg, Stuttgart und Frankfurt können mit einem Bruchteil der Kosten mithalten. Der bayrische Tanker entwickelt sich ähnlich schlecht, kann aber immerhin noch doppelt so viel Kohle für gehobenes Mittelmass wie Goretzka verbraten - das mag den Aufprall erträglich machen. Die Bilanz in den letzten 10 Direktduellen gegen Stuttgart (4), Bayern (2), Leverkusen (2) und Leipzig (2) fällt mit 1 Sieg, 2 Unentschieden und 7 Niederlagen ernüchternd aus und spricht für sich.

Was hilft? Wird nicht einfach, diesen Turnaround zu schaffen, der finanzielle Vorteil wird es sicher erleichtern. Aber es wird jetzt viele mutige, schmerzhafte Entscheidungen brauchen. Ansonsten wird der langfristige Trend nicht gebrochen und der BVB spielt in 4-5 Jahren mit weiterhin extremen Kostenapparat um Platz 8.

Man kann echt nur hoffen, dass Ricken die nötige Entscheidfreudigkeit hat.


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