schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
A- A+
schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
Startseite | FAQ | schwatzgelb.de unterstützen
Login | Registrieren

Corona in Deutschland: Neuinfektionen steigen auf über 1000 (Corona)

Fonzie, Münster, Freitag, 07.08.2020, 21:03 (vor 1355 Tagen) @ TerraP

Bei allem Verständnis: Für irgendwen ist das in jedem Fall ein Armutszeugnis. Wenn die Verwaltung es nicht hinkriegt, Schulen und einzelnen Lehrern einen halbwegs rechtssicheren Umgang mit digitalen Plattform zu ermöglichen, ist das nach all den Monaten Pandemie einfach nur untragbar.

Da bin ich komplett bei dir. Aber so ist die Situation nun mal. Und das wurde kürzlich noch mal mit einem Urteil (in Bezug auf MS Teams) untermauert.

Sollte es daran liegen, dass Lehrer oder ganze Schulen nur mit Plattformen arbeiten, wenn sie 100-prozentig sicher sind, dass alles den Regeln entspricht (ich sage nicht, dass es so ist), dann ist das halt eine sehr wenig unternehmerische Mentalität, mit der man anderswo nicht erfolgreich durchkäme.

Die Mentalität wird einem eben sehr schnell antrainiert, wenn Widersprüchen wegen kleinerer Verstöße gegen den Datenschutz nicht jedes Mal Recht gegeben würde. Das zieht sich ja durch alle Bereiche, hat zum Beispiel dazu geführt, dass es kaum noch möglich ist, auf Klassen- oder Kursfahrten irgendjemanden in ein Gewässer zu lassen.

Ich wundere mich zum Beispiel: Die Grundschullehrerin meines Sohnes hat während des Lockdowns regelmäßig Videocalls über Teams durchgeführt. Stand die dann mit einem Bein im Knast?

Im Knast nicht, aber kurz vor einer Dienstaufsichtsbeschwerde. Das kann man albern finden (tue ich auch) ist aber leider die Relaität.

Wenn die Landesverwaltung nicht mal ner MS-Office-Plattform vertraut, kann sie auch im Grunde direkt schließen.

Würde sie oftmals ja, aber es gibt eben genug Widerstand (nicht von den Schulen...):
https://www.sueddeutsche.de/bildung/schule-datenschutz-1.4979575 (ich hoffe, der Link entspricht den Regeln)

Unsere Schule ist bereits relativ weit im Einsatz digitaler Medien, wir haben in jedem Raum Projektionsmöglichkeiten (Beamer, Whiteboards, Bildschirme, jeweils mit Apple TV) einige Sätze an Leih-Tablets und auch drei Jahrgangsstufen, wo jeder Schüler ein eigenes besitzt (das wächst gerade noch hoch, bevor jemand fragt). Die Eltern tragen das grundsätzlich auch recht einhellig mit, aber danach hört die Einigkeit schon auf.

Unser Technik-Kollege aus der Informatik und unsere Schulleitung bekommt regelmäßig Beschwerden, dass der Datenschutz nicht ernst genommen wird und viel stärkere Content-Filter eingesetzt werden müsste, Zugriff auf Youtube stärker beschränkt etc. Das wäre ja leicht zu handhaben, wenn es auf der anderen Seite nicht genauso heftige Beschwerden gäbe, wieso die Geräte durch digitales Rechtemanagement so stark eingeschränkt würden. Ehrlich gesagt, kann ich sogar die Einwände von beiden Seiten irgendwo verstehen. Beim Einsatz von MS Teams oder Zoom geht das dann noch krasser auseinander. Alle wollen Videokonfereznen, aber bitte absolut flüssig, intuitiv und mit hundertprozentiger Datensicherheit.

Ich finde es grundsätzlich schwierig, dass hier von einigen (nicht nur dir, gab ja mehrere, teilweise noch kritischere Rückmeldungen ) so getan wird, als wären in den Schulen nur Stümper und Technikverweigerer am Werk, die gerade das Thema aussitzen. Ich wage mal zu behaupten, dass die wenigsten davon jemals als Lehrer gearbeitet und erst Recht keine Erfahrung im Bereich Schulentwicklung und -organisation haben. Und das nervt mich dann schon, weil ich eben mitkriege, mit wie viel Einsatz und Arbeitszeit gerade ein Großteil der Leute an den Schulen versuchen, unter schwierigen Bedingungen irgendwie halbwegs vernünftige Lösungen zu finden. Für die Kinder anderer Menschen und obwohl vielen von ihnen als Beamte keiner was könnte, wenn sie das mal halblang machen würden.

In meiner Klasse ist ein Kind mit Diabetes, mehrere Kinder mit Asthma und mehrere übergewichtige Kinder. Das sind dann teilweise die paar "Risikofälle" die eh bald tot sind und die einige hier häufig kleinreden und für die dann eben vielleicht mal, wie beim Auslöser dieses Strangs, eine Schule etwas zu früh geschlossen wird. Und dieser Mangel an Empathie lässt mich dann oft fassungslos zurück, egal ob da eine Lehrkraft sich falsch verhalten hat oder mehrer oder ob vielleicht auch alle nach den Regeln gehandelt haben und man nun auf Nummer sicher gehen will.

Ich bin echt froh, dass die Eltern unserer Schüler die ganzen Anstrengungen und vor allem den Grund dafür im Großteil auch sehen und zu schätzen wissen, auch wenn die Situation manchmal für alle Beteiligten, v.a. die Kinder und Jugendlichen frustrierend ist. Ohne die ganze positiven Rückmeldungen zwischendurch wären die letzten Wochen sicherlich oft noch mal anstrengender gewesen, als sie es ohnehin schon waren.

Zum Anschluss: Entschuldigung, wenn ich hier jetzt so eine Textwand hinterlassen habe, aber ich bin dann jetzt auch mit dem Thema fertig. Vielleicht können wir morgen dann bitte einer anderen Branche erklären, wie man mit drei Minuten nachdenken tausend Möglichkeiten gefunden hat, wie sie ihren Job locker viel besser machen können. ;)

Die meisten waren ja sicher schon mal im Urlaub, da muss es doch etliche Experten für die Tourismusbranche geben. Die ganze Kompetenz in Bezug auf Schule scheint ja auch eher vom eigenen Kunstunterricht von vor 15 Jahren und zwei Elternabenden in der Grundschule zu kommen. Vielleicht auch vom Lehrer-Nachbarn, der ja jeden Tag um 13:30 im Garten liegt.


Antworten auf diesen Eintrag:



gesamter Thread:


1232951 Einträge in 13676 Threads, 13773 registrierte Benutzer Forumszeit: 24.04.2024, 09:53
RSS Einträge  RSS Threads | Kontakt | Impressum | Nutzungsbedingungen | Datenschutzerklärung | Forumsregeln