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Entwicklung der letzten Kalenderwochen (Corona)

Ulrich, Donnerstag, 06.08.2020, 21:25 (vor 1330 Tagen) @ Blarry

Die Sache mit der "Bildung unserer Kinder" wäre vielleicht nicht ganz so tragisch - und ganz sicher nicht so zynisch als Argument -, wenn das Bildungswesen nicht dem einzigen Ziel dienen würde, 18jähriges Menschenmaterial auf den Arbeitsmarkt zu pumpen. Wie Tönnies, nur im Beamtenstatus.

"Aber die Kinder verlieren ein Jahr!" Ja, schrecklich, wenn Thorben erst mit 19 sein Abi machen kann und ein Jahr kürzer in die Rentenkasse einzahlt, wie Generationen vor ihm auch.

Rein strategisch ist die größte Herausforderung das Beharren auf starren Verfahren. Im Prinzip möchte man den Fünfjahresplan durchboxen, ohne sich den Umständen anzupassen, und verzweifelt lieber am Plan, als flexibel zu reagieren.

Mein Vater ist mit 12 Jahren nach der sechsten Klasse von der Volksschule abgegangen. Mein Großvater war schwerstbeschädigt aus dem Krieg zurückgekehrt, und mein Vater musste beim Bauern arbeiten, sonst wären meine Großeltern aus dem Kotten, in dem sie wohnten, heraus geflogen. Glücklicherweise hat ihm sein Lehrer damals kein Abgangs-, sondern ein Abschlusszeugnis der Volksschule ausgestellt. Er war der Meinung, dass mein Vater auch den Stoff der 7. und 8. Klasse beherrschte. Das ganze spielte sich in einer Bauerschaftsschule ab, die erste bis achte Klasse wurde gemeinsam beschult. Das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. In den letzten ein, zwei Jahren vor dem Kriegsende war in de Ballungsräumen in Deutschland kein geordneter Schulunterricht mehr möglich. Und viele Schüler ab dem Alter von 14 Jahren wurden zudem als Flakhelfer verheizt, nicht wenige in den letzten Kriegsmonaten in Volkssturm, etc. durch den Fleischwolf gedreht. Nach dem Kriegsende gab es gerade in den vom Bombenkrieg stark betroffenen Städten in den am stärksten betroffenen Stadtteilen vielfach nicht einmal mehr Schulgebäude. Und schaut man z.B. nach Syrien, etc., dann ist es dort teilweise noch heute so.

Verglichen damit haben wir heute "Luxusprobleme". Geht alles gut, und wir bekommen im ersten Halbjahr 2021 wirksame Impfstoffe, dann wird man später auf ein "Notschuljahr" zurückschauen können. Nicht schön, aber keine Katastrophe. Eine Katastrophe wäre es, wenn die Wirtschaft von der Pandemie so stark angeschlagen werden würde, dass eine der Weltwirtschaftskrise Ende der zwanziger Jahre Anfang der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts vergleichbare Rezession drohen würde. Dann würden die Schulabgänger nämlich primär in die Arbeitslosigkeit entlassen.


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