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Neu auf schwatzgelb.de: Die Quadratur des Kreises (BVB)

Knüppler17 ⌂, Dienstag, 08.10.2019, 11:56 (vor 1660 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de

In der Kommunikation gibt es große Linien, die als Dauerbrenner immer gespielt werden sollten. Konjunturelle Themen, die mal lodernd und mal auf Sparflamme brennen sollten. Und kleine Aspekte, die man mal bringen kann, wenn die Situation sie so hergibt. In allen drei Bereichen sehe ich derzeit Defizite und stimme Phil und Didi diesbezüglich zu. Konkrete Beispiele:

Große Linien: Der BVB positioniert sich als bester Club der Welt, wenn es um junge Talente geht. Ein vergleichsweise ruhiges Umfeld trifft auf vergleichsweise gute Titelchancen, sehr gute Chancen sich im Spitzenfußball zu etablieren sowie sehr gute Chancen zur Vereinslegende werden oder nach einigen Jahren einen großen Sprung zu machen.

Dieses Thema müsste kommunikativ immer gespielt werden, es müsste auf der Webseite stehen, auf der Aktionärswebseite, als Abbinder unter jeder Pressemitteilung. Es müsste auf jeder dritten oder vierten Pressekonferenz ein Satz zu jungen, talentierten Spielern fallen, die das volle Vertrauen des Vereins genießen. Genau das passiert aber nicht oder nur zaghaft. Auf der Aktionärswebseite stehen ein paar Sätze dazu, auf der Homepage muss man aber schon suchen, um solche Statements zu finden. Mindestens seit der Sommerpause habe ich darüber nichts mehr gelesen, weil es in "Meisteransage, Hummelstransfer, etablierte Spieler holen" unterging.

Das war eine verlorene Chance, weil man all diese Punkte wunderbar miteinander hätte kombinieren können: "Wir vertrauen unseren Talenten so sehr, dass wir ihnen die Meisterschaft zutrauen. Wir wollen, dass unsere Talente von den besten Spielern der Welt lernen können. Deshalb haben wir Mats Hummels zurückgeholt, um Akanji und Balerdi die ganze Erfahrung eines Weltklassespielers zu bieten. Jeder junge Spieler, der sich für Borussia Dortmund entscheidet, kann sicher sein, an etablierten Kräften wie Roman Bürki, Marcel Schmelzer, Axel Witsel, Marco Reus und Mario Götze sportlich wie menschlich zu wachsen, aus verschiedensten Erfahrungsschätzen zu lernen. Gerade auch dann, wenn es einmal nicht so läuft, wie es bei jeder jungen Mannschaft natürlich einmal vorkommen kann."

Konjunkturelle Themen: Kommerzialisierung im Fußball, Verteilung der TV-Gelder, Red Bull & Co im Fußball, UEFA Super League oder WM 2022 in Katar - auch hier werden Themen liegen gelassen, zu denen man sich nicht unbedingt äußern muss, aber durchaus äußern kann. Die Leichtathletik-WM in Doha hätte eine Steilvorlage geboten, sich zu positionieren, wie es andere Clubs getan haben.

Gerade in Zeiten, in denen es sportlich schlecht läuft, müsste hier mehr passieren. Warum nicht jeden Tag drei, vier, fünf Pressemitteilungen verschicken, in denen über die aktuellen Fortschritte beim Fanhaus berichtet wird (selbst wenn es nichts aktuelles geben sollte)? Warum nicht eine PM zur Leichtathletik-WM verschicken? Warum nicht das Länderspiel in Dortmund ausschlachten und ein großes Tagebuch führen? Warum nicht alle Ex-Spieler, die irgendwo greifbar sind, zu Interviews herumreichen und Kehl, Weidenfeller, Owomoyela, Riedle und Co gezielt ein paar unbekannte Geschichten rausjagen lassen?

Das lässt sich wunderbar kombinieren mit kleinen Themen: Warum nicht berichten, was Aki heute morgen in der Zeitung gelesen hat, was der Mannschaftsbetreuer gestern Abend lustig fand und was in den kommenden Tagen in der Mannschaftsküche auf dem Speiseplan stehen wird (mit saisonalen Rezepten für jedermann)?

Natürlich sind viele dieser Themen komplett affig, unbedeutend und kann man auf sie verzichten. Natürlich ist es in der Regel sogar klug, solche Themen nicht ständig zu bedienen. Doch muss man sich eben eines vor Augen führen: Wann immer der Druck auf die Mannschaft so groß wird, dass sie sich selbst limitiert und vielleicht in einen Negativstrudel gerät, muss eine Ablenkung her. Jürgen Klopp konnte das alleine ganz hervorragend, im gelegentlichen Doppelpass mit Aki Watzke noch besser: hier mal ein Ausraster an der Seitenlinie, da mal eine überzogene Liebesbekundung zu Verein und Mannschaft, dort mal ein paar gemeinsame Takte mit Watzke - jede Geschichte, die darum kreiste und die Aufmerksamkeit auf Klopp zog, war eine Geschichte weniger, die sich um Defizite der Spieler und Mannschaft drehte. Jede dieser Geschichten gab der Mannschaft einen Tag Ruhe, um sich auf das Sportliche zu konzentrieren.

Eben das fehlt jetzt. Man wusste bei Lucien Favres Verpflichtung, dass er keiner ist, der groß kommuniziert, das Rampenlicht liebt und seine rosa Bäckchen gerne mal in den Gegenwind hält. Ist nicht weiter schlimm, man hätte sich kommunikativ aber darauf einstellen müssen. So versucht nun Watzke wie in guten alten Kloppzeiten mit einem Seitenhieb auf Aubameyang für einen Nebenkriegsschauplatz zu sorgen - leider reagiert der so uncool, dass Zorc direkt abräumen muss und nach 12 Stunden wieder alles vergessen ist. Hätte man das mit einer cooleren Reaktion über 3-4 Tage spielen und am Köcheln halten können, wäre es topp gewesen. Jetzt sind aber schon wieder die Themen ausgegangen und gibt es ein Vakuum, in dem zwei Wochen über den Zustand der Mannschaft, die Defizite der Spieler und ihre Probleme mit dem Trainer diskutiert werden kann.

Gerade jetzt wäre es wichtig, Akzente zu setzen und so viele Pressemitteilungen zu konjunkturellen oder kleinen Themen zu verschicken, dass in den Gazetten einfach kein Platz mehr für große Texte zu sportlichen Aspekten bleibt - und seien sie noch so inhaltsleer. Leider wird aber genau das in der benötigten Taktung wohl nicht passieren.


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