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Das Kippen des Spiels (BVB)

Will Kane, Saarbrücken, Sonntag, 10.02.2019, 12:49 (vor 1894 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de

Wenn man versucht, das gestrige Spiel in seinem Verlauf und seinem Endergebnis zu erfassen, dann kann man sicherlich diverse einzelne Punkte benennen, die in ihrem Zusammenwirken und Ihrer Summe eine nachvollziehbare Erklärung ergeben. Dazu ist hier sicherlich schon sehr vieles geschrieben worden. Diese einzelnen Punkte sind ohne Frage sehr wichtig, beantworten für mich persönlich allerdings nicht in ausreichendem Maße die Kernfrage, warum es zu so zwei unterschiedlichen Halbzeiten kommen konnte. Dies gilt im übrigen für beide Teams, was vielleicht in der Betrachtung ein wenig zu kurz kommt. Man könnte vielleicht sagen, dass in HZ 1 der BVB fast alkes richtig und Hoffenheim fast alles falsch gemacht hat und dass es in HZ 2 nahezu umgekehrt war, obwohl unsere Elf die Führung zunächst sogar mit einem wunderbar herausgespielten Tor ausbaute und beinah noch das vierte Tor erzielt hätte. Unter dem Strich war das Unentschieden mMn jedenfalls folgerichtig und nachvollziehbar.

Die Frage nach einer Erklärung für die Unterschiedlichkeit beider Halbzeiten beschäftigt mich dabei im übrigen unabhängig vom Endergebnis des Spiels. Es wäre auch so, wenn wenn wir mit einem Tor Differenz gewonnen hätten oder Sancho den vierten Treffer für uns erzielt hätte statt den Pfosten zu treffen. Individuelle Fehler oder Ermüdungserscheinungen bei einzelnen Spielern oder ein gewisser Schlendrian auf unserer Seite, eine erhöhte Aggressivität und Unermüdlichkeit auf Seiten der Hoffenheimer erklären vielleicht, warum das eine oder andere Tor so gefallen ist wie es gefallen ist, erklären für mich aber nicht, warum das Spiel so kippen konnte. Ich persönlich sehe hier eher ein generelles Problem und weniger die Summe individueller Probleme. Ganz nebenbei sehe ich das bei Bayern übrigens ähnlich. Wobei man sich immer darüber im Klaren sein muss, dass es um den Tabellenführer und den Verfolger geht, deren ‚Probleme‘ alle anderen Teams sicher gerne hätten...;-)

Nagelsmann hat sein Team in HZ 1 recht tief verteidigen lassen. Der Plan schien mir, über Konter zu agieren. Das funktionierte nicht, weil unsere Spielverlagerungen uns immer wieder Räume für Kombinationen, insbesondere unter Beteiligung Sanchos gebracht haben. Das Hoffenheimer Mittelfeld könnte kaum Bälle erobern, konnte unsere Verlagerungen nicht verhindern und nach vorne keine Angriffe initiieren. Wir hatten keinen Grund, für die zweite Halbzeit etwas zu ändern, Hoffenheim dagegen schon. Und genau das tat Nagelsmann getan. Er korrigierte seinen falschen Ansatz aus HZ 1, tiefer zu verteidigen. Mit Beginn der HZ 2 ließ er deutlich höher und intensiver pressen. Damit kamen wir sichtlich nicht zurecht, darüber sollte der Ausbau der Führung nicht hinwegtäuschen. Nagelsmann passte die Mannschaft auch personell seinem geänderten Konzept an. Den defensiv wie offensiv überforderten Demirbay wechselte er aus, brachte dafür Geiger. Ein logischer Wechsel, wenn man höher presst und eine defensive Absicherung braucht. Geiger hatte aber auch den Raum, aus der Tiefe heraus seine Mitspieler einzusetzen. Ebenfalls ausgewechselt wurde Kramaric, der im Prinzip nicht zu sehen war, für den wesentlich agileren und variableren Belfodil. Wir wiederum haben nicht auf diese taktischen und personellen Änderungen reagiert. Wir haben weder unsere taktische Ausrichtung dem höheren und intensiveren Pressing der Hoffenheimer angepasst, noch haben wir auf die personellen Umstellungen reagiert. Und genau hier liegt für mich der Schlüssel, warum das Spiel gekippt ist. Dieses Kippen fand mMn nicht in der letzten Viertelstunde des Spiels statt, sondern mit Beginn der 2. HZ. Spätestens, als Hoffenheim zu den ersten Chsncen kam, hätten wir reagieren müssen. Darüber sollten unser drittes Tor und der Pfostentreffer von Sancho Chance mMn nicht hinwegtäuschen. Irgendwann würde dann reagiert von der Trainerbank. Allerdings nach meiner Einschätzung zu spät und vor allem nicht richtig, da wir uns dass Heft des Handelns bereits aus der Hand hatten nehmen lassen. Taktische Gegenmaßnahmen zur veränderten Vorgehensweise der Hoffenheimer gab es nicht. So ging es mit fortschreitender Spieldauer bei uns immer mehr um Schadensbegrenzung als darum, das Spiel selbst wieder zu bestimmen und zu kontrollieren.

Auch wenn wir nun einen knappen Sieg noch über die Zeit gebracht hätten, wäre das eigentliche Problem geblieben. Insofern kann dieses Unentschieden durchaus auch einen positiven Effekt für Trainerteam und Manschaft haben, da mit einem ‚Hauptsache gewonnen‘ nicht die Notwendigkeit für Verbesserungen abgeschwächt werden kann. Wir haben nun einmal ein recht junges und in Teilen neu zusammengesetztes Team, von dem auch das Trainerteam noch nicht die Grenzen so genau kennt. Ich bin zuversichtlich, dass dieser positive Effekt auch eintreten wird.

Letztes Wochenende haben wir ‚1:1 gewonnen‘, nun haben wir ‚3:3 verloren‘. Aber wir sind nach wie vor Tabellenführer und unser Vorsprung auf auch nicht unbedingt souveräne Bayern beträgt 5 Punkte. Nicht die schlechtesten Voraussetzungen für den weiteren Saisonverlauf.


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