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FourrierTrans, Freistaat Sauerland, Freitag, 31.05.2024, 15:35 (vor 570 Tagen) @ Lattenknaller
bearbeitet von FourrierTrans, Freitag, 31.05.2024, 15:52

Das ist ja auch eines der Probleme warum wir mit dem Status quo zu kämpfen haben, während alle anderen nach Corona schon wieder wachsen.


Also ernsthaft, der deutsche Stinkstiefel war in Andalusien schon immer nur knapp beliebter als der rüppelnde Brite und der dreckige Franzose (Kurzumfrage bei meinen spanischen Nachbarn).
Das deutsche Wachstumsproblem hat aber sicher andere Ursachen. Mir würden da zuerst die Energiethematik, mangelnden Investitionen, fehlende Arbeitskräfte v.a. bedingt durch Demographie und eine gewisse Innovationsunfreundlichkeit einfallen.


Das wiederum ist interessant, weil man das tatsächlich auch in Deutschland täglich hört, man aber im übernächsten Beitrag auch vorgelesen bekommt, dass aktuell wirklich gefühlt jedes Großunternehmen in Deutschland quer durch alle Branchen kräftig stellen ins Ausland verlagert. Und da dann wirklich auch Fachkräfte, vom Entwickler über Produktionsingenieur, Marketing Menschen, Projektleiter, you name it. :-)


Ich weiß (also richtig wissen) von 2 meiner Kunden, dass die IT-Teile nach Rumänien, Spanien und Indien auslagern, weil sie da noch Leute finden. Während in München und Stuttgart in dem Fall es faktisch unmöglich ist, für das gewünschte Gehaltsgefüge (einer zahlt schlecht, ein anderer mittelmäßig) jemanden zu finden. Wir reden hier von ca. 200 Leuten gesamt. Der einzige Grund ist wirklich der Arbeitsmarkt in Deutschland.
Woanders mag es durchaus auch andere Gründe geben, dass die Märkte in Deutschland und Europa gesättigt sind und wir uns hier auf den Füßen rumstehen, aber es ist einfach Fakt, dass uns die Arbeitsmarktthematik sehr beschäftigen wird.


Kenne ich auch, Automobilindustrie oder Chemieindustrie, aber auch Masch-/Anlagenbau, Konsumgüter oder Pharma. Wobei in Rumänien der Verteilungskampf auch härter wird, was Gehaltsforderungen angeht. Aber man kann das wirklich einfach auch stumpf suchen, die Abbauprogramme der Firmen sind ja auch öffentlich kommuniziert. Es reicht tatsächlich meist, einfach die erste große Firma, die einem in den Kopf schießt zu googlen und mit "Sparprogramm" zu versehen, du wirst mit sehr hoher Trefferquote einen Artikel aus 2023 oder 2024 finden, wo Verlagerungen in die von dir genannten Länder (häufig aber auch Asien) für hochgradig qualifizierte Stellen genau beschrieben werden. Teils mit Verweis auf den Jahresabschluss ("Lagebericht").
Ich frage mich nur: warum zahlt man denn das Gehaltsgefüge nicht einfach, weil ja so wie du es auch beschreibst, es der deutschen Wirtschaft bilanziell besser geht denn je? Wer soll in München noch eine erste kleine Führungsrolle als, sagen wir mal Abteilungsleiter, unter 150k Euro beginnen? Das ist doch Blenderei von den Firmen, das "wir können uns die Gehaltsforderungen nicht leisten". Zumindest von den großen Corporates.


Diese unteren 6 Stellen beim Gehalt für Fachkräfte scheinen im HR und auf oberste Ebene in Deutschland Geschwüre auszulösen. Bis auf Abteilungsleiterebene erlebe ich da teils nur noch Verzweifelung. Anstatt das zu zahlen und Leute aus dem europ. Ausland anzuwerben und in Deutschland vernünftig in die Prozesse einzubringen, lagert man dann komplett aus. Ich meine Rumänien und Spanien geht ja noch, da habe ich durchweg positive Erfahrungen was die Kommunikation und Arbeitsergebnisse angeht, solange es noch intern ist. Aber Asien ist dann schon kritisch. Wenn dann an externe outgesourced wird, gerne an die Big 5, geht es dann schnell den Bach runter was Produktqualität und Zeit angeht. Wir haben da Produkte in der Kette, Wahnsinn. Von der schlechten Qualität sind Endkunden direkt betroffen. Das kostet Zeit und Geld. Ist aber auf einer anderen Kostenstelle im Ausland. Und wird sich trotzdem noch schöngerechnet. Das man damit die Porsches der Partner einer der Big 5 finanziert und intern bei den Kunden und den Mitarbeitern nur Frust, scheint egal zu sein.
Ich mache das noch ein paar Jahre und kümmere mich dann um meine Freizeit.

Ja.
Mal ein Beispiel aus der Praxis, ich kenne da primär die IGM-Strukturen, keine Ahnung, wie es bei der IGBCE ist.
Typischer Ingenieur-Job in der Zentrale, in NRW, EG14.4. In der Regel immer 35h-Vertrag (manche machen auch 40h, ich habe das glücklicherweise hinbekommen, macht finanziell doch einiges aus, war aber in meinem Ex-Konzern nie eine Option), man kommt da so im Schnitt (je nach Leistungszulagen, die sich aber für gewöhnlich auch in einem Rahmen x bei allen Beschäftigten bewegt) auf 95-100k. Ich kenne die EG-Gruppen der anderen Bundesländer nicht alle im Detail, die sind teils anders bezeichnet, aber es kommt in der Spitze immer auf's Gleiche raus. Und dann kommt irgendwann HR und will dir einen AT-Vertrag andrehen. Ich habe das selbst live erlebt, für eine kleine Führungsstelle. 3-4 Leutchen die ich disziplinarisch führen sollte, sowas in dem Bereich, als nächter Karriereschritt, sozusagen. Und dann kommen die in die Verhandlung, ich soll alle meine IGM-Benefits aufgeben, im Vertrag stehen dann 40h (Überstunden abgegolten) statt den vorherigen 35h und im ersten Schuss 115k drauf. Das höchste Maß der Gefühle waren nach größtem Industrieschauspiel von HR 120k.
Sind die doof? Frage ich mich da ernsthaft. Erstens kann ich doch rechnen, was das bedeutet, wenn ich 35h gegenüber 40h vergleiche im Stundenlohn, unabhängig davon, dass in so einer Position die 40h eh passé sind, plus keinerlei IGM-Verhandlungen mehr, die für mich gefochten werden jedes Jahr. Und dann kommen die dir immer mit den gleichen Parolen "ist nur der erste Schritt der Karriere" und "da muss man sich erst beweisen", also quasi wie früher, ich soll mich für die Fahne und für die Ehre verbrennen. LOL. Gut, jetzt habe ich es halt woanders hinbekommen, mit den 40h und IGM-Vertrag was anständiges im gleichen Rahmen und ohne AT zu basteln, aber das kann doch nur ein Witz sein, auf den unteren Führungspositionen, genau das, was du auch beschreibst. Da gehe ich wenn noch eher zu einem Koreaner oder Ami, da kriege ich wenigstens was dafür, wenn ich richtig Karriere machen will.
Ein ehemaliger Kollege von mir ist bei einem großen amerikanischen Chiphersteller. Führt zwei Leute disziplinarisch, in Deutschland. Dementsprechend schon auch so seine 50-60h Woche oft, aber der nimmt dann eben 200-250k Euro mit jedes Jahr. Bevor ich mir da so eine halbgare Karriere in dem lowperformer deutschen Konzernen antue, würde ich wohl auch eher dahingehen. Aber da ich ja bekanntermaßen faul bin, bleibe ihc wohl auf meinem IGM-40h-Bums. :D

p.s. zu Rumänien: Ja, auf jeden Fall, aber brutale Fluktuation. Macht nebenan der Bosch auf oder der Conti oder Honeywell und die zahlen 5% mehr, ist selbst der Werkleiter in zwei Wochen weg.


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