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Frankreich und Saarland - Parallelen (Corona)

Will Kane, Saarbrücken, Samstag, 09.05.2020, 23:51 (vor 1445 Tagen) @ Philipp54

Danke für den link.

Im kleinen Saarland (der Vergleichsmaßstab schlechthin für Ausmaße von Ölteppichen und Waldbränden) mit seinen gerade einmal knapp 1 Mio Einwohnern (und damit gerade einmal so eben auf Augenhöhe mit der Stadt Köln) ist es interessanterweise im Prinzip so wie auch in Frankreich. Die Anzahl der Covid-19 - Fälle (identifizierte Infizierte, ambulante Behandlungen, Krankenhausbehandlungen, Aufenthalte auf Intensivstationen, Tote) konzentriert sich in einer bestimmten Region und die Hälfte der Toten entstammen den Alters-/Pflegeheimen.

Da Saarbrücken mit ca. 180.000 Einwohnern, als Landeshaupstadt und Universitäts- und Hochschulstadt sowie als Einkaufsmittelpunkt im Saarland die einzigen wirklichen städtischen Strukturen aufweist und neben einer großen Klinik der Vollversorgung noch andere größere Krankenhäuser beheimatet, ist dies vielleicht auch nicht unbedingt verwunderlich.

Aber nicht unbedingt, was die Alters-/Pflegeheime anbelangt. Die Kleinstadt Püttlingen (gehört zum Regionalverband Saarbrücken) hat nur etwa 20.000 Einwohner. Im dortigen Seniorenheim der AWO sind allerdings allein 29 Covid-19 - Tote zu verzeichnen gewesen. Von 147 im gesamten Saarland.
Die Heimleitung verweist zwar darauf, dass es keine Obduktionen gebe und man nicht in jedem Fall wisse, ob ein Bewohner an z.B. einer Hirnblutung oder an Covid-19 gestorben sei oder die Vorerkrankung (sämtliche Tote hatten Voererkrankungen) in Verbindung mit Covid-19 für den Tod verantwortlich sei. Was aber nichts daran ändert, dass das Virus in das Heim eingeschleppt worden ist und sich dort in Windeseile ausbreitete. So wie dies u.a. bei den Salmonelleninfektionen oder Infektionen mit dem Norovirus der Fall ist. Und dass so etwas passieren kann und dass die Heimbewohner zu den besonders verletzlichen Menschen zählen, war sowohl den verantwortlichen Politikern, als auch den Betreibern bekannt. In Frankreich wie im Saarland.

Das Beispiel aus Lyon ist sicherlich ein Extrembeispiel, wie man die Bewohner eines Heimes auch ohne Schutzmaterialien wie Masken und Handschuh schützen kann und erfordert ein Maß von Selbstaufopferung der Mitarbeiter, wie das von niemandem erwartet werden kann. Aber es zeigt, was möglich ist und vor allem möglich gewesen wäre.

Es erstaunt mich schon ein wenig und wundert mich andererseits auch wieder nicht, dass es niemanden so recht wirklich zu interessieren scheint, was da eigentlich geschehen ist. Weil die Heimbewohner nicht ‚systemrelevant‘ sind, ohnehin nicht die Aussicht auf ein langes restliches Leben hatten, ein großer Kostenfaktor sind oder man vor dem Elend am liebsten den Blick abwendet?

Immerhin hat man im Saarland insofern die Konsequenzen gezogen, dass die Heime (Bewohner und Personal) nun durchgetestet und keine weiteren Infektionen festgestellt wurden. Wie es nach den Lockerungen in der Besuchsregelung weiter geht, wird man sehen.


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