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So unterschiedlich werden die Maßstäbe heutzutage gesellschaftlich gesetzt (Sonstiges)

Sven, Witten, Sonntag, 03.11.2019, 20:16 (vor 1636 Tagen) @ markus

In NRW wohnen knapp 14 % Ausländer, in den Gefängnissen (nach offiziellen Angaben und ohne Personen, die die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen haben) 36% Ausländer. Bewerten kannst du das selber, hoffe ich.


Das Verhältnis wäre aber deutlich ausgeglichener, wenn wir nicht diesen sehr hohen Wohlstand hätten. Wer sozial und finanziell abgesichert ist, hat in der Regel keinen Grund kriminell zu werden. Wer dagegen in einer Umgebung mit Gewalt aufwächst, wenig Bildung hat, einkommensschwach ist, in einer fast ausweglosen Lage ist und wenig bis nichts zu verlieren hat, der wird sehr viel schneller kriminell. Du differenzierst hier alleine nach Herkunft und suggerierst damit: Weil es Ausländer sind, sind sie kriminell.

In NRW wohnen knapp 14 % Ausländer, in den Gefängnissen (nach offiziellen Angaben und ohne Personen, die die deutsche Staatsbürgerschaft angenommen haben) 36% Ausländer. Bewerten kannst du das selber, hoffe ich.


Das Verhältnis wäre aber deutlich ausgeglichener, wenn wir nicht diesen sehr hohen Wohlstand hätten. Wer sozial und finanziell abgesichert ist, hat in der Regel keinen Grund kriminell zu werden. Wer dagegen in einer Umgebung mit Gewalt aufwächst, wenig Bildung hat, einkommensschwach ist, in einer fast ausweglosen Lage ist und wenig bis nichts zu verlieren hat, der wird sehr viel schneller kriminell. Du differenzierst hier alleine nach Herkunft und suggerierst damit: Weil es Ausländer sind, sind sie kriminell.

Ich bin zwar inhaltlich bei dir. Dennoch kotzt es mich an, wie hier unterschiedliche Maßstäbe angesetzt werden.

Wenn es darum geht, dass die Wahrscheinlichkeit für eine Straftäterschaft bei Ausländern höher ist, dann wird (zurecht) abgewiegelt. Dann wird auch (zurecht) darauf hingewiesen, eine Bevölkerungsgruppe nicht in die Schublade "Kriminelle" zu packen, auch wenn sie da prozentual zahlenmäßig stärker vertreten ist. Eine Bevölkerungsgruppe unter generalverdacht zu stellen, geht einfach gar nicht in meinen Augen, und zwar egal wer das ist. Bis hierher bin ich völlig einverstanden.

Wenn wir uns aber mal das Thema Männer / Frauen im allgemeinen in Deutschland anschauen, ist die gesellschaftliche Argumentation komischerweise genau andersherum. Da werden Männer von vornherein als potentielle Täter, Frauen als potentielle Opfer aufgeführt und ja, auch hier bezieht man sich auf die Statistik wie Rechte es bei Flüchtlingen tun. Und hier findet man das plötzlich angemessen, was die AFDler umgekehrt bei der Ausländerdebatte angemessen finden. Bevölkerungsgruppe in potentielle Täterschaft und in potentielle Opfer einzuteilen.

Ist jetzt zwar ein harmloses Beispiel, aber sinnbildlich gemeint: Denn einen kruden gesellschaftlichen "Konsens" habe ich vor ein paar Tagen bei einem Konzert in Köln (Archive) erst wieder erlebt. Eine Frau geht auf die Männertoilette, auch wenn diese bereits überfüllt ist. Kein Mann spricht sie an (außer mir). Keiner traut sich etwas zu sagen. Die Frau reagiert auf meine freundliche Frage, was sie denn hier zu suchen habe, empört und weist darauf hin, dass die Frauentoilette schließlich noch voller sei als die Männertoilette und es entsprechend ganz natürlich sei, dass sie die Männertoilette mitbenutzt. Andere Männer um mich herum gehen schon mal in Stellung, um zu schauen, ob die Frau, die ich freundlich anspreche, vielleicht vor mir beschützt werden muss. So. Man stelle sich das ganze mal umgekehrt vor. Ich gehe einfach mal auf die volle Frauentoilette. Die Wahrscheinlichkeit, dass die Polizei oder zumindest der Ordnerdienst benachrichtigt wird, dürfte bei knapp 100% liegen. Das sollte ein mann sich heutzutage mal erlauben. Dies ist natürlich nur ein ganz harmloses Beispiel, mit dem ich aber aufzeigen möchte, wie man hier etwas in Ordnung findet (Männer sind per se potentielle Täter, Frauen Opfer), was man bei anderen Gruppierungen (eben zum Beispiel Ausländer und Straftäterschaft) nicht in Ordnung findet. Und so etwas nennt man dann Political correctness. Kotz! Denn das hat null mit Gerechtigkeit zu tun. Und dann braucht man sich halt auch nicht zu wundern, wenn es abseits der AFD und abseits von Rassimus Menschen gibt, die sich gegen Political Correctness auflehnen.

Wem das Beispiel oben zu harmlos ist. Wieso ist Exhibitionismus nach wie vor in Deutschland für Männer strafbar, für Frauen nicht? Warum dürfen sich Frauen in der Öffentlichkeit Dinge erlauben, die Männer sich niemals erlauben dürften? Ja, und damit meine ich auch, dass niemand aufschreit, wenn eine Abteilung mit Frauen sich laut darüber unterhält, wie schön muskulös doch der Mitarbeiter XY aus der Nachbarabteilung ist und was für eine tolle Figur der hat und wie gern man den vernaschen möchte. Die Männerabteilung hingegen, die sich lautstark über die Oberweite der Kolleginnen austauscht, wird sich aber sehr schnell im Personalbüro wiederfinden. Vorwurf Sexismus. Funktioniert natürlich (in der Regel) nur in diese eine Richtung. Auf einem Auge halt blind. Oder Stichwort körperliche Gewalt: Die Dunkelziffer von Gewaltopfern durch das andere Geschlecht, so besagt eine Studie, ist bei Männern deutlich höher als bei Frauen. Der Grund? Für den Mann ist es noch peinlicher, als es für eine Frau ist, dieses zuzugeben, denn der Mann wird ausgelacht, wenn er sich das von einer Frau gefallen lässt. In einem Streit mit physischer Gewalt hat ein Mann nahezu keine Chance einer objektiven Darstellung. Er ist automatisch der Täter. Auch das zeigen einige Versuche, in denen Schauspieler auf einer Fußgängerzone folgendes Szenario nachspielten: Eine Frau verprügelt einen anderen Mann. Es kommen zwar Leute zur Hilfe, doch diese helfen ausschließlich der Frau mit, obgleich die Schauspieler keine Szene vorweg stellten, bei der der Mann etwas getan hätte. So funktioniert das in unserer Gesellschaft und wird auch noch gesellschaftlich gefördert.

So, was das ganze mit Sarrazin zu tun hat? Sehr viel! Denn Teile der Bevölkerung unter Generalverdacht zu stellen, wird geduldet und gefördert in Deutschland. Wenn ich das aber in Bezug auf Männer und Frauen dulde und fördere, brauche ich mich nicht zu wundern und nicht zu beschweren, dass genau das gleiche auch mit anderen Bevölkerungsschichten gemacht wird.

Und ja, ich freue mich jetzt schon auf die Antworten, die da mal wieder lauten werden, dass Statistiken zeigen, dass es eben mehr Männer als Gewalttäter gibt und dass es darum völlig okay sei, wie das läuft, aber bei Ausländern sei das natürlich ganz anders. Und dass ich mich verpissen soll mit meiner Meinung, die nicht political correct ist.

Ist halt eben verlogen, diese Debatte, wie sie geführt wird. Jedenfalls danke fürs Lesen, falls jemand bis hierher gekommen ist. Und da ich mit Sicherheit von irgendwem ganz Schlauen in die AFD Ecke gestellt werde (oh je, da stellt jemand Political Correctness in Frage oder wagt es tatsächlich, etwas Kritisches dazu zu schreiben), sei noch darauf hingewiesen, dass ich Flüchtlinge unter Generalverdacht genau so schlimm finde wie den Generalverdacht allgemein bei Männern.


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