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Wieso hat er Unrecht? (Politik)

markus, Samstag, 08.06.2024, 15:21 (vor 562 Tagen) @ Davja89

Freut mich das ihr euch so Einig seit.
Schön in diesen Tagen mal was nettes zu lesen.

Inhaltlich muss man trotzdem wiedersprechen.

Corona, Inflation und Zinserhöhungen haben unsere EU Partner auch getroffen und die sind deutlich besser durch die Krise gekommen.

Was heißt „besser durch die Krise gekommen“? Weil andere Länder trotz höherer Zinsen noch ein Wirtschaftswachstum hatten? Das kann zum einen daran liegen, dass sie auf niedrigerem BIP generell höhere Wachstumsraten haben. Zum anderen ist es erstmal ein schlechtes Zeichen, wenn eine Zinserhöhung in einigen Ländern nicht ausreichend wirkt, da diese Länder die EU-Inflation nach oben treiben und die anderen dafür umso länger bluten müssen. Es ist also keineswegs positiv, wenn eine solche Maßnahme in einigen Ländern nicht gewünschten Effekt erzielt. Und noch schlimmer wäre, wenn sie nirgendwo wirken würde.

Wirtschaftswachstum bedeutet, dass nicht nur die Preiserhöhungen von den Konsumenten ohne Probleme aufgefangen werden, sondern darüber hinaus auch noch real mehr konsumiert wird. Sprich: Dass trotz deutlich höherer Preise die Nachfrage steigt. Was dann die Preise zusätzlich ankurbelt, vor allem bei knappen Angebot. Genau dieser Effekt sollte ja durch Zinserhöhungen verhindert werden und bei uns hat das hervorragend funktioniert.

Daher ist es bei manchen eventuell etwas zu Schwarz aber bei euch ist es mir deutlich zu viel "wird schon gutgehen".

Aus eigener Erfahrung kann ich euch sagen:

Ich arbeite in der energieintensiven Industrie. Die hat 2 bis 3 absolute Katastrophenjahre hinter sich. Das war im europäischen Ausland bei weitem nicht so düster.
Abwanderung ist ein großes Thema auch wenn der Himmel wieder etwas heller wird die letzten Monate.

Es ist aber schwierig jetzt ein individuelles Interesse mit dem kollektiven zu vergleichen. Wenn das oberste Gebot die Bekämpfung der Inflation ist und man sich bewusst dafür entscheidet, in den Markt mit höheren Zinsen einzugreifen, dann hat das natürlich auch Auswirkungen und führt zu einer höheren Arbeitslosigkeit. Das ist dann in Einzelfällen scheiße, aber das geringere Übel im Vergleich zum Gesamtinteresse. Denn eine hohe Inflation über einen längeren Zeitraum hat viel verheerendere Auswirkungen, wie man in der Türkei sehen kann.

In den USA waren in den letzten zwei Jahren vor allem die Jobdaten relevant. Das klingt zwar komisch, aber da war es dann positiv, wenn mehr Menschen arbeitslos wurden als neue Jobs entstanden sind, da dies ein Indikator dafür ist, dass die Nachfrage tatsächlich schrumpft und somit der Preisanstieg gebremst werden kann.

Für die Betroffenen ist das natürlich scheiße. Allerdings ist eine hohe Inflation, die schnell außer Kontrolle geraten kann, das deutlich größere Übel.


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