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Interessante Einschätzung (Sonstiges)

FourrierTrans, Dortmund, Montag, 07.06.2021, 21:05 (vor 1054 Tagen) @ Sascha
bearbeitet von FourrierTrans, Montag, 07.06.2021, 21:15

Ich wollte die Themen gar nicht kleinreden. Viele Menschen dort haben aber eben einfach andere Probleme. Wenn dein Job vom Braunkohlebergbau abhängt, dann sieht man Klimapolitik vermutlich auch zwiespältig. Für Genderdebatten sind viele der Ü50-Fraktion wohl zu festgefahren und wenn in deinem 500-Seelen-Dorf die Bewohner zu 100 % weiß und (offiziell) hetero sind, beschäftigst du dich vermutlich auch eher nicht mit Diversität.

Solche Leute kannst du mit Sicherheit relativ leicht mit der simplen Parole "die in Berlin machen keine Politik für die normalen Bürger" abholen.

Ich denke aber, dass die o.g. Themen auch nur "so hohe Wellen" schlagen, weil die Probleme viel tiefer liegen und sich diesen niemand annimmt.
Die ganze ehemalige "working class", die sich in den 60er-80er/90er Jahren, durch einfache aber harte Arbeit einen steigenden Wohlstand leisten konnte, ist doch komplett weggebrochen und zu einer völlig perspektivlosen Armutsschicht verkommen. Wenn man ehrlich ist. Ersetzt worden ist diese durch eine breite Masse von Akademikern, die im Grunde auf einem ähnlichen Wohlstandsniveau "verharren".
Ich habe heute beispielswiese noch eine Headline gelesen, dass das Renteneintrittsalter eventuell auf 68 erhöht werden soll (klar, sozial abgefedert, blabla, kann niemand glauben, wenn man alleine die gegenwärtige Altersarmut betrachtet). Parallel dazu werden diese Gesellschaftsschichten dann relativ aggressiv abgestempelt, wenn sie sich über's Gendern u.ä. nicht positiv äußeren, weil sie sich im Grunde in viel elementareren Dingen bedroht sehen.
Und dann geht die ganz große Runde los, wie man nur so konservativ und nationalistisch sein könnte, das echte Problem aber überhaupt nicht in den Blick nehmend. Mir erschließt sich diese Ignoranz gegenüber der sozialen Problematik nicht, die vornehmlich aus dem Milieu vorgetragen wird, zu dem man mich auch zählen muss (urban lebend, dicker Akademikerjob, nett abgefedert in einem Konzern). Wir werden es mit dem "Ihr blöden AfD-Wähler Nazis" finger pointing nicht lösen, egal wie legitim diese Vorwürfe sind, wenn man die Ursachen dieser Aggression nicht beseitigt. Sie werden sich nur verschlimmern über die nächsten 1-2 Jahrzehnte, wenn wir das soziale Auseinanderdriften weiterhin ignorieren.


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