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Interessante Einschätzung (Sonstiges)

burz, Lünen, Montag, 07.06.2021, 11:10 (vor 1053 Tagen) @ guy_incognito

https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/soziologe-kollmorgen-wir-sehen-die-renaissance-der-cdu-als-ost-partei-li.163527


Die ersten beiden Absätze zur afd und DDR.


Der wichtigste Abschnitt ist mMn eigentlich der Letzte zum Demokratieverständnis.

Ältere Ostdeutsche sind eben in nicht-demokratischen Verhältnissen aufgewachsen, haben aber die DDR-Prägung der Versorgungsmentalität. Der Staat regelt alles von der Schule bis hin zum sicheren Arbeitsplatz. Mit der Wende haben sich viele versprochen, dass genau dies erhalten bleibt, sich aber zusätzlich die wirtschaftliche Gesamtsituation erheblich verbessert (Kohls blühende Landschaften).

Die DDR und ihre Bürger waren auf die freie Marktwirtschaft nicht vorbereitet, bzw. die Wende kam rückblickend vielleicht zu früh. Die schnelle Abwicklung der Staatsbetriebe über die Treuhandanstalt konnte eigentlich nicht gut gehen. Und genau das hat bis heute zu dem tief sitzenden Misstrauen der älteren Generationen geführt.

Daher ist es schon ein interessanter Aspekt, dass man nun eine Protestpartei gefunden hat, die im Gegensatz zur PDS/ Linken eine bundespolitische Schlagkraft besitzt.

Ein anderer wichtiger Punkt ist übrigens das Thema Rassismus. Man bekommt häufig den Eindruck, dass dieser erst nach der Wende entstanden ist. Er war jedoch schon in der DDR weiter verbreitet als in der BRD, u.a. aufgrund der vielen Gastarbeiter. Meine Eltern hatten durch ein Austauschprogramm eine Kontaktfamilie (er Ingenieur, sie Lehrerin) nahe Halle, die wir auch nach der Wiedervereinigung anfangs besucht haben. Da kamen schon ab und zu Sprüche, bei denen man selbst damals mit den Ohren geschlackert hat.

Insgesamt scheint die AfD im Osten an einem Limit angelangt. Das haben Sachsen, Brandenburg und Sachsen-Anhalt gezeigt. Ein gewisses Wählerpotential der Frustrierten wurde eingesammelt, mehr scheint aber nicht drin zu sein, trotz der Corona-Maßnahmen und Flüchtlingsthematik. Das zeigt mir auch, dass Ostdeutschland im Wandel ist. Es geht zwar langsam voran, aber mit Halle/ Leipzig, Dresden oder dem Berliner Umland (Tesla) entstehen neue Perspektiven, irgendwann gibt es relevante Zuzüge aus dem Westen.

Zeitgleich sterben die alten DDR-Generationen aus, so dass in 30-40 Jahren nur noch die paar Dorfnazis übrig bleiben.

Ist es denn so, dass die AFD ihre Wähler mehrheitlich bei älteren Ostdeutschen findet? M.E. ist es naiv zu glauben, dass das Problem sukzessive wegstirbt. Viele Einstellungen wurden an die nachfolgenden Generationen "veerbt". Oder die Fremdenfeindlichkeit entsteht durch weitgehend fehlende Kontakte zu diesen "Fremden". Ich habe nicht den Eindruck, dass sich Letzteres in den nächsten Jahren großartig ändern wird, da auch die meisten Fremden kein großes Interesse an einem Zuzug in die ostdeutsche Provinz haben sollten.


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