schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
A- A+
schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
Startseite | FAQ | schwatzgelb.de unterstützen
Login | Registrieren

Gegenfragen (BVB)

Paolo, Donnerstag, 04.08.2016, 12:42 (vor 2823 Tagen) @ Redaktion schwatzgelb.de

Ist die Jahreszahl 2016 nicht durch jede andere Jahreszahl austauschbar, in der Profifußball betrieben wurde?

Lässt sich die Teilnahme am Spielbetrieb in einem Land, das Weltmeister im Waffenexport ist, aus moralischen Gründen rechtfertigen?

War beim Kauf eines Fußballtrikots nicht schon immer nur Angebot und Nachfrage ausschlaggebend? Oder hat man die früher verschenkt? Wenn ja, lag es vielleicht daran, dass das Interesse am Profifußball zugenommen hat?

Gab es nicht schon in den 50er / 60er Jahren Spieler die zwischen Vereinen hin und her transferiert worden sind? Seit wann steht bei einem Fußballspieler der Charakter im Vordergrund und nicht die Kompetenz, Fußball zu spielen? Würden wir nicht alle nur unsere Freunde aufstellen, wenn es nach Charakter ginge?

Hat man der Emotionalität im Fußball Adieu gesagt, nur weil man es nicht schlimm findet, dass man manche Spieler nicht so sehr / nicht grenzenlos leiden kann? War es 2008/2009 nicht leicht, die Spieler zu mögen, wo doch alle jung und unbeschriebene Blätter waren?

Ist es unvorstellbar, dass in einem Spiel wie zum Beispiel gegen Malaga Gedanken an den Karriereplan für 90 Minuten ruhen?

Was ist daran verkehrt, seine Energie und Kraft dafür aufzuwenden, eine Marke zu bilden, einen Konzern zu formen und eine Marketing-Strategie zu entwerfen? Wird das nicht alles nur getan, um dem Verein zu helfen? Ist das nicht auch Arbeit, die es zu respektieren gilt?

Ist es ein Zufall, dass ausgerechnet die Jahre 2011 und 2012 glorifiziert werden, wenn es um "Echte Liebe" geht oder hat das etwas mit Titeln zu tun? War der Grundstein für die Erfolge nicht eher die Saisons zuvor, als die Mannschaft umgebaut wurde und mit Hilfe einer immer weniger erdrückenden Finanzlast nach und nach verstärkt wurde? Als Spieler wie Subotic nicht aufgrund der größeren Strahlkraft zum BVB gewechselt sind, sondern eventuell auch aufgrund eines finanziell zumindest dem der TSG Hoffenheim gleichwertigen Angebots?

Wie will man eine Zeit verherrlichen, in der man es als Underdog zu Titeln geschafft hat, wenn man kein Underdog mehr ist? Ist das nicht extrem verlogen und heuchlerisch?

Waren die Jahre 2010 und 2011 nicht vielleicht auch deshalb so emotional, weil davor eine sehr lange Durststrecke voller Abstiegsangst, Unentschieden und verpasster Europaliga - Teilnahmen war? War es nicht auch dadurch so intensiv, dass Vereine wie Hoppenheim, VW, Bayer & Co einen sehr bedrohlichen Gegenpol der Retortenclubs gebildet haben?

Andererseits - wenn man den Blick mal in den Bereich internationaler Fußball schweifen lässt... sind wir da nicht immer noch Underdog? Sollte es in diesem Kontext einen nicht sogar mit Stolz erfüllen, dass der angefeuerte Verein es ohne in Fremdbesitz zu sein schafft, eine schlagkräftige Mannschaft aufzustellen?

Sind diese inneren Konflikte nicht einfach nur Ausdruck einer bereits bekannten Problematik? Nämlich, dass es leicht ist, nach oben zu kommen, aber schwer, oben zu bleiben?

Alles in allem muss ich sagen, dass ich in dem, was aktuell passiert, sehr viel Platz für Fußballromantik sehe. Was der Verein aus eigener Kraft auf die Beine stellt, ist sehr bemerkenswert. Gemessen an der Konkurrenz national und international ist das sehr respektabel und wie schon geschrieben in Anbetracht der finanziellen Verhältnisse noch immer nicht einfach. Ich finde nicht, dass eine China-Reise die Romantik zerstört. Ich finde es sogar schön, dass mehr Leute die Möglichkeit haben, den BVB zu kennen und vielleicht auch verfolgen. Ich fände es auch schön, wenn der Verein dadurch Mehreinnahmen hat, weil ich es einfach gut finde, dass wir gemeinsam erfolgreich sind. Ich denke, dass man aufpassen muss, nicht immer mit dem moralischen Zeigefinger durch die Welt zu rennen. Die Probleme mit den Ultra-Gruppierungen sind für mich als Außenstehenden verständlich und die Gründe sind meiner Meinung nach nicht im Fehlverhalten des Vereins zu finden. Enttäuscht haben in den letzten Jahren doch vor allem die Spieler, die 2010 / 2011 erfolgreich waren und die Hoch-Zeit der "Echten Liebe" mitgeprägt haben. Sei es, dass einige zur Konkurrenz geflohen sind, sei es, dass andere ihren Fokus auf den Sport verloren haben und sich wenig selbstkritisch negativ über den Verein äußern. Sei es, dass andere "eine neue Erfahrung" machen wollen... Auf jeden Fall finde ich, dass man Romantik nicht in den Spielern finden kann. Eher in der Art und Weise, wie der Verein geführt wird, wie auf allen Ebenen versucht wird, den Verein nach vorne zu bringen. Oder auch, wie soziale Projekte unterstützt werden. Wie Leute im Alltag ihr Bestes geben. Das ist es, was man respektieren sollte und nicht unbedingt die Leistungen der Spieler. Daran kann ich nach den Erlebnissen der letzten Jahre nicht mehr glauben.

Unter dem Strich finde ich, dass die Verantwortlichen etwas mehr Vertrauen und Anerkennung verdient haben. Denn den Job, den Zorc, Watzke und auch Cramer machen, ist verdammt gut. Das heißt nicht, dass man keine Kritik üben darf. Ich finde aber, dass vieles verdammt gut läuft.


Antworten auf diesen Eintrag:



gesamter Thread:


1233934 Einträge in 13687 Threads, 13784 registrierte Benutzer Forumszeit: 27.04.2024, 04:43
RSS Einträge  RSS Threads | Kontakt | Impressum | Nutzungsbedingungen | Datenschutzerklärung | Forumsregeln