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Neu auf schwatzgelb.de: Romantik als Schimpfwort (BVB)

ram1966, Dortmund, Donnerstag, 04.08.2016, 11:27 (vor 2822 Tagen) @ LordVader
bearbeitet von ram1966, Donnerstag, 04.08.2016, 11:32

Noch vor kurzem hätte ich mich bei diesem Text sehr wieder gefunden...
aber nach einigem Nachdenken eher nicht mehr.

Diese Ganze Fussballromantiknummer ist tatsächlich nichts anderes als ein "früher war doch alles besser". Und wie in praktisch allen Bereichen ist das halt falsch.

Bzw. Es ist halt keine Sache, die man in der Sache begründet findet. Wenn es früher besser war, dann eher deshalb, weil die eigene Wahrnehmung eine deutlich andere war. Das hat nicht nur mit damaliger selektiver Wahrnehmung zu tun. Es wurde halt nicht alles bis ins allerkleinste zerlegt. Jedes Wort noch auf der Goldwaage seziert. Nicht nur von Spielern, sondern auch von Fans/Fangruppen oder Verantwortlichen. Man beschäftigte sich auch als regelmäßiger Fan nicht 24/7 mit dem BVB. Man diskutierte nicht jede Zeitungsente stundenlang in einem Forum. Ja man unterhielt sich beim Stammtisch (da aber auch nur eher kurz) und erst recht im Stadion über die Spieler und Veränderungen in der Mannschaft, aber halt nicht wie heute permanent. Dementsprechend sind Wortbrüche/unschöne Wechsel (Möller, Metzelder, Rummenigge anyone?) zwar auch diskutiert worden, aber es rollte nicht so eine Welle durch die Fangemeinschaft...

Irgendeiner hat unten angesprochen, dass früher Trainings regelmäßig besucht wurden. Das war aber auch in einer Zeit, wo dabei eher so 50-100 Leute auftauchten und nicht die Massen wie heute. Auch waren Trainingsspionage in D noch komplett unbekannt und auch deutlich schwieriger, als mit einem Handy ein Video aufzunehmen...

Damit will ich gar nicht sagen, dass dieses Klammern an alte Werte falsch sein muss... nur wird es sich auch bei bestem Willen aller Beteiligten nicht bewerkstelligen lassen.

Das gegenseitige schwarz-weiß Aufteilen in Romantiker vs. Erfolgsfans hilft dabei jedenfalls nur bedingt, zumal jeder die Grenze anders zieht...
Ich selbst habe z.B. in der Personalie Götze meinen Frieden gemacht, indem ich mir nochmal vergegenwärtigt habe, was von den Handlungen ihm zuzuschreiben ist, und was anderen und was mir (da dann dieser unbegründete Glauben, dass da 11 junge Freunde die Liga aufmischen und das auch weiter tun werden). Ich kann jeden verstehen, der da zu anderen Schlüssen kommt... aber dieser Hass und die angedrohten/angekündigten Handlungen die definitiv den Verein schädigen würden verstehe ich halt nicht. (Ja wenn ich mir da Sorgen mache bin ich wohl "nur" ein Erfolgsfan)

Ja, bei längerem Nachdenken, ja, da kann ich Dir sehr zustimmen. Die Öffentlichkeit und das Behandeln der relevanten und nicht relevanten Themen um den Verein hat ein irres Ausmaß angenommen. Da werden Umfragen gestartet, Zeitungen rühmen sich damit "drei Seiten nur über den BVB", soziale Medien, in denen jeder alles und jeden filmen, kritisieren, beurteilen darf.

Und bei uns stellt sich dann eben eine gewisse Sättigung ein, die bei dem ach so "blöden Klatschpappenpublikum" schon dauerhaft vorhanden ist. Nicht nur im Stadion, sondern auch im täglichen Leben, wenn gewisse Vorgänge wieder und wieder durchgekaut werden. Da kann schon mal Langeweile aufkommen.

Ich erinnere mich an eine Schlagzeile aus den 90ern, Zeitung habe ich wieder vergessen, in der doch tatsächlich geschrieben stand, dass Heiko Herrlich und Thomas Häßler zu Croatia Zagreb wechseln würden.

Und ich wurde von einigen gefragt, was da denn dran sein könnte. Das war für mich so absurd, dass ich daraufhin vermehrt nur noch O-Töne für bare Münze genommen habe.

Klar, dieses Jahr hat uns einiges abverlangt, gegen den Transfer von Hummels zu Bayern hätte ich wohl eine ganze Stange Geld verwettet, Götze, Miki und Gündogan taten ihr Übriges dazu. Man merkt einfach, dass sich eben nicht alles um den BVB dreht, dass diese Rolle, die wir uns selbst vermeintlich zugeordnet haben nicht annähernd der Wirklichkeit entspricht.

Vielleicht hatten wir alle auch ein bisschen den Gedanken, die Bayern von ihrem Thron stoßen zu können und dann kommen immer wieder diese "Rückschläge" in Form von Transfers der tragenden Säulen der Mannschaft.

Dazu kommt dann der Ablösesummenwahnsinn, den man entweder mitmacht, oder es eben so anstellt, wie wir es gerade getan haben: Junge Raketen zu verpflichten, die mit Sicherheit ein gehöriges Maß an Potenzial mitbringen, bei denen aber keineswegs verbrieft ist, dass sie dies auch auf den Platz bringen können.

Die Summen für Schürrle und Götze konnten wir locker stemmen aufgrund der Einnahmen aus den drei großen Transfers.

Was im Moment sicher etwas fehlt, ist die Identifikationsfigur in der Mannschaft. Aber auch Kuba, Großkreutz und Neven haben auch nicht alle von Beginn an diese Rolle eingenommen, sondern diese sich Stück für Stück erarbeitet.

Es ist eben ein enormer Umbruch, ein Mix aus Enttäuschung und Entrüstung, der durch die Fangemeinde geht. Aber ich spüre auch eine ganze Menge Aufbruchstimmung und Vorfreude auf die neue Saison. Heute im kicker das Interview mit Demebele zu lesen hat sehr viel Freude bereitet und das scheint ein Typ zu sein, der ähnlich wie Auba unsere Herzen im Sturm erobern kann.
Dazu kommen einige mehr als interessante Spieler. Insgesamt ist der Mannschaft eine Menge zuzutrauen. Ich freu mich jedenfalls drauf.

Trotzdem gebe ich den Leuten Recht, Tuchel hat es ja auch erwähnt, dass man aufpassen muss, die Menschen nicht zu verlieren, die diesen Sport so lieben und ihn finanzieren. Man City ist das Negativ-Beispiel schlechthin. Oder China, wo ein 43jähriger Christian Vieri wieder die Schuhe schnürt, sicher nicht, weil er schon immer mal in China leben wollte.

Ein schmaler Grat, auf dem gewandelt wird. Mal sehen, in welche Richtung das noch geht. Ich bin gespannt.


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