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Neu auf schwatzgelb.de: Romantik als Schimpfwort (BVB)

prosakind, wäre-gerne-in-Graz, Donnerstag, 04.08.2016, 09:25 (vor 2815 Tagen) @ Scherben


Ich habe mich das hier ja auch in mehreren Artikeln schon gefragt. Aber nicht hinsichtlich der Frage, welche Spieler kommen und gehen dürfen und wohin man ins Trainingslager fahren darf und wohin nicht, sondern hinsichtlich der Frage, warum man momentan im Stadion das Gefühl hat, dass der Fußball auf dem Platz irgendwo zwischen "war immer schon da" und "störendes Beiwerk" changiert.

Kein Mensch von uns ist BVB-Fan geworden, weil der BVB eine klare Haltung zum Thema "Menschenrechte" hatte oder weil beim BVB nur total nette Jungs aus der eigenen Jugend auf dem Platz standen, sondern wegen des Spiels unten auf dem Rasen. Es wäre schön, wenn wir dieses Thema wieder in den Vordergrund rücken könnten. Denn von dieser Art von Emotionalität hängt letztlich alles ab. (Und insbesondere findet man in der Vereinsführung vielleicht auch wieder mehr Gehör, wenn dort das Gefühl herrscht, mit den Fans an einem Strang zu ziehen.)

Ich lese in Saschas Text (mit dem ich sehr viel anfangen kann), mehr rein als eine Fokussierung auf Fanbelange und ethisch richtiges Vereinsverhalten (welches das Geschehen auf dem Spielfeld außer Acht lässt). Klar ist niemand ausgerechnet aus diesen Gründen Borussia-Fan geworden, aber zumeist wohl aus einer Kombination vieler anderer Gründe: Eine besondere Art Fussball zu spielen mag dazu gehört haben (aber ein Alleinstellungsmerkmal war hier ja auch eher die Ausnahme, als die Regel - Borussia sammelt aber jedes Jahr neue Fans). Borussia Fans wurden aber auch viele u.a. wegen dem persönlichen Bezug zur Stadt Dortmund und der Rolle, den der BVB für die Stadt einnimmt. Borussia Fans wurden auch einige aus Sympathie zu handelnden Akteuren (Trainer) oder Spielern. Andere, weil sie das Gefühl hatten, das der Verein und alles drumherum was besonderes sind. Andere, weil der Verein gerade erfolgreich war. Nicht wenige vermutlich, weil ihnen im Kindestalter die Triktots oder die Vereinsfarben gut gefielen. Wiederum andere, weil sie ein sozialer Bezug zur Borussia brachte. Oder auch die Ausstrahlung, die Südtribüne und Auswärtsmob auf sie hatten. Und diese Liste lässt sich ewig weiterführen und hat dann in vielen Fällen eher sekundär mit dem Geschehen auf dem Platz zu tun.

Diese "Entscheidungsgründe" (ich mag das ganze eigentlich nicht so rational sehen und bin emotional eher bei der Erklärung Nick Hornbys, dass die Vereinswahl nicht vom Fan ausgeht, sondern dass der Verein sich den Fan aussucht) fundieren dann in gewisser Weise die Liebe zur Borussia, verändern sich und weiten sich dann im Fan-Leben auch aus. Konfrontiert mit den Beweggründen Hunderter anderer "Familienmitglieder" adaptiert man einige deren Gründe, andere verwirft man. So ensteht dann ein Gesamtbeziehungsbild, dass die individuelle Fan-Verein-Bindung prägt. Und diese Bindung, da bin ich ganz bei Sascha, darf ruhig gegen kühl-rationale (Frau Merkel würde sagen: marktkonforme) Argumentation verteidigt werden - ach was, nicht darf, sollte, muss.

Das ist nämlich für mich gelebte Vereinskultur - jeder soll die Gemeinschaft, deren Teil er ist, so gestalten wollen, wie er sie haben möchte. Und da gehört eine Menge mehr zu, als alles dem sportlichen Erfolg unterzuordnen.


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