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Sehr gute Einschätzung (Spieltage)

uwelito, Wambel forever, Mittwoch, 15.01.2025, 13:40 (vor 327 Tagen) @ fallrückzieher

Jede erfolgreiche Mannschaft braucht eine Achse im Kader, an der sich die Spieler auf dem Platz ausrichten und die die Richtung vorgibt. Ich bin mir sicher, dass auch in unserer Elefantenrunde viel hierüber diskutiert wurde (zumal Sammer solche Hierarchien ja extrem wichtig sind).

Leider kam es hier wohl reihenweise zu Fehleinschätzungen, die derzeit unser vermutlich größtes Problem sind.

Für eine solche Achse kommen Spieler in Betracht, die auf ihrer Position leistunsmäßig unumstritten sind, die für Konstanz stehen und die einen natürlichen Führungsanspruch als Teil der Persönlichkeit haben.

Im aktuellen Kader hat man sich dann wohl nach dem Abgang von Hummels auf eine Achse mit Kobel, Schlotterbeck, Can und Brandt fokussiert (was sich ja auch bei der Benennung der Kapitäne abbildet).

Leider halte ich hiervon nur Schlotterbeck für geeignet.

Kobel ist abseits seiner fusballerischen Defizite auch intellektuell niemand, der für eine Fuhrungsrolle taugt.

Can ist eigentlich 6er, hat diese Position in seiner Zeit bei uns aber nur einige Monate zufriedenstellend ausgefüllt. Der jetzige Trainer sieht ihn hier nicht. Seine Vertragsverlängerung war Unsinn, die Kapitänsbinde an seinem Arm wirkt wie ein Fehlerbild.

Julian Brandt ist seit 2019 hier. Bei ihm liegen in den beiden Wagschaalen die Begriffe Phlegma und Talent. Am Ende überwiegt aber immer das Phlegma. Alle, die auf die Idee kamen, ihn als Säule, Konstante und Dreh- und Angelpunkt unseres Offensivspiels einzuplanen, gehören zeitnah von ihren Aufgaben entbunden.

Wer aus dem aktuellen Kader könnte noch Teil einer Achse sein? Ryerson erscheint mir als zuverlässiger Arbeiter trotz fusballerischer Defizite geeignet. Süle, der eigentlich für eine solche Rolle geholt wurde (und auch so vergütet wird), hat - so denn mal gesund- genug mit sich zu tun. Ansonsten sehe ich nicht viel.

An wem sollen sich die jungen Spieler, die neuen Spieler also ausrichten?

Und wenn diese Analyse so weitgehend richtig ist, dann muss sich die Zusammenstellung dieser Elefantenrunde kurzfristig grundlegend ändern. Ricken muss Sammer verabschieden, einen neuen Sportdirektor installieren und Watzke möglichst aus diesen Runden raushalten. Wenn er das nicht zu entscheiden vermag, ist er der falsche Mann für den Posten.

Ich stimme dir weitestgehend zu. Zwei Dinge noch. Julian Brandt wurde ganz offensichtlich nicht nur als zentrales Element unseres Offensivspiels eingeplant, sondern auch zum Führungsspieler „ernannt“. Die wichtigste Charaktereigenschaft eines wirklichen Führungsspielers ist absoluter Siegeswille. Der ist aber nicht nur eine grundsätzliche und irgendwie abstrakte Haltung, sondern manifestiert sich in der Praxis ganz konkret in so gut wie jeder Situation bzw. Aktion auf dem Platz, insbesondere in den Zweikampfsituationen, Sprintduellen etc. Diese Situationen sind kleine Einzelwettkämpfe, die man allesamt für sich entscheiden will, weil man das Gewinnen liebt, das Verlieren hasst, weil man es geniesst sich mit anderen zu messen, weil es um Stolz oder Ehre oder um was auch immer geht. Ein Führungsspieler kann übrigens durchaus ein Arschloch sein. Siehe Kimmich oder Sammer. Brandt ist offensichtlich für so eine Rolle vollkommen ungeeignet. Und das ist überhaupt nicht zu beanstanden. Es liegt einfach nicht in seiner Persönlichkeitsstruktur. Sicherlich ist er „in der Kabine“ eine ganz wichtige Stimme, hat einen Superdraht zu allen, wird allseits gemocht, er dürfte ein sehr empathischer Typ sein. Aber eben auch jemand, der so gut wie keine Reibung erzeugt. Zudem kann nicht ausgeschlossen werden, dass seine eigentlichen Kernkompetenzen unter der Überfrachtung leiden, die seine neue Rolle bewirkt hat.

Des Weiteren halte ich es für eine Illusion, dass Ricken der Mann sein kann, der für tabula rasa sorgen wird. Ich glaube, dass er das überhaupt nicht will, aber auch nur deshalb von Watzke ausgewählt wurde, damit genau das nicht passiert. Zum einen sind da die Aussagen und Hinweise darauf, dass man ja schon zusammen gespielt hätte und sich schon so lange kennt und vertraut. Das Vertragsangebot auf der Mitgliederversammlung an Kehl spricht Bände. Ich glaube - natürlich reine Spekulation -, dass unter der Führung von Kehl ein wirkliches Umlenken viel wahrscheinlicher gewesen wäre, dass der viel kompromissloser und erfolgsorientierter ist (siehe Abschiede von Hummels oder Reus). Ob man die Altlast Sammer mit ihm losgeworden wäre, ist eine interessante Frage. Einerseits hat Watzke mehrmals gesagt, dass Sammer ausschließlich ein persönlicher Ratgeber der Geschäftsführung wäre und somit mit ihm auch Sammer gehen würde. Gesagt hat er das zu einer Zeit, als die meisten davon ausgegangen sein dürften, dass Kehl der Nachfolger von Watzke werden wird. Andererseits ist Sammer damals als Trainer der Hauptverantwortliche dafür gewesen, dass Kehl als Spieler überhaupt beim BVB gelandet ist. Viele offene Fragen und Spekulation. Sicher bin ich mir, dass Watzke sich nicht zuletzt für Ricken entschieden hat, um zu garantieren, dass alle Leute, die er selber installiert hat, an Bord bleiben können. Insbesondere auch Sammer. Typischer Patriarchen- Move, der einerseits die persönliche Loyalität belohnt, aber andererseits für die Zukunft eben auch garantieren soll, dass man aus dem Off weiterhin großen Einfluss ausüben oder gar die Strippen ziehen kann. Das würde bedeuten, dass vieles auch dann ziemlich genau so weitergehen würde, wenn Watzke offiziell abtritt. Keine schönen Aussichten.


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