Krass, wie sich hier einige äußern - Kontext Kroos Aussagen (Politik)

Timo_89, Samstag, 06.07.2024, 15:06 (vor 533 Tagen) @ Paul83

Der Podcast geht 1 Stunde 21 Minuten. Ich habe mir alles angehört. Wie viele von euch?

Es geht in 90-95% der Zeit ausschließlich um Fußball. Zwei mal geht es am Rande auch um gesellschaftliche Themen. Einmal in der Mitte, einmal am Ende. Beide Male wird dabei Kroos quasi als Familienvater zu seiner persönlichen Meinung gefragt bzw. äußert sich dazu.

Das erste Thema ist "Gewinnen" und er möchte, vielleicht als Profisportler verständlich, dass seine Kinder mit Feuer (bei welcher Sache auch immer) dabei sind und ihr Bestes geben. So weit so unkritisch, oder? Dann spricht er in den letzten 5 Minuten über seine "Wohnortwahl" nach der Karriere und warum er aktuell Spanien Deutschland vorzieht:

"Wenn ich es jetzt vergleichen würde mit Spanien. Ich habe eine 7 jährige Tochter. Wenn die jetzt älter wird, wenn die nachher 13, 14, 15 wird und wenn mich jetzt aktuell jemand fragen würde, würdest du deine Tochter, mit 14 tendenziell Abends um 23 Uhr jetzt in Spanien rauslassen oder in einer deutschen Großstadt? Wäre ich tendenziell glaube ich eher bei Spanien aktuell. Einfach von einem Gefühl, was rüberkommt, was passiert ist ja auch schon, ohne Frage. Ich sage nicht, dass in Spanien nichts passiert, ich möchte das jetzt nicht so pauschal [sagen], aber deswegen habe ich auch ganz bewusst gesagt ein Gefühl, aber dieses Gefühl hätte ich von mir aus vor 10 Jahren, von den Bedenken, ob es ihr jetzt wirklich gut ergeht und unbeschadet nach Hause kommt, nicht gehabt."

Er wurde hier im Kontext der Wohnortwahl dazu gefragt, wo er für sich und seine Familie die beste Situation vorfindet. Und dass sich ein Vater um das Thema Sicherheit seine Kinder Sorgen macht, ist doch das normalste der Welt. Das ist doch ähnlich wie, wenn ein Vater sagt, er möchte dass seine Kinder behüteter auf dem Land aufwachsen und nicht in einer Großstadt. Er ist sich konkret bewusst, es gibt in Deutschland und Spanien Probleme, aber er wählt eben aus einigen Gründen, aber eben auch aus diesem Grund, Spanien. Er wägt eben ab, zwischen den beiden Optionen, die er hat und kennt.

Weiter sagt er über Deutschland vs. Spanien als Wohnort:

"Es ist grundsätzlich eine etwas positivere Haltung zum Leben [in Spanien] glaube ich, das kriegt man schon mit. Auch wenn ich nicht sagen würde, dass Deutschland ein negatives Land ist. Man kriegt das ja auch in diesen Wochen mit, was möglich ist, auch in Deutschland. Was manchmal so fehlt, ist etwas zum festhalten, was einem diese Lebensfreude auch gibt. Jetzt ist es dann der Fußball für diese Wochen irgendwie. Aber das was man immer hat, da gibt es Sachen, die fehlen für so eine grundsätzliche positivere Lebenseinstellung, wie ich jeden Morgen aufstehe, das ist ein Punkt, der mal gefühlt etwas anders war. Aber natürlich ist auch viel passiert in den letzten Jahren, was jetzt nicht dazu beigetragen hat, dass es in die Richtung geht. Das ist ganz klar.

Er kontextualisiert hier sogar die zuletzt passierten Krisen, nehme an, dass er den Krieg und Corona und so weiter meint.

Dann sagt er zu Migration:

"Wir zeigen ja eigentlich schon, ob das jetzt 2006 war und was auch jetzt wieder ist, mit was für offenen Händen dieses Land auch Leute begrüßt. Ich finde das sensationell, ich finde das klasse. Nur es war halt [in der Migration] zu unkontrolliert. Man hat es nicht geschafft, diesen grundsätzlich sehr positiven Ansatz oder Gedanken, den ich zu 1000% unterstütze, weil ich finde das sensationell von Leute von außen zu uns kommen und hier glücklich sind, aber am Ende war es zu unkontrolliert. Und klar, wenn ganz viele Leute kommen, ist auch immer ein %-Teil dabei, genau so wie es unter Deutschen ist. Da ist auch immer ein %-Teil dabei, der uns selbst nicht gut tut. Und genau so ist es, wenn ganz viele Leute kommen und man da nicht immer unterscheiden kann, von denen, die uns nicht gut tun, dann wird es am Ende schwierig. Und das ist natürlich die Haltung der deutschen immer geteilter zu diesem Thema. Obwohl der Grundgedanke, dass Menschen kommen, die wir ja auch offensichtlich brauchen, dass die da sind, das ist ja sensationell und gut."

Auch hier kontextualisiert er, dass in unter vielen Menschen immer auch Idioten gibt, in Deutschland und außerhalb von Deutschland. Die Aussagen lesen sich doch schon anders oder nicht? Er steht grundsätzlich Migration nicht kritisch gegenüber, sondern der Umsetzung davon.

In diesem Gesamtkontext, 1.5 Std Podcast, dann mit den Vollzitaten, sind die Aussagen dann wirklich dazu gerechtfertigt, Toni Kroos hier schon wieder in eine Ecke zu stellen, wie es einige getan haben? Der sei ja ein Ostdeutscher und Ostdeutsche sind so so weiter, der hat keine Ahnung vom Leben der Millionär in seiner Bubble und so weiter.

Ich lese hier in erster Linie einen Familienvater, der eine Wohnortentscheidung getroffen hat. Außerdem spricht er nicht davon, dass er die eine klare Wahrheit hat, sondern von seinem persönlichen Eindruck und Gefühl. Er erwähnt auch im Podcast, dass er weniger eigene Begegnungen hat, als früher, aber eben noch viele Freunde und Familie in Deutschland hat. Vielleicht hilft der Kontext ein wenig, dass hier jetzt nicht alle Kroos verdammen und in eine Ecke stellen.