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Habeck vernichtet Söder (Politik)

Ulrich, Freitag, 01.03.2024, 07:44 (vor 664 Tagen) @ markus93

Herrlich wie der Grüßaugust wie ein Schulkind reagiert und versucht den Faktencheck zu unterbinden. Auch für mich dann doch neues dabei, dass man nur 2% an Strom generell zukauft war mir nicht bewusst.

Markus Söder, wie man ihn kennt. Er sitzt da breitbeinig und erzählt grinsend den größten anzunehmenden Unfug. Habeck war weitaus besser in der Materie, hatte auf den ersten Blick nur einen kleineren Fehler drin. Im britischen Hinkley Point wird nicht ein EPR-Block gebaut, es sind zwei. Zutreffend ist aber, dass auch dort die Kosten komplett entgleiten.

Wir haben ein europäisches, grenzüberschreitendes Stromnetz und einen grenzüberschreitenden Stromhandel. Man kauft da, wo der Strom am günstigsten ist. Durch den CO2-Preis ist der Strom aus Kohle teurer geworden, deshalb wird statt dessen wenn der auf dem Markt ist Strom aus CO2-freien Quellen gekauft. Strom aus Dänemark aus Windenergie, Strom aus Norwegen aus Wasserkraft und -in geringerem Umfang- Strom aus Frankreich vor allem aus Kernkraft.

Besonders der Stromhandel zwischen Deutschland und Frankreich hat eine sehr lange Tradition. AKW sind unflexibel, sie laufen sieben Tage die Wochen 24 Stunden durch. Anders als früher in Deutschland betreiben die Franzosen ihre Anlagen zu Zeiten geringer Nachfrage im Teillastbetrieb. Aber trotzdem übersteigt das Angebot dann die Nachfrage, der Strom wird dann in die Nachbarländer verkauft. In der Regel zu niedrigen Preisen. Erhöht sich die Nachfrage z.B. im Winter stark -in Frankreich heizt man traditionell viel mit einfachen Stromdirektheizungen- dann muss Frankreich elektrische Energie aus den Nachbarländern importieren, dann zu hohen Preisen.

Begrenzt wird dieser Stromhandel durch das Stromnetz. Über Wechselspannungsnetze kann man elektrische Energie nur über begrenzte Entfernungen übertragen. Deshalb gibt es zwischen Deutschland bzw. den Niederlanden und Skandinavien mit Gleichspannung arbeitende HGÜ-Seekabel, und auch in Deutschland werden HGÜ-Erdkabel geplant bzw. bereits verlegt.

Atomkraftwerke sind übrigens komplett inkompatibel zu einem System der Stromerzeugung, in dem elektrische Energie aus Wind und Sonne eine immer größere Rolle spielen. Um in so einem System die verbleibenden Lücken zu schließen, benötigt man flexible Kraftwerke, die man schnell hoch- und wieder herunterfahren kann. Batteriespeicher sind in Bruchteilen von Sekunden da. Speicher-Wasserkraftwerke in weniger als einer Minute, Gasturbinenkraftwerke spätestens nach einer Viertelstunde auf Volllast. Bei AKWs hingegen reden wir eher von Wochen als von Tagen, wenn es um das Hochfahren geht. Und zudem liegen hier die Investitionskosten pro Kraftwerk im zweistelligen Milliardenbereich pro Reaktor. Schon deshalb sollen die Anlagen durchlaufen.

Es gibt belastbare Studien darüber, welche Lücken auch bei einem weiter fortschreitenden Ausbau von Windkraft und Photovoltaik bleiben und wie man die schließen kann. Man benötigt viel Kraftwerksleitung aber in der Summe überraschend wenig Energie. Gasturbinen sind deshalb eine gut geeignete Lösung. Von allen klassischen Kraftwerkstypen sind hier die Investitionskosten am niedrigsten. Es gibt allerdings ein Problem, und das ist die Funktionsweise des aktuellen Strommarktes. Der ist in seiner aktuellen Form zwar erst gut 20 Jahre alt, aber er basiert noch auf dem Gedanken, dass Strom vor allem in fossilen Kraftwerken erzeugt wird. Es gilt das Prinzip der Merit Order. Sobald Gaskraftwerke ans Netz gehen, ziehen die den gesamten Strompreis nach oben, auch den für Strom aus Wind und Sonne. Hier muss man dringend ein neues Preisbildungssystem finden, das einerseits die Interessen der Betreiber der Gaskraftwerke berücksichtigt, andererseits aber riesige Schwankungen beim Strompreis verhindert.


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