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@pactum Antwort bzgl. Rumänien, Teil 1 (Spieltage)

Basti Van Basten, Romania, Freitag, 11.12.2020, 18:44 (vor 1838 Tagen) @ pactum Trotmundense

Ich habe mal den Titel geändert, damit du die Antwort vielleicht schneller findest.

Erst einmal möchte ich sagen, dass sehr viel Kritik an Rumänien berechtigt ist. Einige Sachen muss ich hier aber richtigstellen. Dass du es nicht besser weißt, will ich dir auch gar nicht vorwerfen. Ich mag gerne hier mit dir diskutieren.

Meine Äußerungen richteten sich auch gegen das Land Rumänien und nicht gegen die Rumänen. Der Staat ist gefordert und muss gegen seine Probleme etwas unternehmen. Leider hat man sich aber zur Strategie gemacht Korruption zu tolerieren

Hier muss ich zum ersten Mal widersprechen. Rumänien hat schon vor vielen Jahren der Korruption den Kampf angesagt. Bestechlichen Polizisten und Unternehmern drohen empfindliche Strafen. Wenn du mal in Rumänien unterwegs bist, wirst du auf jedem Tisch eines Restaurants, jedem Taxi und jedem Geschäft mindestens einen grünen Zettel finden, auf dem steht, dass man immer eine Quittung fordern soll.

Auch die Bürger sind dieses System der Korruption leid. Ich gehe darauf genauer in einem anderen Absatz ein.

Es ist ja nicht so, dass die EU Rumänien nicht zur Seite stehen würde. Im Gegenteil. Kaum ein Land erhält so viel Unterstützung und damit meine ich nicht nur finanzieller Natur. Nur irgendwie kommt aus Rumänien nichts zurück.

Rumänien sendet jedes Jahr hunderttausende Billiglöhner als Erntehelfer, Maurer, etc. nach Deutschland. Dass diese harte Arbeit wichtig ist, ist uns Deutschen gar nicht so bewusst, aber wenn wir mal an den letzten Sommer zurückdenken als die Bauern die Deutschen aufriefen sich als Erntehelfer zu melden, gab es keine ausreichenden Rückmeldungen. Die Arbeit wollte schlichtweg niemand machen. Selbst die AfD (!!!!) hat es dann für nötig gehalten von der Bundesregierung zu fordern, dass man wieder die Grenzen für osteuropäische Erntehelfer aufmacht.

Vergessen wird zudem, dass Westeuropa und Skandinavien enorm von rumänischen Medizinern und Pflegekräften profitieren. Speziell in der Coronakrise wurde das in Rumänien spürbar. Obwohl Rumänien viele Mediziner ausbildet, gab es hier nicht genügend Ärzte, um die medizinische Versorgung adäquat aufrecht zu erhalten. Deshalb mussten pensionierte Ärzte wieder aus dem Ruhestand geholt werden.

Rumänien bildet also momentan die Ärzte für Deutschland aus - und zwar nicht nur rumänische, sondern auch Deutsche, die in ihrer Heimat keinen Studienplatz bekommen. Ich habe hier vor Ort dutzende junger Leute aus Deutschland kennengelernt.

Das sind so Dinge, die man als Deutscher in der Heimat nicht sieht, weil darüber kaum berichtet wird. Deshalb auch kein Vorwurf von mir.

Mein ganz persönlicher Eindruck, den ich allerdings nicht mit wissenschaftlichen Untersuchungen belegen kann, ist der, dass man ganz froh ist, wenn die Zigeuner aus dem eigenen Land nach Mitteleuropa vertrieben sind und Flüchtlinge gar nicht erst auftauchen.

Mit diesem Eindruck liegst du übrigens richtig. Die Mehrheit der Zigeuner konnten ihre nomadische Lebensweise nicht ablegen. Das liegt an mehreren Dingen. Um zu überleben müssen sie häufig betteln und stehlen. Dadurch bekommen sie einen schlechten Ruf und werden deshalb kaum als Arbeiter eingestellt. Die einzige Lösung ist dann, einen Haufen Kinder zu zeugen und diese zum Betteln und Stehlen zu schicken. Ein Teufelskreis.

Es gab Versuche, Zigeuner anzusiedeln, doch diese scheiterten bei den meisten, weil alles, was man abschrauben konnte, von den Zigeunern zu Geld gemacht wurde. Da Rumänien auch kein reiches Land ist, hat man diese Projekte dann auch schnell wieder eingestellt. Ähnliche Projekte in anderen Ländern sind ebenfalls gescheitert. In der Slowakei gibt es ein berühmtes Stadtteil namens Lunik 9 in der Stadt Kosice. Die "normalen" Slowaken, die dem Projekt der Zusammenführung von Zigeunern und dem Rest der Bevölkerung offen gegenüberstanden, mussten irgendwann selbst einsehen, dass ein normales Zusammenleben mit manchen Zigeunern nicht möglich ist. So entstand Europas größter Slum. Gibt's auf Youtube auch ein paar Videos drüber. Und auch aus Duisburg und Dortmund habe ich von ähnlichen Fällen gehört.

Ein Land wie Deutschland kann aufgrund seines Reichtums etwas hartnäckiger an der Integration arbeiten. Arme Länder mussten aber irgendwann resignieren. Die sind froh, wenn die Zigeuner sich woanders niederlassen.

Auch ist es erwiesen, dass Rumänen Flüchtlinge nicht Dublinkonform erfasst, sondern regelrecht durch das Land durchschleust und quasi eine Schlepperfunktion übernimmt.

Auch hier fehlen dir einige Informationen, warum das passiert, ohne es aber entschuldigen zu wollen.

Ein ungelernter Rumäne verdient hier bei einer guten Firma wie z.B. der Metro 2000 Lei im Monat. Das sind etwas mehr als 400 Euro. 8-9 Stunden täglich, Wochenende nicht unbedingt frei. Mal 4 Tage am Stück arbeiten, mal 14. Kommt immer drauf an, wer gerade krank oder im Urlaub ist.

Die Miete für ein 25-30qm Apartment ist etwa 150-180 Euro. 2Z-Wohnungen etwa 250 Euro.

Wir wissen alle, dass günstiger Wohnraum in Deutschland sehr knapp ist und es in Folge der Flüchtlingskrise zu Unruhen in Teilen der Bevölkerung kam, weil diese in einen Wettbewerb um Wohnungen und Jobs mit Asylanten geschickt wurden. Das war zum Glück nur eine Minderheit. In Rumänien ist das aber ein großer Teil der Bevölkerung. Selbst Lehrer oder Polizisten verdienen hier nicht mehr als 800 Euro monatlich.

Du kannst dir also vielleicht vorstellen, was passiert, wenn die Regierung Flüchtlingen kostenlose Unterkünfte und eine adäquate Sozialhilfe gäbe. Das würde zu einer enormen politischen Instabilität und Aufständen führen.

Also selbst wenn die Kosten von der EU ersetzt würden, gäbe es riesige politische Zerwürfnisse. Das muss man nämlich in dieser Sache berücksichtigen. Es ist auch nicht so, dass die Bürger nicht hilfsbereit, gastfreundlich oder so wären. Sie sind einfach nur scheiße arm, haben eh schon kaum Vertrauen in die Politik und müssten dann mit ansehen, wie Fremden das rumänische Geld hinterher geworfen würde. Das fühlt sich für viele hier einfach unfair an.

Wenn man all dieses staatliche Handeln und Unterlassen sieht, braucht man sich nicht wundern, wenn die rumänische Gesellschaft eine Grundhaltung entwickelt hat und lebt, die dann aus europäischer Sicht rückständig und unzivilisiert wirkt.

Deshalb versuche ich hier mit meinen Erfahrungen und Einblicken auch etwas Verständnis zu erzeugen, was manche dann hier als "relativieren" bezeichnen. Aber natürlich muss man relativieren, Dinge in Relation setzen. Was sonst?


Ende Teil 1


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