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Im Übrigen bin ich der Meinung, dass Tuchel beurlaubt werden muss (BVB)

Zilpzalp, Mittwoch, 21.12.2016, 07:26 (vor 3292 Tagen) @ micha87
bearbeitet von Zilpzalp, Mittwoch, 21.12.2016, 07:36

Trotz Latinum kann ich mit einem Begriff wie ceteris paribus, adhoc nicht viel anfangen. So wie ich es aber laut wiki verstanden haben ist damit gemeint eine Schlussfolgerung auf Basis von gleichen Gegebenheiten zu ziehen. Das ist jetzt mal ganz verkürzt dargestellt.

ceteris paribus bedeutet, dass alle sonstigen Faktoren gleich bleiben bei der Betrachtung, du hast also recht.

In Fußball ist das kaum möglich, es gibt immer noch Gegner, Tagesform, Entscheidungen usw. zudem noch zig Statistiken nach denen ein Spiel bewertet werden kann. Ich weiß nicht wo unsere Packing Rate - tagesspiegel (7/6/2016) liegt, aber selbst diese Statistik sagt nicht zwangsweise etwas über unseren Spielstil oder den Erfolg eines Systems etwas aus. Schauen wir also noch auf die "Wahre Tabelle". Das Augsburg-Spiel ist noch nicht bewertet worden, aber das es einen Elfer hätte geben müssen für uns lässt sich nicht von der Hand weisen. Demnach fehlen uns schon vor diesem Spiel 2 Punkte und wir sind "gefühlt" eigentlich 3 mit 29 Punkten. RB hätte "nur" 34 Punkte und Bayern eben 36 Punkte. Dahinter Frankfurt 27(-2), Hertha 26(-1), Hoffenheim 25(-2).

Ich hätte eine für uns sehr schöne Statistik:

http://imgur.com/jLo887D

Die (unter den mir bekannten) Statistik, die mit Abstand am besten/genauesten zukünftige Resultate aufgrund von bereits bekannten Ergebnissen vorhersagen kann, ist die erwartete Tordifferenz (mit weitem Abstand vor der tatsächlichen Tordifferenz und dem Schüsse für/Schüsse gegen-Verhältnis). Wenn du eine Mannschaft bist, die grundsätzlich ein Tor mehr erwarten kann als der Gegner, dann wirst du fast immer (80-90% der Spiele) gewinnen.

Das Problem ist natürlich die Berechnung der Erwartungswerte - dies ist von Modell zu Modell unterschiedlich, aber die Unterschiede zwischen den zwei Quellen halten sich immer in Grenzen, sodass diese Erwartungswerte relativ verlässlich sind. Bessere Statistiken als diese wird man wohl nirgends finden, um Vorhersagen/Prognosen über Spiele abzugeben (wobei der subjektive Eindruck natürlich auch sehr wichtig ist - denn dieser Wert spiegelt nur die tatsächlichen Torchancen dar, kann also nicht abgreifen, wenn eine Mannschaft im Ansatz Weltklasse spielt aber den letzten Pass nicht anbringt), und dient daher am ehesten zur Beurteilung der Leistung.

Da der Spieltag noch nicht vorbei war sind das die Daten nach dem 15. Spieltag. Wir sind relativ deutlich die drittstärkste Mannschaft in der Liga soweit, aber Köln, Hoffenheim und Frankfurt haben grundsätzlich das Zeug, oben zu bleiben und sich festzuspielen. Wir sollten eigentlich klar mindestens 3. werden, ABER das Szenario, dass wir nicht unter die Top 4 kommen, ist durchaus real (wenn auch eher unwahrscheinlich). Und das besorgt mich sehr, auch wenn wir viel Pech mit den Schiris hatten. Und wer sagt, dass es in der Hinsicht besser wird? Mittlerweile halte ich das seitens der Schiris für Absicht - da will wohl ein Verband nicht hinnehmen, dass er mehrfach öffentlich kritisiert wird.

Hier kommen wir wieder auf das Thema Schiedsrichter, es macht keinen Spaß dieses Spiel zu sehen und so viele Unsportlichkeiten werden nicht sanktioniert. Da vergeht einen die Freude am Spiel und das Spieler regelmäßig kaputt getreten werden und dann noch Gegner lächelnd weggehen passt nicht zum Fairplay. Es braucht Modifikationen in der Bewertung von Spielszenen, die Torlinientechnik wurde eingeführt und niemand vermisst die vormalige Regelung. Der Mensch kann gewisse Dinge nur begrenzt wahrnehmen und je länger ein Spiel dauert desto mehr lässt auch die Konzentration beim Schiedsrichter nach. Schließlich muss auch er viel laufen. Wer selbst mal gepfiffen hat weiß dann auch wie schwer dieses Job ist. Von daher geht die Kritik vor allem an die Verantwortlichen die für die Regelauslegung zuständig sind.

Ich gebe dir Recht. Man muss alle möglichen Mittel nutzen, die einem helfen, das Spiel fairer zu machen - und sei es nun die Einführung von irgendwelchen Videogeschichten, oder die Einführung von 8 Schiris auf dem Platz.

Trotzdem hat er mehr richtige Entscheidunen getroffen als falsche in dieser Hinrunde. Ansonsten wären wir noch weiter weg von der Spitze.

Das ist für mich der interessanteste Teil deines Posts. Welche Entscheidungen, die er aktiv getroffen hat, waren nach deiner Meinung richtig? Mir fällt da jetzt auf die Schnelle tatsächlich gar kein Kniff ein, den ich grundsätzlich als gut empfand, bis auf die taktische Umstellung gegen Bayern mit zwei Stürmern. Mir gefällt weder die ewig wiederkehrende Dreierkette. Noch gefällt mir die Tatsache, dass unsere Flügelspieler, Außenverteidiger UND zwei Mittelfeldspieler bei Ballgewinn sofort so hoch wie möglich schieben - dadurch haben wir 7 Stürmer, nur 3 zum Aufbau (zwei davon sind Innenverteidiger) und kein Mittelfeld, dadurch kriegen wir den Ball nie sauber und gut nach vorne und können uns kaum Chancen herausspielen. Unsere einzige Hoffnung mit diesem blöden 3-0-7 im Ballbesitz ist es, Dembele im Halbraum anzuspielen, weil der sich immer Platz verschafft und immer etwas gutes mit dem Ball macht, wir sind da vollkommen von der individuellen Qualität eines 19-jährigen abhängig, und das ist mir zu wenig. Mir gefällt auch nicht, dass unsere Spieler nach 16 Spielen + 6 CL + 2 Pokal noch immer kein Entscheidungsfindungssystem haben in der Defensive. Wir scheinen keine klare Regelsetzung zu haben, die es für die Spieler leicht zu entscheiden macht, ob sie pressen sollen, den Raum decken sollen, in den Zweikampf gehen sollen etc. Klar hätte es hier geholfen, wenn wir unsere Abwehr einspielen könnten, aber auch ohne eingespielte Abwehr sollte es klar definierte, einfach zu beurteilende Kriterien geben, die es auch einem Ersatzspieler möglich machen, halbwegs ordentlich im System verteidigen zu können. Mir gefällt auch nicht, dass wir in einem System aufgestellt sind, das uns beim Verteidigen von Kontern kein defensives Mittelfeld/vorletzte Reihe bietet, sondern dass alle Gegner direkt auf die letzte Reihe zulaufen können, wodurch viele Gegentore vorprogrammiert sind.

Das alles sind Probleme, die Tuchel durch seine Entscheidungen aktiv hervorruft. Er ist es, der diese Maßnahmen einleitet, um möglichst viel Offensivpower haben zu können, wenn es läuft/der Gegner uns lässt, was aber zu problemen führt, wenn der Gegner die Mitte gut zumacht und dann kontert. Er ist es, der das Training leitet und scheinbar andere Schwerpunkte setzt als notwendig.

Und jetzt kommst du - welche Sachen, die Tuchel verantwortet, stechen für dich positiv heraus?

PS: Dein Image als Troll hättest du bei weitem nicht so stark, kämst du nicht stetig mit populistischen Aussagen um die Ecke wenn es gerade nicht läuft. Es ist halt auffällig wie oft nur dann etwas von dir zu lesen ist. Das weißt du selbst aber sicherlich auch.

Nach einem guten, verdienten Sieg und tollem Fußball habe ich halt kaum Diskussionsbedarf. Was soll man danach auch besprechen, außer darüber zu reden, wer an dem Tag der beste Spieler war?


PS: Ich sollte vielleicht klarstellen, dass ich eigentlich totaler Tuchelfan bin. Das taktische know-how ist definitiv da wie bei keinem anderen deutschen Trainer, er hat ein unglaubliches Spielverständnis (von dem was ich beurteilen kann) und ist für mich deswegen der talentierteste deutsche Trainer. Seine Idee, die er seit einem Jahr umsetzen möchte, kann auch mit dem richtigen Kader funktionieren. Nur: Tuchel versucht, den Fußball mit einem Kader umzusetzen, der mit diesem Stil nicht liefern kann. Tuchels Plan scheint zu sein, die Mannschaft dorthin zu bekommen, weil er vermutlich der Meinung ist, dass der Kader irgenwdann auch dorthin kommen wird. Meine Meinung ist es, dass das zumindest kurzfristig nicht gelingen kann, und dass Tuchels sehr idealistischer und überhaupt nicht pragmatischer Stil uns durch kurzfristig schlechte Ergebnisse Kopf und Kragen sowie unsere Kronjuwelen im Kader kosten kann, und diese Sturheit stört mich ungemein. Es wäre für Fußballverhältnisse schon eine Tragödie, wenn Tuchel tatsächlich deswegen gehen müsste, aber ich stelle mir eben immer häufiger die Frage, ob es Sinn macht, für ein Trainertalent so viel aufs Spiel zu setzen und ihn auf dem Weg zu begleiten. Mein allergrößter Wunsch wäre es, dass Tuchel kurzfristig umstellt und die Mannschaft erst Schritt für Schritt zu seinem neuen System bringt, wodurch sich meines Erachtens schnell wieder der Erfolg einstellen würde, gefolgt von einer Verlängerung bis 2050.

Einen vom Potenzial besseren Trainer als Tuchel kann ich mir bei uns überhaupt gar nicht vorstellen, aber ich befürchte, dass Tuchel uns kurzfristig das Genick brechen kann (zwei Mal in drei Jahren die CL verpassen würde uns empfindlichen Schaden zufügen), und ich bin mir nicht sicher, ob es das wert ist.


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