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Neu auf schwatzgelb.de: Der BVB und das Tuchel-Dilemma (BVB)

November82, Stadt mit K, Freitag, 02.12.2016, 15:43 (vor 2721 Tagen) @ Coseng

Guter Aritkel. Ich stimme bestimmt nicht allem zu, aber er legt den Finger in eine gute Wunde und ich vermute, man muss bestimmte Gespräche so langsam einfach führen.

Kurz meine 2-3 Sätze zu Tuchel und meiner Einschätzung:
Ich bin immer noch der festen Überzeugung, dass Tuchel aus völlig irrationalen Gründen nie eine echte Chance bei vielen Fans bekam: Klopp-Kater, "zu intelligent", man mag ihn einfach nicht und dazu Vegan/achtet auf Ernährung. Im Ruhrpott will man scheinbar auf ewig die Schimanski-Typen. Damit muss man sich wohl abfinden.

Was ich im Artikel schwierig finde:
Die Verkürzung des Abgebens der "Idole". Zumindest kam es bei mir so an... Kuba, Subotic und Weidenfeller haben ihren Zenit eindeutig überschritten und wenn man nicht ~2018/19 plötzlich mit einer völlig überalterten Truppe dastehen will, muss man gewisse Entscheidungen treffen. Besonders die Aussagen Watzkes zu den Wechseln bzw. Nicht-Wechseln von Kuba und Subotic fände ich an der Stelle wichtig, da sie doch nochmal ein völlig neues Licht geworfen haben, auf die falschen Interpretationen à la "Der Verein kümmert sich nicht mehr und wirft sie einfach auf die Straße." Besonders bei Kuba beschleicht mich das Gefühl, dass da von seiner Seite was im Argen lag, wieso sonst sagt er seine Verabschiedung unbegründet kurzfristig ab?
Fußballromantik ist wichtig und macht den BVB aus. Aber an Spielern festzuhalten, die leider nur wenig Aussichten auf Stammplätze haben oder eben wie Roman auch einfach "alt" werden, ist der völlig falsche Weg. V.a. wenn man ihnen dann als Verein sogar alles mögliche anbietet bzw. entgegenkommt
Es mag sein, dass man die Spieler vermisst oder gerne öfters sehen würde. Daraus dem Verein einen Strick zu drehen, weil die Fans sich was darüber zurechtspinnen, finde ich den völlig falschen Ansatz. Eher sollte man sich als Fan hinterfragen, wenn man immer will, dass auf ewig Spieler spielen, wegen ihrer Leistungen von vor bis zu 5 Jahren.
Wollten wir nicht am Ende der letzten Klopp-Saison einen Trainer der unvoreingenommen an die Sache geht? Der ein wenig aufräumt und einen Umbruch einleitet? Einen Trainer, der eben nicht - wie Klopp irgendwann schwer vorgeworfen - Spieler ewig spielen lässt wegen längst vergangener Leistungen. Wie soll das funktionieren? Ich glaube zu viele Fans erwarteten eine eierlegende Wollmilchsau in Tuchel und sind jetzt beleidigt, dass er doch nur ein Mensch ist.


Edit: Was ich doch noch anmerken muss: Ein wenig hat das ganze Schauspiel übrigens wirklich Parallelen zu den Blauen oder anderen Chaosclubs. Im Endeffekt wissen wir seit der Sommerpause, dass dies eine Saison mit Aufs und Abs wird und das durch die vielen jungen Spieler alles andere als einfach wird. Dann kamen die vielen Verletzten, die sich erstmal wieder zurückarbeiten müssen. Dann verliert man mit einer miserablen Leistung gegen Frankfurt, der Trainer spricht das treffend und ehrlich in einer Aussage einer PK an. Die Fans fangen an eine Grundsatzdiskussion zu starten und sorgen für richtig Unruhe. Wie bereits anderswo erwähnt, manchmal habe ich das Gefühl, zu viele haben nur darauf gewartet dem Trainer endlich an den Karren zu fahren - auch wenn das eurem Artikel wirklich nicht gerecht wird, sondern eher darüber hinaus geht, insbesondere das "Forum des Todes", welches sich nach der Niederlage hier mal wieder von seiner Schokoladenseite zeigte.

Volle Zustimmmung. Der Artikel ist sicherlich nicht unsubstantiiert, aber gerade deswegen für den BVB höchst schädlich. Herr Tuchel soll also im Ergebnis bitte zukünftig ein Mindestmaß an Ruhrpott/BVB-Folklore an den Tag legen, damit er akzeptiert wird. Diese besondere Form der Poltical Correctness hat in Schalke und beim HSV so einige Trainer den Kopf gekostet und droht die Grundlage des Aufstiegs des BVB in den letzten Jahren zu zerstören - Kontinuität.

Meines Erachtens ist die negative Wahrnehmung von Thomas Tuchel vor allem ein spezifisches Problem der "vereinsnahen" BVB-Fans, die in der "Internet-Blase" dieses Forums stark vertreten sind, insgesamt zahlenmäßig aber deutlich in der Unterzahl sind.

Der größte Verein der Welt (Real Madrid) zeigt ernsthaftes Interesse an Thomas Tuchel, aber das vereinsnahe Umfeld nutzt den erstbesten Durchhänger (so nachvollziehbar er mit Umbruch und Verletzungen auch ist), um unseren Trainer anzuschießen.

In den 35 Jahren meiner BVB-Fankarriere hatten wir nur zwei Trainer, die ich qualitativ über Tuchel ansiedeln würde, Hitzfeld (ein ähnlicher Typ wie Tuchel) und Klopp (die eierlegende Wollmilchsau - ein Jahrhundertglücksfall). Es kann doch nicht ernsthaft gewollt sein, Tuchel durch einen weniger qualifizierten Trainer mit mehr Fannähe zu ersetzen, denn gleich qualifizierte Trainer sind äußerst rar. Ich habe noch selten einen Trainer gesehen, der es geschafft hat, mit nahezu unverändertem Kader die fußballerische Qualität innerhalb nur einer einzigen Vorbereitungsphase so anzuheben wie Tuchel in der letzten Sommerpause. Vielleicht noch Guardiola in diesem Sommer bei Man City:-)

Der Artikel befördert jedoch letztlich den Abschied von Thomas Tuchel. Er wird den medialen Druck auf Tuchel potenzieren. Thomas Tuchel wird sich aber nicht ändern. Er ist nicht Jürgen Klopp und muss auch nicht Jürgen Klopp sein, um seine Idee von Fußball erfolgreich zu implementieren. Viel ratsamer wäre es, sich an Jürgen Klopps Abschiedsworte zu erinnern:

"Der Vergleich schadet der großartigen Erinnerung. Und erschwert die großartige Zukunft."

Aber ich fürchte die "früher war alles besser" und "ein BVB-Trainer hat Fanclubfeiern zu besuchen"-Fraktion wird auch hier die Oberhand behalten, wenn sich die Ergebnisse nicht zeitnah stabilisieren (womit vor der Winterpause nicht ernsthaft zu rechnen ist)...schade - der BVB kann sich nämlich nur dann in der erweiterten europäischen Spitze festsetzen, wenn man keine großen Fehler macht - und die Entlassung von Thomas Tuchel wäre ein solcher. Die Kombination aus diesem außergewöhnlichen Trainer und dem jungen Kader könnte uns in den kommenden Jahren viel Freude bereiten - wenn denn nur die nötige Geduld da ist.


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