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Strafrechtler: Arzt dürfte bei Triage Corona-Leugner benachteiligen (Corona)

Lutz09, Tor zum Sauerland, Donnerstag, 17.12.2020, 14:22 (vor 1836 Tagen) @ pactum Trotmundense

Es geht nicht darum, ob es sich bei einem Patienten um einen Corona-Leugner handelt oder nicht. Vielmehr geht es um Priorisierung, wenn es einen freien Beatmungsplatz gibt und mehrere Menschen, die ihn benötigen. Hierbei sollte sich der Arzt an der klinischen Erfolgsaussicht orientieren. Die Auswahl solle nach "ethischen Grundsätzen" und nicht diskriminierend erfolgen. Was der Fall wäre, würde er einem Corona-Leugner aus dem Grund die Behandlung verweigern.


Es wäre diskriminierend und unethisch den Platz dem zu geben, der vorher alles getan hat um diese Situation herbei zu führen und nicht dem, der ebenfalls unter der Situation leidet.

Ich habe aus der im Artikel erwähnten Empfehlung von sieben medizinischen Fachgesellschaften – unter anderem der Gesellschaft der Intensivmediziner DIVI zitiert. Wenn deine Priorisierung eine andere ist, deine Sache.

Ich habe selbst schon in meinem Leben Triage-Entscheidungen treffen müssen, als ich im Rahmen für Ärzte ohne Grenzen Hilfe geleistet habe. Ihr wollt alle gar nicht wissen wie diese Entscheidungen zu Stande kommen und welche Überlegungen man dort anstellt, schon gar nicht wie man später mit den Ergebnissen der Überlegungen leben muss. Daran sind Kollegen zerbrochen.

Das glaube ich dir sofort. In der Haut möchte man nicht stecken.

Es ist wahnsinnig leicht als Außenstehender genüsslich Kaffee trinkend darüber zu diskutieren, was wäre wenn und dabei alle möglichen philosophischen Überlegungen anstellt, die man nur deswegen so betrachten kann, weil sie einen selbst nicht betreffen.

Ob du es glaubst oder nicht. Es ist nicht nur die Aufgabe von Ärzten, sich mit diesen Fragestellungen auseinanderzusetzen. Auch Juristen und Ethiker müssen sich damit beschäftigen. Und das ist auch gut so. Und wer macht es sich bei diesen Fragen denn bitte leicht? Niemand. Auch hier nicht.

Wenn ein Arzt eine solche Entscheidung zu treffen hat, geschieht dies immer auf Basis des Bauchgefühls, denn rational kann keine Triage stattfinden. Rational sprechen immer Gründe für jede Entscheidung. Eine Triage ist es, wenn man gezwungen ist rationale Entscheidungen außer Acht zu lassen, weil die Situation diese nicht zulässt. Und ihr könnt jetzt lang und breit darüber diskutieren wie rational man eine Triage-Entscheidung fällen kann und wie moralisch verwerflich einem eine Entscheidung auf Basis eines Bauchgefühls vorkommt. Erstens sind Bauchgefühle das Ergebnis aller Erwägungen eines Menschen, also auch der rationalen, ethischen, etc. und zweitens kann man sich eine solche Diskussion nur erlauben, wenn man eben den Luxus hat niemals eine solche Entscheidung auch wirklich treffen zu müssen.

Jedem Arzt ist klar, nach welchen Kriterien er seine Entscheidung zu fällen hat. Die klinische Erfolgsaussicht gilt dabei als wichtigstes Entscheidungskriterium. Um sie zu prüfen, führen die Fachgesellschaften folgende Kriterien an:
- den Schweregrad der Erkrankung
- den allgemeinen Gesundheitszustand
- mögliche Begleiterkrankungen, die die Diagnose verschlechtern können

Das Alter wird explizit als alleiniges Entscheidungskriterium ausgeschlossen. Gleiches gilt für soziale Faktoren: Bildungsstand, Einkommen oder sozialer Status dürfen keine Rolle spielen.

Im Notfall kann ein Arzt insofern intuitiv entscheiden, als dass er die ihm zugrundeliegenden Kriterien kennt (schreibst du selbst). Ich finds aber schon etwas niedlich Menschen, die keine Ärzte sind vorzuwerfen, sie hätten den Luxus, niemals eine solche Entscheidung treffen zu müssen. Ne, müssen sie auch nicht. Aber diese Extremsituation ist ein Teil des Berufs, den sie sich selbst ausgesucht haben.


Im Übrigen haben wir in Deutschland zur Zeit an keinem einzigen Standort eine "echte" Triage. Die Situation, die der Kollege in Zittau beschreibt, ist drastisch und müssen ein Warnzeichen sein. Es ist auch ein Hilferuf. Aber für den Panikmodus ist es zum Glück noch etwas früh. Daher sollten wir uns wirklich etwas bei dem Thema beruhigen. Es spricht aber weiterhin nichts dagegen all jene zu verachten, die mit ihrem Verhalten die Situation verschlimmern. Es gibt keine größere Asozialität als jene, die für den eigenen Egoismus Menschenleben kostet.

Da stimme ich dir vollkommen zu.


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