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2023 vermutlich über 67.000 Kindeswohlgefährdungen in Deutschland (Politik)

Ensiferum, Odenwald, Samstag, 07.09.2024, 09:36 (vor 470 Tagen) @ Hässlicher_Ork_2

Ich arbeite seit 8 Jahren beim Jugendamt.

Es gibt nicht den Hauptgrund. Dennoch paar Dinge die ich persönlich über die Jahre beobachtet habe.

1. Viele Probleme ließen sich durch einen einfachereren Zugang zu Sozialleistungen lösen. Vielen Familien fällt es unheimlich schwer Sozialleistungen wie Bürgergeld, Wohngeld oder den Kinderzuschlag zu beantragen. Es ist ein reiner Spießrutenlauf. Es überfordert die Menschen. Dies führt in den Familien zu Spannungen. Ich hatte einen Fall von einem 13 Jährigen, der nicht einmal Geld bekommen hatte für das Freibad.

2. Wegfall der eigenen Familie als auffangendes und unterstützendes Netzwerk. Viele Familien wo wir auch gerade im Bereich Kinderschutz unterwegs sind, haben wenig oder keinen Kontakt zur eigenen Familie. Dies liegt sicherlich auch an eigenen sozialen Kompetenzen. Wir mussten schon häufiger Kinder in Pflegefamilien bringen, weil die alleinerziehenden Mütter ins Krankenhaus mussten und niemand aus dem privaten Umfeld nach den Kindern sehen konnte. Es gibt keine Entlastung für die Eltern.

3. Alkohol- und Drogenmissbrauch. Brauche ich nicht weiter anführen.

4. Lockdown in Zeiten der Pandemie. Ich möchte euch hierzu Fall beschreiben. Eine Jugendliche wohnt mit Mutter, Vater und Brüdern in einer relativ kleinen Wohnung. Die Jugendliche beschrieb, dass die Eltern arbeiten waren, die Geschwister mit Schule und Vereinen viel unterwegs. Sie hat die Ferien immer als Belastung empfunden, weil da alle zuhause waren. Dies führte zu Konflikten, weil man sich nicht aus dem Weg gehen konnte. Aber die Zeit war absehbar. Beim Lockdown war der Vater auch zuhause. Dies hat die Jugendliche umheimlich belastet.

5. Fehlendes und unqualifiziertes Personal. Junge Berufseinsteiger sind sehr früh mit schwierigen und komplexen Fallkonstellationen beschäftigt. Es fehlt die Einarbeitungszeit oder die Begleitung durch eine erfahrene Fachkraft.

6. Eltern die ihre Kinder zu sehr Verwöhnen. Ihr könnte gerne mal "Wohlstandsverwahrlosung" googelen. Das tut den Kindern überhaupt nicht gut. Die Kinder stumpfen ab, sind nicht in er Lage mit ihren eigenen Gefühlen umzugehen. Weil die Strategie der Eltern bisher war, soziale oder emotionale Schwierigkeiten die das Kind hat, mit materiellem abzubügeln. Fehlende gemeinsame Zeit mit dem Kind bspw. wegen Berufstätigkeit wir durch materielles durch die Eltern "kompensiert".

Das mal so als groben eigenen Überblick.


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