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Mea Culpa (Politik)

FourrierTrans, Freistaat Sauerland, Sonntag, 18.08.2024, 14:29 (vor 490 Tagen) @ markus
bearbeitet von FourrierTrans, Sonntag, 18.08.2024, 14:37

Zur Bahn komplette Zustimmung. Das läuft in Deutschland einfach komplett falsch. Das habe ich in Spanien, Belgien und insbesondere den Niederlanden deutlich besser erlebt (in Holland ist die Bahn allerdings auch teurer!).

Zur Vermögenssteuer: So einfach, wie alle tun, ist es selbstverständlich nicht. Aber dazu müsste man sich mit der Rechtsprechung mal ein wenig auseinander setzen und das tun weder Befürworter noch Gegner auf ausreichendem Niveau.


Das glaube ich auch. Fragwürdig ist aber, warum dieses Thema einfach, unabhängig von der gerade regierenden politischen Gesinnung, in Deutschland überhaupt nicht mal diskutiert wird. Es gar keine Debatten gibt. In Zeiten, in denen die Politik stets gebetsmühlenartig wiederholt, dass wir in der größten Transformation seit Jahrzehnten sind, ökologisch vermutlich sogar seit Anbeginn der Menschheit, und warum wir jetzt alle die Arschbacken enger zusammenkneifen müssen.
Aber gut, welcher Cum-Ex'ler will schon über Vermögenssteuer sprechen wa? :-)


Das habe ich ja gestern schon beantwortet. Ob ein Stefan Quandt 22 Milliarden, 2 Milliarden oder 222 Millionen Euro hat, ist egal. Das sind alles für den Ottonormalo unvorstellbar hohe Summen und ist für sie nicht greifbar. Wenn aber das Bürgergeld um 61 Euro ansteigt, dann ist das greifbar und man regt sich lieber darüber auf. Es gibt keine Stimmung in diesem Land, dass mehr Geld von oben nach unten verteilt werden soll. Es ist umgekehrt. Es wird eher geschaut, wie man unten noch einmal etwas wegnehmen kann, um es nach oben durchzureichen. Da sind die Leute auch relativ leicht zu beeinflussen. Da muss man nur das Wort Rezession in den Mund nehmen und schon macht sich sich Masse in die Hosen und ist zu Verzicht bereit, damit es den Unternehmen und damit auch den Milliardären wieder besser gehen kann.


Si si. Weil man die Deutschen dumm hält, proaktiv, und im besonderen Maße was finanzielle Bildung angeht. Wenn dir Politiker A sagt "Wir brauchen mehr Geld. Infrastruktur, Armee, Klimawandel. Wir müssen daher leider an dein Elterngeld, Bürgergeld /younameit/, sonst können wir das nicht stemmen", muss man schon reichlich dumm sein, nicht zu erkennen, dass es durchaus andere Vermögenstöpfe gibt, die auch mit belastet werden könnten und mit der man enorme finanzielle Mittel heben könnte.

Aber manche Dinge ändern sich eben nicht, und mich erinnert das wieder an das (wohl fälschlicherweise) Napoleon zugeschriebene Zitat "Keine Lüge ist grob genug, als dass der Deutsche sie nicht glaubt". Und so prügelt sich das Proletariat, ob es nun Bürgergeldempfänger sind oder Lohnarbeiter die mit >150k Jahresfamilienbrutto ein bisschen mehr futtern können, einmal mehr, während die Beletage zuschaut. Man muss es den Deutschen nur gut verkaufen, dann sind sie zu faul, die einfachsten Dinge geistig zu hinterfragen und zu verdorben, jede Sauerei mitzumachen. :-)


Selbst wenn man es schafft, diesen einen Schritt zu gehen und das zu hinterfragen, wird leider oft nicht zu Ende gedacht. Um bei Quandt zu bleiben: Würde der sich das gefallen lassen, dass man ihm von seinen 22 Milliarden die Hälfte wegnimmt? Oder zeigt der Deutschland dann den Mittelfinger und zieht die Arbeitsplätze ab? Wie attraktiv ist der Standort Deutschland für Unternehmer dann noch?

Es gibt keine sinple Lösung. Und es lohnt sich überhaupt nicht, sich darüber aufzuregen.


Die Hälfte wäre nicht vertretbar, aufgrund von gebundenem Kapital. Aber einem der so gerne besungenen Transformation notwendigen und immer noch verträglichen Ablass, das müsste man diskutieren. Unabhängig vom finanziellen Impact auf die Staatskassen sieht man ja auch deutlich, wozu so ein feudales Erbsystem wie das der BRD führt. Zu einer immer lethargischeren und nationalistischeren Gesellschaft. Hatte man ja alles schon, gepaart mit einer politischen Kleptokratie.

Wir können bei Quandt auch noch mal die NS-Historie aufarbeiten (um zu schauen, wie genau sie zu ihrem Reichtum gekommen sind, wer damals schon zum Feudalsystem "Weimarer Republik" gehörte) und viel härter an die Familie rangehen, wie gestern brainstorming-mäßig beschrieben. Sofern sie sich so wie du oben beschreibst verhalten würde. Ich gehe aber fast davon aus, dass solche Familien durchaus auch anerkennen, welche Probleme die massiv steigende Vermögensungleichheit auf Dauer birgt und vermutlich gar nicht mal komplett gegen eine vernünftige Debatte sind.
Ausländische Investoren sind hier erst einmal ausgenommen.

BTW: die Quandts verfügen über mehr als 40 Mrd. Euro. 2022 waren es noch 33. ;-)


Selbst wenn sie 80 Milliarden hätten, würden sie nicht Anteile an BMW abgeben wollen (zumal der Wert schwanken kann, aus 80 können schnell wieder 40 Milliarden werden). Dann gehen die einfach ins Ausland. Und selbst wenn du die Abgeltungssteuer auf 50% erhöhst (das ist eher realistisch als eine Vermögenssteuer), würden sie trotzdem weiterhin ihr Vermögen ausbauen. Es dauert dann nur etwas länger.


Brauchen sie ja auch gar nicht. Ein nicht unerheblicher Teil entfällt auf nicht-BMW-Immobilien und Firmenbeteiligungen, die nicht an den BMW Operations gebunden sind.

Es ist völlig aussichtslos, denn sie sitzen am längeren Hebel.


Sehe ich nicht so. Siehe USA, Entzug der Staatsbürgerschaft aller direkt Beteiligten, wer sich nicht dem Steuermodell XY beugt. Bei Einreise drohen die schwedischen Gardinen. Produktionsmittel auf deutschem Boden werden vom deutschen Staat konfisziert, incl. des Know-Hows, sofern man sich da komplett krawallorientiert aufstellt (wovon ich nicht ausgehe). Wie gesagt, ich höre das jeden Tag als Bürger, Klimakatastrophe, Transformation, wir müssen die Arschbacken zusammenkneifen. Epochale Zeiten bedürfen epochaler Handlungen. ;-)


In den USA gibt es keine Vermögenssteuer. In Deutschland fordern SPD, Grüne und Linke eine Vermögenssteuer. Vorgeschlagen wird eine Vermögenssteuer von 1% ab 2 Mio. Vermögen. Damit würden 11 Milliarden Euro Einnahmen generiert. Dummerweise entsteht ein höherer Verwaltungsaufwand, so dass sich das gar nicht lohnt. Steht zumindest hier:

https://etf.capital/vermoegenssteuern-in-deutschland-usa-schweiz/

Du kannst ja noch einmal nachgucken, wo die drei Parteien gerade stehen. Die Linke ist bald raus aus dem Bundestag. Und SPD und Grüne werden es schwierig haben, die Wahl zu gewinnen.

Wegen mir muss man das auch nicht Vermögenssteuer nennen. Vielleicht muss man es auch aus verschiedenen Perspektiven betrachten, Erbschaft und Vermögen.
Sowohl die 2 Millionen sind natürlich Unsinn (jeder größere Handwerksbetrieb hat teilweise so einen Wert), genauso wie die 1%. Es muss progressiv sein und auch nur Vermögen ab frühestens oberhalb von 100 Millionen Euro betreffen.

Geplant ist/war das in den USA kürzlich auch:

https://www.focus.de/finanzen/steuern/biden-plant-eine-vermoegenssteuer-nur-heissen-darf-sie-nicht-so_id_76150874.html

Biden soll vor 3-4 Jahren mal bei einer elitären Gala in NYC zu den wohlhabendsten US-Amerikanern gesprochen haben, hat Adam Tooze mal berichtet mit Link (finde ich aber nicht mehr), mit den Hinweis darauf, dass die Vermögensungleichheit durch irgendein wie auch immer geartetes Tool gebremst werden muss, weil die USA auf bestem Wege in einen Bürgerkrieg sind. Er nannte es "Revolution".
Dass das unter Trump passé wäre, klaro, aber dann reiten die USA eben wieder in eine Jankee und Confed Situation.


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