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Infektionsschutzgesetz: 50er-Inzidenz soll gestrichen werden (Corona)

Lutz09, Tor zum Sauerland, Mittwoch, 25.08.2021, 12:29 (vor 976 Tagen) @ markus

Zwei Einwürfe von mir:

Es bleibt spannend: Zwischen dem 23. und dem 30. Oktober 2020 gab es einen weiteren Sprung von 1121 auf 1839. Wo wir am 30. August 2021 liegen werden? Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit erheblich niedriger.


Nur ist am 30. August nicht Ende mit Wachstum. Wo werden wir denn Ende September, Ende Oktober, Ende November liegen? Spannend bleibt es und ich will auch gar nicht den Teufel an die Wand malen. Der Verlauf der Inzidenz hat schon so manches mal alle überascht, und zwar in beide Richtungen: schneller oder langsamer, sowohl beim Wachstum als auch beim Fallen. Prognostizieren lässt sich da also nichts. Zumal die Situation mit den Impfungen auch eine ganz andere ist, als bei den vorherigen Wellen.


August 2021 mit Oktober 2020 zu vergleichen ist schwierig. Wie wir aus dem letzten Winter wissen, ist der saisonale Effekt sehr hoch. Umso erschreckender ist, dass bereits vor Eintritt des saisonalen Effekts ein solcher Anstieg zu verzeichnen ist. Wir hatten letztes Jahr um diese Zeit noch überhaupt keinen Anstieg auf den Intensivstationen.

Ne, ist hier sogar durchaus sinnvoll. Und wenn du schon auf dein saisonalen Effekt anspielst. Schon mal in den letzten Sommermonaten aus dem Fenster geguckt? Die Temperatur gemessen? Wie oft in der Sonne gesessen?

Saisonaler Effekt meint: Temperatur, Luftfeuchtigkeit und UV-Strahlung, die die Virusstabilität, aber auch die Empfänglichkeit des Wirts und dessen Immunreaktionen beeinflussen können. Zudem sind Verhaltensänderungen bei wärmeren Temperaturen und soziale Faktoren wie Schulferien mit einzubeziehen.

Wir hatten alles, nur keinen wirklichen Sommer. Das Wetter war wechselhaft und teils herbstlich, da sind die meisten gar nicht so oft vor die Tür wie sonst gekommen.

Da ist auch erstmal gar nichts erschreckend.

Auch in den Bundesländern, in denen die Sommerferien vorbei sind wie Berlin, Brandenburg, Hamburg, Schleswig-Holstein und Mecklenburg-Vorpommern ist zu beobachten, dass die Zahlen viel langsamer steigen oder sogar sinken (Schleswig-Holstein von 49,9 auf 48,1. Hamburg von 78,3 auf 71,4.) im 7-Tages Vergleich.


Berlin ist auch gefallen, sehr überraschend. Vielleicht wurden in den Sommerferien durch Reiserückkehrer mehr getestet?


Exakt das hatten wir letztes Jahr auch. Zunächst gingen die Zahlen wieder runter, weil der Anteil der Urlaubsrückkehrer wegfiel. Nach zwei bis drei Wochen stiegen Inzidenzen dann aber schon wieder an.

Wie sah denn die Teststrategie im letzten Jahr im Vergleich zu heute aus?

Es gibt mit Hamburg, SH oder Berlin trotz Urlaubsrückkehrern sinkende Fallzahlen.

Und noch einmal zu den Inzidenzwerten: Die sind, auch wenn das manche gerne glauben wollen, immer noch kein zuverlässiger Indikator. Und schon gar nicht mehr als alleiniger geeignet, die epidemiologische Lage unter den geänderten Realitäten zu beurteilen. Epidemiologen wie G. Krause haben schon lange darauf hingewiesen, dass die 7T-Inzidenz „nachweislich keine konstante Messgrundlage“ hat.

Auch die Behauptung, dass die 7T-Inzidenz als „Frühindikator“ sinnvoll sei und die Hospitalisierungsfälle den Infektionsmeldungen lange nachlaufen würden, ist nicht korrekt.

Denn die 7T-Inzidenz hat, ob man es glaubt oder nicht, einen gehörigen Meldeverzug.

Zwischen Infektion und Aufscheinen der infizierten Person in der Meldeinzidenz liegen a) die Inkubationszeit von durchschnittlich 5-6 Tagen und b) die Zeit zwischen Symptombeginn und Meldung des Falls ans Gesundheitsamt d.h. der Meldeverzug.

Ausgehend von den RKI-Rohdaten liegen 95% der Werte des Meldeverzugs zwischen 0 und 15 Tagen (Median: 4, Arithm. Mittel: 4,77). Diese Werte waren übrigens anfangs höher und: sie variieren nach Falltyp + regional, und das stark. Der Meldeverzug liegt zwischen < 4 bis > 6 Tagen im (arithm.) Mittel. Was damit zu tun hat, dass die Fallmeldung nämlich noch vom lokalen Gesundheitsamt ans jeweilige Landesgesundheitsamt gemeldet werden muss und von dort aus ans RKI. Da kann man locker nochmal einen Tag aufrechnen. Im Mittel dauert es also mindestens 10-12 Tage, mitunter deutlich länger, von einer Infektion bis zum Auftauchen der betroffenen Person in der Meldeinzidenz. Das ist sogar ein geringerer Zeitraum, als der zwischen Infektion und Hospitalisierung bei einer Person mit einem schweren Verlauf. Die Hospitalisierung läuft der Meldeinzidenz also nicht nach. Anders gesagt: Wer sich infiziert und auf der Intensivstation behandelt werden muss, wird etwa zur gleichen Zeit in der DIVI-Statistik auftauchen wie in der Meldeinzidenz.Ein weiteres Argument dafür, tatsächliche Krankheits-/Hospitalisierungs- /ITS-Fälle als Indikator zu benutzen, wie es z.B. G. Krause ins Spiel gebracht hat.


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