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Leben hier eigentlich einige unter einem Stein? (BVB)

Gawan, Sonntag, 27.09.2020, 15:35 (vor 1321 Tagen) @ Alones

Damit wäre der Verein dann allerdings auch "unspannend" - für normale Menschen zumindest. Spannend wäre er dann nur noch als Durchlauferhitzer für Spielerkarrieren. Den Fans bleibt - im Sinne dieses Selbstbilds - ein Verein, der niemals als Meister, aber auch niemals als Fünfter (oder schlechter) abschneiden kann.

Im Ernst: Natürlich kann man Spiele verlieren, jedes Wochenende, auch wenn man als haushoher Favorit in die Partie geht. Aber am 2. Spieltag in Augsburg verlieren? Wie viel Hoffnung und Enthusiasmus im Umfeld wird dadurch vernichtet! Weil dann ja auch zugleich jeder davon ausgeht, dass es wieder weitere 5 bis 6 Punktverluste dieser Art geben wird.

Nun kann man sagen: Ja, eine solche Einschätzung ist realistisch. Vielleicht dürfen Sportler selbst aber gar nicht realistisch sein. Es würde ja reichen, wenn Aki oder Thomas Treß "realistisch" sind. Warum sollen Fans "realistisch" sein (im Sinne von: Punktverlust in Augsburg, alles OKAY, man muss lebensdankbar sein, alles gut!)

Was ist denn die "Realität"? Ein erwartbarer statistischer Mittelwert? Denn muss man als Sportler immer wieder überschreiten wollen! Es bedarf dann wohl eines gewissen psychologischen know-hows, um junge Menschen nach einem Scheitern - das natürlich kommen wird - wieder schnell in die Spur zu bekommen. Das zwischenzeitliche Scheitern aber bräsig direkt einzuplanen im Sinne von "Passt schon! Man wird ohnehin nicht 102 Punkte holen"... Das kann's ja dann auch nicht sein.

Je länger man einen Traum aktiv/wach hält - indem man einfach Punkte sammelt - desto mehr Kraft entfaltet er auch. Und da ist eine Niederlage gegen Augsburg am 2. (!) Spieltag wirklich Gift.

Wie viele Chancen hat den z.B. ein Mats Hummels noch, eine richtig große, mitreißende Saison (mit)zugestalten? Wie lange werden noch Haaland, Sancho und Bellingham bei uns zusammenspielen? Da gibt es ja ganz viele "Einmaligkeiten" und "erste Gegenwarten" (mit Goethe formuliert), aus denen sich dann direkt plan- und vorhersehbar gar keine Zukünfte entwickeln.

Will sagen: Es ist ja heutzutage im Fußball alles etwas wie in der Formel 1: Man baut die Kiste zusammen und muss dann versuchen, in der Saison alles zu reißen, was geht! Einen Schock wie damals beim Götze-Abgang könnte es gar nicht mehr geben, weil niemand mehr von einem langfristigen Entwicklungsgedanken ausgeht. Entwickelt wird der Verein, mit Sicht auf seine finanzielle Strahl- und Schlagkraft. Die Entwicklung der Mannschaft ist an die finanzielle Entwicklung gekoppelt, verläuft aber diskontunierlicher und unvorhersehbarer. Insofern muss man Synchronizitäten, überraschende und glückliche Zusammenkünfte von Faktoren und Ressourcen, auch wahrnehmen - und nutzen! Mit "Ressourcen" meine ich primär natürlich Spieler, aber auch z.B. eher "mythologische" Faktoren wie etwa die Möglichkeit, dass z.B. Hummels - ich hatte damals sein Trikot, bevor er noch Stammspieler war... - den Bruch beim BVB durch eine richtig, richtig gute Saison, in der man entweder Meister oder aber eben "Meister der Herzen" - wenn dieses überaus heikle Zitat hier im schwarz-gelben Kontext einmal erlaubt wäre... ;-) wird - ein Stück weit "heilen" könnte (man verzeihe mir die pathetische Ausdrucksweise). Dann könnte er auch mit etwas mehr/noch mehr Plausibilität - mit Blick auf die quasi-mythologischen "Tiefendimensionen" des Vereins - in eine Karriere nach der Karriere beim BVB einsteigen...

Kurz und gut: Die Entstehung von Motivation kann auf vielen Ebenen gedacht werden. Das Hummels-Beispiel ist eben das, was es ist: nur ein Beispiel. Jedenfalls sehe ich überhaupt nicht ein, warum ich die Niederlage in Augsburg (am 2. Spieltag!) nicht einfach total scheiße und "anti-klimaktisch" finden sollte; warum ich sie irgendwie verstehen sollte, um mich dann als Realist (im Vergleich zu den vielen "Nebelköpfen") fühlen zu können. Realismus ist im Hintergrund - in administrativ-finanziellen Bereichen - notwendig, im sportlichen Kernbereich aber letztlich ein unproduktives, sklerotisches Prinzip, zumindest, wenn man in der Spitzengruppe der Liga mitspielt (was der BVB tut).

Das heißt aber nicht, dass ich hier nun gegen einzelne Spieler oder andere Fans pöbeln würde. Es heißt nur, dass ich nicht verstehe, warum man gestern nicht nach 30, 35 Minuten gemerkt hat, dass es so nicht geht und man einfach mehr Schärfe und Konzentration ins Spiel bekommen muss.

Wenn Bayern gleich in Hoffenheim verlöre [Konjunktiv], würde mir dieses Posting um die Ohren fliegen. Möge es so sein! ;-)

Beste Grüße & einen schönen Sonntag von jemandem, der kein Realist sein MÖCHTE und von dem gestrigen Spiel sehr enttäuscht ist, wenn er auch - mit nunmehr 44 Jahren - deswegen nicht mehr in tiefe Depressionen fällt. Schade ist es trotzdem; und irgendwie auch "schlimm". Denn durch solche Spiele - so früh in der Saison - geht immer auch mehr verloren als nur drei Punkte.


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