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Frankreich / Stand Sonntagabend; Ausstieg (Corona)

Will Kane, Biosphärenreservat Bliesgau, Montag, 20.04.2020, 21:09 (vor 2075 Tagen) @ CHS

Zunächst die aktuellen Zahlen vom Sonntagabend:

- 19.718 Tote aktuell seit dem 01.03. bislang; davon 395 in den letzten 24 Stunden.

- 12.069 entfallen davon auf die Hospitäler (+ 227 in den letzten 24 Stunden), 7.649 auf die Alten-/Pflegeheime und ähnliche Einrichtungen (+ 168 in den letzten 24 Stunden).

- 30.610 Patienten befinden sich aktuell zur Behandlung in den Hospitälern; davon wurden 890 in den letzten 24 Stunden neuaufgenommen. Der Saldo neuaufgenommene/entlassene Patienten ist dabei leicht negativ (- 29). Jérôme Salomon blieb zurückhaltend bei der Bewertung des leicht negativen Saldos, da erfahrungsgemäß zum Wochenende hin einige (vertretbare) Entlassungen vorgezogen würden.

- 5.744 Patienten werden aktuell auf den Intensivstationen behandelt; davon sind 137 in den letzten 24 Stunden hinzugekommen. Der Saldo neuverlegte bzw. eingelieferte / auf die Stationen zurückverlegte Patienten ist allerdings zum elften Mal in Folge negativ (- 89). Der rückläufige Trend sieht demnach eindeutig aus und erscheint stabil.

- 36.578 in den Hospitälern behandelte Patienten wurden seit dem 01.03. wieder nachhause entlassen, davon 595 in den letzten 24 Stunden.


Ministerpräsident Edouard Philippe und Gesundheitsminister Olivier Véran hielten gestern Nachmittag eine Pressekonferenz ab, bei der es in erster Linie um den Ausstieg aus den geltenden Regeln der Beschränkungen (confinement) ab 11. Mai ging, also das sog. deconfinement.

‚Die Gesundheit der Franzosen‘ und ‚Die Fortführung des Lebens der Nation‘ seien die beiden wesentlichen Aspekte des confinement; das deconfinement werde dabei nicht bedeuten, dass von heute auf morgen die Rückkehr zum normalen Leben erfolgen könne.

Zwei Punkte seien beim deconfinement von besonderer Wichtigkeit: Zum einen die Kapazitäten in den Krankenhäusern wiederzuerlangen und zum anderen mit maximaler Anstrengung die Zirkulation des Virus zu vermeiden.
Ziel sei es, eine Ansteckung von einem Patienten oder weniger durch einen Infizierten zu erreichen.

Durch die Maßnahmen des confinement hätten sich leichte Besserungen der Situation eingestellt und dieser Prozess setze sich fort. Man habe die Zahl der Erkrankten limitieren können. Die Anzahl an Intensivbetten sei von 5.000 auf 10.500 erhöht worden und dadurch sowie die anderen Maßnahmen sei es gelungen, dass in der Spitze 7.100 Intensivbetten von 10.500 verfügbaren belegt gewesen seien und nicht mehr. Aber man verlasse die Krise deshalb nicht, das Virus sei nach wie vor präsent.

Drei große Prinzipien würden daher für das deconfinement gelten:

1. Die elementaren Hygienemaßnahmen.
2. Die Isolierung der Virusträger.
3. Die Tests.

Daher werde es möglicherweise ab dem 11. Mai die Verpflichtung zum Tragen einer Atemschutzmaske bei Benutzung des öffentlichen Nahverkehrs geben. Philippe kündigte die (nationale) Produktion von 17 Mio Masken pro Woche an. Diese sollen aus Tuch sein, zur Mehrfachverwendung vorgesehen sein und aus diesem Grund waschbar sein (bis zu 30 mal) und seien deshalb ein ‚nützliches Instrument‘. Sie könnten aber keinesfalls die Hygieneregeln ersetzen, wie physische Distanz oder Händewaschen.

Was die Isolierung von neu identifizierten Virusträgern anbelangt, so könne dies entweder zuhause oder im Hotelzimmer geschehen. Entscheide sich der Betroffene für die Isolierung zuhause, gelte dies dann auch für sämtliche Mitbewohner (also z.B. die Familienangehörigen). Sei dies nicht darstellbar, dann würde ein Hotelzimmer zur Verfügung gestellt.

Hinsichtlich der Tests sei geplant, ab dem 11. Mai wöchentlich 500.000 Tests durchzuführen statt wie aktuell 150.000.

Geschäfte würden ab 11. Mai wieder öffnen dürfen, allerdings müsse die Einhaltung der physischen Distanz organisiert werden. Außerdem müsse hydroalkoholisches Gel zur Desinfizierung zur Verfügung stehen.
Cafés, Bars und Restaurants blieben vorerst geschlossen, weil das Risiko der Viruszirkulation möglichst niedrig gehalten werden solle.

Die Schulen würden nicht alle und auf einmal wieder geöffnet werden, sondern sukzessive. Eine Möglichkeit sei es, nach Regionen vorzugehen; eine andere, nach Klassengröße. möglich wäre auch ein Mix. Die Bürgermeister und Gewerkschaften seien in die Erstellung der Pläne involviert. Philippe und Véran sehen es im Schulbereich als neuralgischen Punkt an, die Hygieneregeln durchzusetzen. Es bestünde hier latent eine große Gefahr für die Nation, dass die Zirkulation des Virus wieder angeheizt werden könne.

Edouard Philippe regt die Unternehmen dazu an, auch im deconfinement soviel an Telearbeit ihrer Mitarbeiter beizubehalten wie möglich. Auch am Arbeitsplatz müssten die physische Distanz und die Hygieneregeln strikt eingehalten werden.

Philippe empfahl den Franzosen, ihren diesjährigen Urlaub im eigenen Land zu verbringen. Man könne nicht vorhersagen, wie sich die Situation bei Flugreisen entwickeln würde.

Als möglichen Termin für die zweite Runde der Kommunalwahlen habe man den 23. Juni ins Auge gefasst..

Der Rückgang der Wirtschaftsleistung durch die Coronakrise werde in Grankreich bei schätzungsweise 8% liegen, was es seit Ende des 2. Weltkrieges so noch nicht gegeben habe. Dies stelle eine brutale Herausforderung dar.

Philippe kündigte desweiteren an, dass die Maßnahmen des deconfinements Anfang Mai in der (reduziert tagenden) Nationalversammlung debattiert würden.

Zur aktuellen Versorgungssituation mit Atemschutzmasken meinte Philippe, dass man die nationale Eigenproduktion von 4 Mio auf 8 Mio gesteigert habe und dies weiter forcieren werde. Die ‚Luftbrücke‘ aus China funktioniere, auch wenn die weltweite Nachfrage extrem hoch sein und auch China Eigenbedarf habe und Wartezeiten daher einkalkuliert werden müssten. Am Sonntag seien zuletzt 8 Mio Masken aus China mit einer Antonov An-225 (größtes Frachtflugzeug der Welt) aus China in Paris angekommen.

Olivier Véran führte aus, dass ab Montag unter strengen Bedingungen wieder der Besuch von Bewohnern der Alten-/Pflegeheime möglich sei. Es dürften nicht mehr als zwei Besucher sein, die Familienangehörige sein müssten und sei abhängig vom gesundheitlichen Zustand des Bewohners. Physischer Kontakt bleibt strikt untersagt. Für Menschen mit Handicap in ähnlicher Situation gelten die gleichen Regelungen.

45% der Heime haben bis dato mindestens einen Fall eine Coronainfektion gemeldet. In der angekündigten Testkampagne solle das gesamte Pflegepersonal und sämtliche Bewohner getestet werden, sobald ein Fall gemeldet werde. Véran zeigte sich optimistisch, dass 15.000 Studenten in den Heimen helfen würden und sich zusätzlich auf den regionalen Plattformen 1.200 Freiwillige melden würden.

In dieser Woche seien 5 Mio FFP2-Masken für das Gesundheitswesen ausgeliefert worden. Nicht nur bei Atemschutzmasken, auch bei Einmalhandschuhen, Schutzanzügen, etc. sei es auf dem Weltmarkt sehr eng. Sie gelte auch für Medikamente, die auf den Intensivstationen benötigt würden. Hier sei man auf Hilfe der Diplomatie angewiesen, da die meisten Hersteller in China, Indien und Spanien ansässig seien. Nicht nur Frankreich stehe diesbezüglich unter Druck.

Bis Ende Juni sollen 15.000 zusätzliche Beatmungsgeräte zur Verfügung stehen sowie noch einmal 15.000 mobile sowie für Notfalleinsätze geeignete.

Véran forderte die Franzosen auf, notwendige Arztbesuche nicht wegen der Befürchtung einer Infektion mit dem Coronavirus nicht wahrzunehmen. Der Rückgang der Konsultationen von Fachärzten liege bei 60%, bei Allgemeinmedizinern seien es 40%).


Sonstiges:

In Paris sind bei einigen Proben von Brauchwasser Spuren des Coronavirus gefunden worden. Laut Bürgermeisterin Anne Hidalgo bestehe aber für das Trinkwasser kein Risiko.

Sie kündigte auch an, dass in Paris in den Schulen und in öffentlichen Einrichtungen Spender mit Desinfektionsmitteln zur Handdesinfektion installiert würden.

amazon hat sein Zentraldistributionszentrum bis zum 22.04. geschlossen, um notwendige Umbauten zum Schutz der Mitarbeiter durchzuführen, Die Gewerkschaften hatten darauf gedrängt und ein Gericht in Ninterre hat ihren Forderungen recht gegeben.

Im Fall der Infektionen auf dem Flugzeugträger ‚Charles de Gaulle‘ ist man mittlerweile relativ sicher, dass das Virus beim Aufenthalt in Brest vor dem Ablegen an Bord gekommen sein muss.

Die Handwerkskammer teilte mit, dass lediglich 27% der Handwerksbetriebe geöffnet hätten. Man fordert einen Plan der Regierung zur Rettung der Handwerksbetriebe.

Die Gewalt gegen Polizisten und Feuerwehrleute in den ‚sensiblen Vierteln‘ habe in der Woche zwischen vom 12. - 19. April stark zugenommen.


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