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Marco Bülow tritt aus der SPD aus (Sonstiges)

prosakind, wäre-gerne-in-Graz, Mittwoch, 28.11.2018, 12:39 (vor 1974 Tagen) @ Phil

Mangels Zeit: Nur zu einigen Punkten:


Erst einmal zahlt in Deuschland fast jeder Bürger, der in irgendeiner Form Einkommen hat, eine seinem Vermögen angepasste Steuer, [...]

Das ist erstmal grundfalsch, aber vermutlich nur ein Ausdrucksfehler. Jeder zahlt eine seinem Einkommen angepasste Steuer. Eben nicht (mehr) auf Vermögen, und das ist ja eines unserer Probleme (keine Vermögenssteuer mehr, lachhafte Erbschaftssteuern bei hohem Vermögen). Und auch bei der "seinem Einkommen angepasste Steuer" kann man sicherlich darüber streiten, was angepasst ist (Ist die pauschale Abgleichungsbesteuerung von Rentenerlösen, die in vielen Fällen deutlich unter der Besteuerung von Arbeitserlösen liegt, wirklich sinnvoll? Ist ein Spitzensteuerstaz von 45% angemessen? Etc. Etc.)

aus der eben auch massiv Geld umverteilt wird. Sei es bei Renten oder halt direkt über Transferleistungen des Sozialstaats.


Dann zahlen Bürger Abgaben und Gebühren. Ebenfalls oft an die Vermögenssituation / Einkommenssituation angepasst. Diese Abgaben und Gebühren dienen ebenfalls einer Umverteilung.

Ist das so? Wo sind denn Gebühren und Abgaben wirklich vermögens- und einkommensangepasst?

Und dann gibt es die Sozialabgaben, die so circa 25 % des Bruttoeinkommens ausmachen, und ebenfalls der Allgemeinheit dienen. (Hinzu kommt der Arbeitgeberanteil, der ja mit der erbrachten Arbeit auch zusammenhängt).

Sozialabgaben - wie auch die Renten - sind doch genuine Versicherungssysteme. Hier schließt sich die Allgemeinheit zusammen, um sich für Lebensrisiken abzusichern. Dass es dabei nicht um ein ich-bekomm'-raus-was-ich-eingezahlt-habe ist doch systemimmanent (und auch gewollt). [ich weiß, AWD und Blackrock sehen das anders]. Warum, wenn nicht für solche Dinge brauche ich einen Staat? Wie das jetzt in eine Umverteilungsdiskussion gehört - hmmmmh.

Und darüber hinaus haben in Deutschland letztes Jahr ca. 21 Mio. Menschen ca. 5,3 Mrd. Euro gespendet. Circa 7 Spenden pro Person, bei einem Betrag von im Schnitt 35 Euro.

Armenfürsorge in Form von Almosen nach dem Good-Will Prinzip. Das hat ja schließlich schon im Mittelalter funktioniert. Ich dachte eigentlich, darüber sind wir hinaus (und zusätzlich staatlich subventioniert = noch mehr Umverteilung; nur das der Staat halt nicht bestimmen kann, wo es hingeht).
Ich hatte hier vor Jahren schon mal eines meiner Lieblingsbeispiele aus dem Stiftungswesen genannt: vor einigen Jahren hat ein großartiger, gutmütiger Mensch aus dem badischen Raum über seine ach so herzensgute Stiftung (fast so herzensgut wie seine Mutter) acht Millionen für Errichtung und Betrieb eines Jugendleistungszentrums seines heimatlichen Sportvereins gestiftet. Toll: Jugendarbeit. Ehrenamtlicher Verein. Der Heimat was zurück geben.
Das aber 25% der acht Millionen Euro eigentlich Steuergelder sind, weil die Stiftung in ihren Erträgen von der lächerlichen 25-prozentigen Kapitalertragssteuer befreit ist, wird in den Lobpreisungen auf den großartigen Stifter selten erwähnt. Das gleichzeitig der Staat keinerlei Einfluss darauf hat, was mit diesen zwei Millionen Euro passiert - und sie in ihrer Gemeinnützigkeit einem Bundesliga-Verein dienen, der diese gemeinnützige Finanzierung in Form millionenschwerer Transfers von Jugendspielern monetarisiert - geschenkt. Und gleichzeitig leben 40% der Kinder meiner Heimatstadt - der "ehemals reichsten in Preußen" - unterhalb der Armutsgrenze.


Hinzu kommen neuere Formen des Spendes, wie z.B. das Crowdfunding.

Geil. Almosen mit vorgeschaltetem neoliberalen Wettbewerb.


Und im Rahmen der Flüchtlingshilfe haben sich ca. 50 % der Deutschen ab dem 10 Lebensjahr eingesetzt oder engagiert. Sei es durch Sachspenden oder aber aber durch ehrenamtliches Engagement.

Und das Ehrenamt daneben, vom Fußballverein bis hin zur Caritas (als Beispiele) sei auch noch genannt.

Und all das deckt noch nicht im Ansatz ab, was nicht messbar an sozialem Engagement in Deutschland vonstatten geht und passiert.

Und das ist nun also das neoliberal erkaltete Land, wo jeder nur noch an sich selbst denkt und die starken die schwachen im Regen stehen lassen?

So runtergebrochen sprichst Du von den vielen Engagierten - und schreibst es gleichzeitig (auch) den Starken zu. Auch eine interessante Sichtweise. Vielleicht wäre wirklich gewonnen, die 99% von den 1% - meinetwegen auch die 90% von den 10% zu trennen.


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