Unser Hauptproblem ist Tuchels "handwerkliche Kreativität" (BVB)

Blarry, Essen, Samstag, 17.12.2016, 14:30 (vor 3293 Tagen) @ MauriciusQ

2./ Dembele:

Einer der wenigen Spieler von uns, bei denen man auch ohne Lokalkolorit sagen kann, der hat das Zeug zum Weltfußballer. Zum Glück sorgt er dafür, dass man jetzt schon jede Minute mit ihm genießen kann.

3./ Bartra

Dein Namensvetter spielt zum ersten Mal in seiner Karriere eine Rolle als Stammspieler, natürlich geht das nicht mit Eingewöhnungsschwierigkeiten vonstatten. Er fing meiner Meinung nach brutal stark an, dann kamen kleinere Verletzungen und der lang ersehnte Leistungssprung Ginters in die Quere, jetzt muss er sich mal eine Winterpause lang sammeln. Denke auch, dass er sich enorm viel vornimmt und sich selbst einen viel schwereren Rucksack aufsetzt, als er eigentlich braucht. Der Junge wird schon.

4./ Weidenfeller

Will ich an den Gegentoren gestern jetzt nicht zu viel Schuld aufbürden. Das erste Tor, nunja: "Alle Kinder spielen auf Abseitsfalle - nur Matze Ginter, der steht dahinter". Das hat die komplette Hintermannschaft überrascht und aufm falschen Fuß erwischt. Normalerweise und ohne beömmelten Rechtsverteidiger ist das abseits, da braucht niemand ausm Tor zu kommen oder stehenzubleiben.
Die zweite Bude ist zum einen irregulär und zum anderen auch scheiße schwer zu verteidigen, wenn in der Flugbahn des Balles noch ein Angreifer steht. Marco Reus hat mit genau solchen Flugkurven, die mal verlängert wurden und mal nicht, schon das eine oder andere Freistoßtor für uns erzielt.

5./ Tuchel

Ich bin froh, dass wir Tuchel haben. Ich mache mir nur Sorgen um die Ergebnisse seiner Arbeit.

Unser Hauptproblem ist in meinen Augen nicht Tuchel und auch kein Stammtischgeschwurbel von Desoxyribonukleinsäure, sondern dass er ein Defensivkonzept spielen lässt, das eigentlich nicht bundesligatauglich ist. Wie gestern schon kurz angerissen bleibt sämtliche Defensivarbeit im Endeffekt an den zwei bis drei Innenverteidigern kleben. Das funktioniert so nicht. "Aber Blarry", schreit ihr auf während euch euer Avocado-Schweinenackensteak-Smoothie aus der Nase quillt, "die Bayern kommen doch auch einer Innenverteidigung Alaba-Kimmich über die Runden, wenns sein muss!". Ja. Weil die überall sonst aufm Feld einen technischen und spielerischen Qualitätsunterschied zu sämtlichen Gegenspielern haben und diesen auch individuell ausnutzen lassen. Die bauen vornerum genügend Druck auf, dass die Innenverteidigung kaum noch in brenzlige Situationen kommt. Das hat bei uns vor fünf Jahren noch funktioniert, weil die Hintermannschaften der anderen Bundesligisten technisch eine Katastrophe waren und gefühlt jeden zweiten Pass unter Druck verstolpert haben. Das hat sich mittlerweile gebessert. Nicht auf Bayernniveau, aber mitunter auf Dortmundniveau.

Gestern hat jemand die zweite Hälfte als Muster für zukünftige Auswärtsspiele beschrieben. Das teile ich so. Wir spielen schon in einem 4-1-4-1, was als Formation her enorm defensivstark ist und sämtliche kritischen Räume abdeckt. Wenn wir schon mit aggressivem Pressing nicht dauerhaft für Entlastung der Abwehr sorgen können, dann sollten wir vielleicht einfach so spielen wie in Unterzahl: dicht gestaffelt, kompakt, dem Gegner überflüssige Räume zur Verfügung stellen, gezielt Ballgewinne provozieren und überfallartig umschalten. Alles eine Ecke defensiver und konservativer. Das machen normale Bundesligisten auswärts auch so, und wir haben denen auch noch eine Offensivabteilung voraus, die im Umschaltspiel alles und jeden zerficken kann, wenn sie will.

Mit einer Nacht Abstand glaube ich, dass wir das Spiel gestern ohne den Platzverweis noch verloren hätten: zu zehnt waren wir nunmal darauf angewiesen, Götze auf die Sechs zurückzuziehen und uns in einem 4-2-3 einzuigeln und, man höre und staune, als komplette Mannschaft im Defensivverbund zu arbeiten.