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Roaring Twenties Reloaded (Corona)

markus, Freitag, 16.04.2021, 18:02 (vor 1104 Tagen) @ FourrierTrans

Das ist das gute an der Erbschaftssteuer: Der Umzug ins Ausland oder die Verlagerung von Vermögenswerten schützt nicht vor der Steuerschuld. Natürlich wird es immer Versuche geben, Vermögen zu verschleiern, etc. Aber die gibt es auch bei der Vermögenssteuer und auch bei der Einkommenssteuer. Aber allein die Möglichkeit der Steuerhinterziehung sollte mE kein Argument gegen eine Besteuerung sein. Wobei, und das meine ich absolut ernst: Die Ungleichheit stört mich nicht. Hauptsache, jede und jeder hat die Chance, alles zu erreichen und zu erwirtschaften. Dann ist es auch okay, wenn meine Nachbarin 34,5 Milliarden EUR erbt und nach Monaco zieht, oder mein Arbeitskollege nach der Erbschaft mit dem Heli nach Sylt fliegt. Dadurch wird mein Leben ja nicht schlechter.


Die Steuersätze sind doch allerdings recht hoch. Natürlich gibt es Freibeträge von einigen Hunderttausend Euro. Die sind allerdings auch richtig. Ansonsten kann das dazu führen, das geerbte Haus der Eltern verkaufen zu müssen, als es selbst zu bewohnen. Das ist ja auch nicht sinnig.

Grundsätzlich sehe ich das auch. Mein eigenes Leben wird nicht schlechter, nur weil jemand anderes mehr hat. Mit reinen Neiddebatten wird mein eigener Lebensstandard nicht besser. Statt Neiddebatten zu führen, lohnt es sich mehr, seine eigenen Möglichkeiten zu nutzen. Und das tun viele nicht. Hier wird auf die bösen Vermieter und Arbeitgeber gezeigt, unterstützt diese aber damit, dass sie selbst Mieter und Arbeitnehmer sind. Wie paradox. Es gibt Möglichkeiten, keine Miete zu zahlen, indem man sich eine Immobilie kauft. Kredite sind günstig und die Raten nicht wesentlich höher als die Miete. Es gibt auch Möglichkeiten, dass möglichst viele Unternehmensgewinne in die eigenen Taschen landet. Entweder über den Erwerb von Firmenanteilen (dann sind allerdings auch Risiken mit inbegriffen) oder indem man sich als Belegschaft organisiert und den eigenen Arbeitgeber, der einen bisher nur abgezockt hat, zu einem Tarifvertrag zwingt. Möglichkeiten gibt es genug. Aber man träumt lieber von einer großen Umverteilung von oben nach unten. Die wird nicht kommen, man kann nur das beste aus den eigenen Möglichkeiten herausholen.


Das kann man so nicht sagen. Historisch betrachtet gab es bereits mehrfach Zeiträume, in denen extreme Ungleichheiten zu blutiger Umverteilung geführt haben, z.B. am Ende des Ancien Régime/vor der frz. Revolution oder vor dem WW1 bzw. teilweise auch vor dem WW2. Gesellschaften die extreme Ungleichheit erfahren neigen über kurz oder lang zur Selbstzerstörung. Die von dir angeführten Beispiele sind gute Ratschläge, aber tendenziell nicht für die ärmeren Teile der Gesellschaft ohne weiteres umzusetzen und ich sehe da auch den Dienstleistungsarbeitnehmer nicht in der Pflicht, sich bei seinem +/- Null Einkommen über Firmenanteile oder Eigentum Gedanken zu machen oder gar die Belegschaft zusammenzutrommeln, um einen Tarifvertrag zu "erzwingen". Eine faire Gesellschaft, die auch langfristig stabil bleiben möchte, sollte da anders vorgehen.


Und wie sollte sie vorgehen?


Ein Beispiel wäre, dass Corporations wie Facebook, Starbucks und co. per se erst einmal nicht den Fiskus umgehen, um den Benefit ungefiltert an die Anteilseigner zu transferieren.
Grundsätzlich muss man sich auch die Frage stellen, inwieweit es sinnvoll ist, wenn ein deutscher Autobauer seine Mitarbeiter wochen-/monatelang in Kurzarbeit schickt, Kurzarbeitergeld beantragt, um dann 5 Monate später eine "All time favourite"-Bilanz mit 50%iger Dividendenerhöhung zu präsentieren.
Oder eben Ansätze, die Jurist81 präsentiert. Eigentlich ist das nicht so schwer, grob gesagt, man sollte sich als Gesellschaft nicht verhalten wie ein asoziales Element. Aber sowas lenkt eben nicht Karl Müller, der bei Bosch an der Maschine steht oder bei Edeka an der Kasse sitzt.

Mit Facebook und co stimme ich überein.

Kurzarbeitergeld: Das ist eine Versicherungsleistung. Wir lassen uns unser Sozialversicherungssystem knapp 40% vom Bruttolohn bezahlen (je die Hälfte zahlen Arbeitnehmer und Arbeitgeber). Dann soll die Versicherung im Fall der Fälle auch zahlen. Ansonsten müssten wir über eine Kürzung der Beiträge reden, wenn über den Abbau von Sozialversicherungsleistungen reden. Profitiert davon haben im übrigen vor allem die Arbeitnehmer. Statt betriebsbedingte Kündigungen, die ebenfalls die Zahlung aus der Arbeitslosenversicherung ausgelöst haben (nur dann wesentlich länger) konnte man die Arbeitsverhältnisse erhalten. Das Dumme ist: Ein Unternehmen kann auch jederzeit Mitarbeiter entlassen, um Gewinne zu optimieren. Die Kurzarbeit hat das verhindert und war gleich für alle von Vorteil. Hier hat vor allem unser teures und zugleich starkes Sozialversicherungssystem schlimmeres verhindert.


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