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Wie schon geschrieben,... (BVB)

CHS, Lünen / Dortmund, Montag, 08.03.2021, 22:43 (vor 1156 Tagen) @ Poeta_Doctus

Das zieht in meinen Augen nicht als Argument. Wenn der BVB einen Linksverteidiger braucht, kann man damit begründen, dass man einen Linksverteidiger verpflichten will. Nicht aber, dass das unbedingt Nico Schulz sein muss und schon gar nicht zu den Konditionen. Es ist ja auch nicht so, dass es keinen anderen LV auf dem Planeten gäbe. Es sei denn natürlich, dass Scouting kommt zu dem Fazit "Schulz für 25 Mio? Das ist für uns der beste Deal!". Dann sollte man das Scouting aber in die Tonne treten. An dem Transfer gibt es in meinen Augen schlicht wenig schön zu reden.

Die Erklärung ist eigentlich ganz einfach, warum man ihn für den Preis geholt hat. Der Marktwert damals von Schulz lag schon bei 25 Mio. Euro, demnach ein branchenüblicher Preis. Der weitere Grund war, dass zu dem Zeitpunkt der BVB Geld hatte (Pulisic). Außerdem wollte wahrscheinlich der BVB auch mal zeigen, dass man einen deutschen Nationalspieler holen kann. Der BVB wird bestimmt nicht nur auf die Karte Schulz gesetzt haben, nur ist die Frage, welche Alternativen es gab und wie teuer diese waren.

Auch hier: Das erklärt, warum Hoffenheim einen hohen Preis aufrufen kann, aber nicht, warum wir den dann auch zu zahlen bereit sind. Das Prädikat "deutscher Nationalspieler" darf da einfach keine große Rolle spielen. "Nationalspieler" war Schürrle auch...

Habe ich oben geschrieben. Nationalspieler und Interesse von Dortmund steigert schon den Preis. Sag mir doch mal, welcher deutsche Nationalspieler ist denn zuletzt günstig verpflichtet worden? War das Ginter für 10 Mio. Euro (war der schon Nationalspieler?)? Man sollte auch nicht vergessen, viele "günstige" Spieler konnte man doch nur durch Austiegsklauseln holen (Brandt, Wolf, Toprak, Reus).

Das wäre in meinen Augen höchstbedenklich und würde kein gutes Licht auf die sportliche Führung werfen. Die Scouts sind immerhin diejenigen, die explizit für diesen Job bezahlt werden. Aber ja, der Verdacht, dass Leute wie Schulz, Brandt und früher Schürrle (wobei hier die Story ja recht gut bekannt ist) nicht auf Empfehlung des Scouting gekommen sind, liegt nahe. Alles vermeintlich "sichere" Transfers von ligabekannten Spieler. Alles (bisher) Flops.

Vielleicht sollte man einen Blick auf die Scouting-Abteilung richten. Es ist ja nicht mehr so wie vor 20 Jahren (Dazu gab es damals einen Artikel). Da bestand diese aus zwei Leuten (erfolgreiche Ex-Trainer) und wurden unterstützt von den U-Trainern. Mittlerweile hat man einen Chefscout, sieben normale Scouts, einen Nachwuchsscout und zwei Nachwuchs-Koordinatoren. Dazu werden die Leute dann ebenfalls von den U-Trainern unterstützt. Ich weiß nicht mehr, wo das stand, aber es ist wohl keine Seltenheit, dass man an einem Wochenende (wahrscheinlich vor Corona) bis zu 60 Spieler scoutet.

Wen man dann holt, entscheiden aber nicht die Scouts. Sie können nur Empfehlungen übermitteln. Der Chefscout informiert dann seinen Chef. Dieser entscheidet dann, ob es sinnvoll ist oder nicht. Erst danach geht es zu den Verhandlungen. Wie gesagt, man kennt nicht die Bedingungen damals. Die damalige sportliche Führung hielt dann den Wechsel für sinnvoll. Im nachhinein kann man vieles anders sehen. Oder anders gefragt, ist eine Meisterschaft und eine Torjäger-Kanone es wert, 25 Mio. Euro (plus Gehalt und wohl auch Handgeld) in den Sand zu setzen?

Sorry für die Wortwahl, aber das ist mir zu billig. "Gründe" gibt es quasi für alles. Wenn ich dem Pizzaboten 8 Zähne ausschlage, weil er meinen Knobidipp vergessen hat, habe ich dafür auch einen "Grund". Ich wage zu bezweifeln, dass viele diesen als Entschuldigung gelten lassen.

Billig ist beim BVB gar nicht. :-) Es gibt halt unterschiedliche Wechseln beim BVB in den letzten Jahren. Man holt externe Talente (Bellingham, Reinier, Morey, Balerdi), interne Talente (Moukoko, Reyna, Unbehaun) und halt gestandene Spieler (Can, Meunier, Hummels, Brandt). Die erste Kategorie ist nicht immer billig, aber hat wohl weiterhin die besten Erfolgaussichten. Die zweite Kategorie ist häufig nur eine Kaderfüllung, obwohl es da Ausnahmen gab. Die dritte Kategorie ist die teuerste, aber auch die risikobehaftete. Gerade da würde ich die Erfolgschancen max. bei 50% sehen.

Jein. Klar ist es gut, dass wir nur Geld ausgeben, welches wir vorher einnehmen. Aber man wird auch das Gefühl nicht los, dass wir viel von dem, was wir uns finanziell verdienen (über kluge Transfers und sportliche Erfolge), durch solche Transfers mit dem Arsch wieder einreißen.

Das Risiko bei solchen Transfers gibt es immer. Egal ob es der BVB, Bayern, Leipzig oder auch z.B. Freiburg. Solange man aber immer noch das Geld einnimmt, welches man ausgibt, ist es kein Problem. Leider ist in dieser Saison mal weniger eingenommen worden (lag z.B. an dem geplatzten Sancho-Deal, aber auch an Kaufpflicht von Can).

Alles in allem ist bei uns nicht alles scheiße, weswegen ich auch nicht bei allen Punkten anderer Meinung bin. Und fantastische, kreative und starke Transfers haben wir ja durchaus auch (Spieler wie Kagawa anno dazumal, aber auch später wie Aubameyang, Dembele, aktuell Sancho und Haarland). Aber gerade angesichts solcher Hammertransfers machen mich persönlich haarsträubende Wechsel wie der von Schürrle damals und aktuell vor allem Schulz fassungslos und wirken auch einfach unglaublich unkreativ.

Unkreativ ist so eine Sache. Ich habe mir mal die Transferperioden angeguckt (das aktuelle kann man noch nicht bewerten):

2019/20: Einem Transfer a la Brandt und Schulz stehen Hummels, Hazard, Alcacer (Kaufoption) und Haaland gegenüber.

2018/19: Die Saison war sehr erfolgreich. Man hat mit Diallo, Delaney, Witsel, Alcacer (Leihe) und Hakimi nur einen nicht so gelungenden Transfer von Wolf gehabt.

2017/18: Diese Periode war wohl nicht so gut. Schlechte Wechsel von Yarmolenko, Philipp, Toljan stehen Wechsel von Sancho, Zagadou und Akanji (trotz aller berechtiger Kritik, so schlecht ist er nicht) dagegen. Richtig bewerten kann man Toprak (Wunsch vom ehemaligen Trainer, also eher ein Wechsel von 2016/17) und Dahoud (lange Durststrecke, aktuell ganz gut drauf) nicht.

2016/17: Auch hier eine ausgeglichene Bilanz. Flops a la Schürrle, Götze und Rode stehen Dembele, Guerreiro und Bartra gegenüber.

Weiter zurück möchte ich jetzt nicht gehen, das ist zu schwierig.

Ohne jetzt behaupten zu wollen, dass es bei anderen Vereinen alles besser ist (ist es nicht!): Wenn man mal z.B. zum VFL Golfsburg gucke, die haben mit Baku, Roussillon und Mbabu keinesfalls schlechtere Außenverteidiger als große Teile unserer Besetzung. Und keiner von denen auch hat nur die Hälfte von Schulz gekostet. Man muss nur das Scouting dann halt auch seinen Job machen lassen.

Trotzdem hat Wolfsburg in den vergangenen Jahren immer ein Transferminus erwirtschaftet. Einzig 16/17 hat man Dank Draxler und (grumpf) Schürrle ein Plus erwirtschaftet. Danach gab es, wie gesagt, nur Minus.

Auch andere Vereine haben ähnliche Ergebnisse. Das Problem ist nur, bei anderen Vereinen hat man nicht so den Blick darauf wie beim BVB.

Gruß

CHS

PS.: eine nette Diskussion finde ich auch schön, auch wenn man nicht der gleichen Meinung ist. Immer noch besser, als immer wieder die gleichen Argumente aufzuwärmen, wie es andere hier versuchen.


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