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EU zeigt sich »tief unzufrieden« mit AstraZeneca (Corona)

Ulrich, Sonntag, 24.01.2021, 12:32 (vor 1190 Tagen) @ TerraP

Diese Argumentationslinie postest Du ja hier quasi täglich.

Wann eigentlich zum ersten Mal? Angesichts der Vehemenz Deiner Vorwürfe nehme ich an: vermutlich letzten Sommer.

Und zudem tatsächlich: Gibt es eine Quelle außerhalb dieses Forums, auf die sich die Argumentation stützt?

Einfach mal das nachdenken? Um welche Summen es geht, kann man nachlesen. Die Preise für die verschiedenen Präparate hat eine belgische Ministerin veröffentlicht, die Bestellmengen sind ebenfalls bekannt. Und Investitionen in den Größenordnungen, über die wir hier reden, trifft man nicht ohne Abnahmegarantien.

Auch die Zeitpunkte, zu denen die EU bei den jeweiligen Unternehmen eingekauft hat, kann man mittlerweile nachlesen.

Zum Groben Ablauf:

Im Frühjahr 2020 haben sich Deutschland, Frankreich, Italien und die Niederlande zusammengetan und eine "inklusive Impf-Allianz" zum Einkauf von Impfstoffen gebildet und ist in Verhandlungen mit Herstellern eingetreten. am 12. Juni 2020 wurde die Verantwortung vom EU-Gesundheitsministerrat an die EU-Kommission abgetreten, die im Namen aller Mitglieder verhandeltet. Deutschland saß dabei mit einem Vertreter des Gesundheitsministeriums ständig am Tisch.

Ursprünglich betrug Etat für den Impfstoffeinkauf für die komplette Union 2,15 Milliarden Euro aus dem sogenannten ESI-Budget, man hatte insgesamt pro EU-Bürger nur ca. 4,50 Euro zur Verfügung. Später hat man sich dann darauf geeinigt, mehr Geld in die Hand zu nehmen und die Mehrkosten anteilig auf die EU-Staaten umzulegen. Mitte letzten Jahres waren drei Unternehmen besonders weit vorne bei der Impfstoffentwicklung. Das waren AstraZeneca mit einem Vektorimpfstoff sowie BioNTech/Pfizer und Moderna jeweils mit mRNA-Impfstoffen.

Die beiden mRNA-Impfstoffe waren zu dem Zeitpunkt schlicht zu teuer, ihr Kauf hätte den zur Verfügung stehenden Etat komplett gesprengt. Außerdem gab es aus Osteuropa unterschiedliche Vorbehalte gegen diese Produkte. Deshalb bestellte die EU zunächst am 27.08.2020 300 plus optional 100 Millionen Dosen bei AstraZeneca, der Preis pro Impfdosis lag bei 1,78 Euro. Benötigt werden zwei Impfungen, macht also in der Summe 3,56 Euro pro Person. Insgesamt betrug das Volumen dieses Geschäfts einschließlich der Option 712 Millionen Euro.

Am 18.09.2020 bestellte man bei Sanofi/GSK 300 Millionen Dosen Impfstoff zum Preis von 7,56 Euro je Dosis. Gesamtvolumen 2,268 Milliarden Euro. Sanofi/GSK sind ein weltweit führender Hersteller bei klassischen Impfstoffen. Entsprechend handelt es sich auch hier um einen eher klassischen Impfstoff mit Adjuvans. Beim Sars-CoV-2-Impfstoff lief man allerdings von Anfang an einige Monate hinter dem führenden Trio hinterher. In die kombinierte Phase 1/2-Studie ist man erst im September letzten Jahres eingetreten. Da waren BioNTech und Moderna bereits in Phase 3. Ende letzten Jahres hat sich dann zudem herausgestellt, dass die Immunantwort insbesondere bei älteren Menschen hinter den Erwartungen zurückblieb. Man muss deshalb bei der Entwicklung neu starten, aktuell geht man davon aus dass der Impfstoff frühestens Ende 2021 oder Anfang 2022 zugelassen wird.

Am 08.10.2020 bestellte man bei Johnson & Johnson / Janssen 200 Millionen Dosen plus eine Option auf weitere 200 Millionen Dosen des Vektorimpfstoffs des Unternehmens zum Preis von 8,50 Dollar je Impfdosis. Das Gesamtvolumen beläuft sich einschließlich Option auf 3,4 Milliarden Dollar. Bei diesem Impfstoff soll anders als bei der Konkurrenz nur eine Impfdosis notwendig sein. Allerdings laufen mittlerweile auch Studien mit einer zweiten Impfung nach knapp zwei Monaten. In der Entwicklung lag Janssen etwas hinter den führenden Drei, man hofft auf eine Zulassung noch in diesem Quartal.

Am 20.11.2020 bestellte man bei BioNTech/Pfizer 200 Millionen Dosen fest und ließ sich eine Option auf 100 Millionen Dosen einräumen. Preis je Dosis sind 12 Euro. Macht ein Gesamtvolumen von 3,6 Milliarden Euro. Angeboten worden waren von BioNTech/Pfizer sogar 600 Millionen Dosen. Zum Kauf kam es nur deshalb, weil sich die Bundesrepublik bereit erklärte, von anderen Mitgliedsstaaten nicht abgerufene Teile des Kontingents zu übernehmen und auch zu bezahlen.

Am 4.12.2020 bestellte man bei Moderna 80 Millionen Dosen für je 18 Dollar je Dosis und ließ sich zudem eine Option auf weitere 80 Millionen Dosen einräumen. Einschließlich der Optionen hat das Geschäft ein Volumen von 2,88 Milliarden Dollar.

Zum Vergleich: Die USA haben im Juli 2020 bei BioNTech/Pfizer und im August 2020 bei Moderna bestellt. Später hat man dann bei BioNTech/Pfizer noch einmal nachbestellt, wohl aus den Chargen, die der EU angeboten, aber nicht geordert wurden.


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