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Sportschau: Schneller dank Kohlenmonoxid? (Sonstiges)

Sebs, Rocklinghausen, Freitag, 19.07.2024, 20:15 (vor 521 Tagen) @ Habakuk

Der Profi-Radsport ist genau so wenig sauber und genau so viel verseucht, wie jede andere Ausdauersportart. Man braucht nicht so naiv sein und davon ausgehen, dass da nur porentiefreine Athleten an den Start gehen. Gleichzeitig ist der Sport aber sicherlich nicht mehr so verseucht, wie vor 20 Jahren.

Das ganze System ist halt anfällig. Die wenigsten bekommen das Konto richtig voll. Pogacar soll bei 5-6Mio/a liegen, Voigt meinte heute Politt würde er bei 600-800k sehen.
Ein World Tour Team hat aber rund 30 Fahrer. Bei der Tour sieht man nur die absolute Elite. Da verdingen sich viele bei so tollen Rennen wie der Ungarn- oder Türkei-Rundfahrt und auch der Deutschland-Tour. Bei der Deutschland-Tour war ich letztes Jahr im Fahrerlager. Während Bora da mit dem großen Luxus-Reisebus anrollt, war glaube ich Lotto-Destiny mit zwei Mann und nem alten Wohnmobil am Start. Da verdienen dann Fahrer geschätzt 50-60k/a, da sorgste nicht mit aus. Die Verträge sind dann für 1-2 Jahre. Bringst Du keine Leistung - aus die Maus. Da ist die Versuchung schnell mal da. Kann man in der Autobiographie von Ulle übrigens schön nachlesen.

Der Radsport steht aufgrund seiner Geschichte schnell unter Generalverdacht. Auf den ersten Blick sieht es ja auch erstmal komisch aus, wenn Pogacar, Vingegaard und Evenepoel alle drei schneller auf das Plateau de Beille kacheln, als einst Pantani. Aber da spielen viele Faktoren rein. Die Ernährung ist eine ganz andere. Jeder Fahrer weiß, was er wann essen muss, um genug Sprit im Tank zu haben. Ulle wurde von seinem Trainer mit ner Flasche Wasser auf ne 200km-Trainingsrunde geschickt.
Training nach Wattwerten ist heute ganz anders. Intervalltraining in den verschiedenen Zonen nach der FTP usw. Und am Beispiel vom Plateau de Beille: Wie sind die letzte Woche im Vergleich zu früher den Berg gefahren? Früher sind die den ersten Teil der Anstiege verhältnismäßig langsam gefahren. Irgendwann kam dann eine Attacke. Letzte Woche sind die den Berg von Anfang an im vollen Galopp hoch. Aber wenn man es nüchtern sieht, war das fast ein Staffel-Ausscheidungsrennen und Pogacar hat als letzter, nachdem er vorher die ganze Zeit an irgendwelchen Hinterrädern im Windschatten gehangen hat, das Ding zu Ende gebracht. Gut, im Schnitt ist er den Anstieg letztlich mit rund 7Watt/kg gekachelt, dagegen ist dann kaum ein Kraut gewachsen. Ich würde ja auch gerne mal nen 10%-Anstieg fahren und dabei vor den Serpentinen bremsen müssen ^^

Vielleicht sind Pogacar und Vingegaard gedopt. Vielleicht sehen wir aber auch einfach parallel zwei Jahrhunderttalente, wie es Messi und Ronaldo im Fußball waren/sind. Man sollte nicht immer nur zwingend vom Negativen ausgehen.

Wie es auch ist, kann man sich als Radsportbegeisterter derzeit an einer ganz großen Show erfreuen. Spektakel ist es allemal.
Und ob sie voll sind oder nicht, vor so einer Schinderei und Selbstaufopferung kann man nur den Hut ziehen. Greg Lemond hat es schon vor langer Zeit auf den Punkt gebracht: "It never gets easier, you just go faster."

Und und in diesem Geiste freue ich mich, dass heute Nacht um drei Uhr der Wecker scheppert. Kaffee, Müsli und um 03:30 Uhr ab in den Sattel. Mittagessen am Ijsselmeer und wenn alles gut läuft am Abend mit 400km in schweren Beinen, aber einem großen Lächeln im Gesicht, wieder zurück zu Hause.


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