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Reifeprozess (BVB)

Will Kane, Saarbrücken, Freitag, 15.02.2019, 23:42 (vor 1894 Tagen) @ Kris

Mir geht diese ganze Meisterdiskussion langsam auf den Sack.


Mir auch. Ich habe mich jedenfalls sehr über unseren für mich unerwarteten Höhenflug gefreut, und weder erwartet, dass wir ab jetzt jedes Spiel gewinnen werden, noch dass wir wieder abstürzen. Aber mit schlechteren Spielen habe ich schon gerechnet. Allerdings nicht, dass wir sichere Spiele mit so viel Naivität verlieren.

Kein Team, auch nicht das gefestigste, geht durch eine Saison ohne eine Schwächephase. Es war zu erwarten, dass dies auch unserer Mannschaft passiert. Ob Naivität dabei eine Rolle spielt, weiß ich nicht. Aber wir haben nun einmal nicht nur abgezockte, erfahrene Spieler im Team, sondern auch junge, unerfahrene. Da passieren eben auch individuelle Fehler, die von außen betrachtet nicht erklärbar sind.

Wie kann es sein, dass einzelne Spieler in der zweiten Halbzeit von der Konzentration her so abbauen? Zwei Halbzeiten, die unterschiedlicher nicht sein könnten. In den Spielen der Hinrunde war das doch nicht so, oder sind es einfach nur die Nerven, die irgendwann zu flattern anfangen, wenn man merkt, dass man was zu verlieren hat? Ich verstehe das einfach nicht und weiß auch nicht, wie man das abstellen könnte.

„Beim Fußball verkompliziert sich allerdings alles durch die Anwesenheit der gegnerischen Mannschaft.“. Meinte zumindest der französische Philosoph Jean-Paul Sartre.

Und er hatte recht. In den Spielen, die wir verloren haben bzw. In denen wir nach komfortabler Führung noch ein Remis hinnehmen mussten, gingen die Änderungen im Spiel immer vom Gegner aus. Mit diesen Änderungen kamen wir nicht so zurecht. Das mag Übereifer oder auch Ängste gefördert haben, was dann zu den Fehlern führte.

Die momentane Situation ist für viele Spieler auch so etwas wie ein Reifeprozess. Man kann an der Aufgabe nur wachsen.

Reifen muss man aber auch als Team, damit etwas nicht nur zusammenwächst, sondern sich weiter entwickeln kann. Und genau da habe ich meine Bedenken.
Einige unserer langjährigen Stammspieler kommen langsam in die Jahre und werden irgendwann ausscheiden. Ich bin mir sehr unsicher, wie wir diese auf Dauer mit anderen Spielern ersetzen können, die sich zum BVB bekennen, wie Marco Reus, und sich von niemandem kirre machen lassen, sondern erkennen, welchen Wert es für sie persönlich hat, ausgerechnet bei uns zu spielen. Vielleicht muss man dazu auch ein gewisses Alter haben. Ich sehe im Moment nicht, wie wir junge Spieler – obwohl wir finanziell gut bestückt sind – über mehrere Saisons hinweg halten können, wenn woanders eine noch größere Karriere, Prestige, Titel und viel mehr Geld locken. Das Geschäft ist aufgrund der maßlosen Geldmengen dermaßen schnelllebig und abartig geworden. Auf absehbare Zeit werden Spieler wie Bürki, Sancho, Akanji usw. sehr gute Angebote bekommen, und es könnte sein, dass sie dann tatsächlich auch gehen werden, vielleicht gerade dann, wenn sie die Ausscheidenden ersetzen sollen.
Will sagen: Es heißt immer, wir sind in dieser Saison im Umbruch, und der ist nicht in einer Saison zu schaffen. Das impliziert aber auch, dass dieser Umbruch irgendwann weitestgehend abgeschlossen sein wird.
Ich habe jedoch das Gefühl, dass wir permanent im Umbruch sind. Wenn man ein Team über Jahre hinweg zusammenhalten und eine Mannschaft vor allem gemeinsam reifen kann, wie zum Beispiel Tottenham, überrascht es nicht, wenn sie so gut eingespielt sind, dass sie auch phasenweise einen Harry Kane kompensieren können.
Ich könnte mir vorstellen, dass ein Titelgewinn, also speziell die Meisterschaft, daher für den Verein und seine Spieler einen sehr viel größeren Wert hätte als "nur" die Schale auf dem Bierwagen an einem Tag im Rahmen einer Mega-Sause um den Bo-Platz zu kutschieren.
Ob uns das gelingen wird? Weiterhin eine große Herausforderung, wie ich finde, und keinesfalls ein Selbstläufer. Ich hoffe sehr auf unseren Trainer.

Ich glaube, wir sollten uns keine Illusionen machen. Die Vorstellung, man hat einen Spielerstamm, der über lange Jahre zusammenbleibt und dann durch Spieler ersetzt wird, die in diesen Jahren als Backups dahinter herangereift sind, ist für Clubs, die nicht am Ende der Nahrungskette stehen, schon lange nicht mehr realistisch. Und so reibungslos verläuft der Wechsel von Spielergeneration zu Spielergenerstion bei den absoluten Topclubs dann meistens auch nicht. Jedes Team hat seine Zyklen. Bei Teams unterhalb der absoluten Topebene sind diese Zyklen halt kürzer als bei den Reals dieser Welt. Ein Titelgewinn bewirkt da mMn nicht sehr viel. Im Gegenteil, das Interesse größerer und besser zahlender Clubs wird umso größer, wenn ein Club wie unserer einen Titel erreicht. Es bleibt uns nichts anderes übrig, als dies zu akzeptieren und die Balance zu finden zwischen häufig wechselnden jungen und hochbegabten Talenten einerseits und erfahrenen, clubtreuen Stammkräften. Reus würde ich bei der Betrachtung dabei herausnehmen; ist in gewisser Weise eine Ausnahme. Gebürtiger Dortmunder und bis einschließlich B-Jugend sämtliche BVB-Nachwuchsteams durchlaufen, hoch und konkurrenzfähig bezahlt. Aber ob er noch bei uns wäre, wenn seine Verletzungshäufigkeit oder auch seine Führerscheinaffaire nicht dazwischengekommen wäre, kann niemand wissen.

Ich bin der Überzeugung, dass unser Management sehr wohl um die Dinge weiß und entsprechend zu agieren versucht. Das geht nicht immer so, wie man sich das wünscht und man macht dabei auch Fehler. Unsere letzten Spielzeiten waren diesbezüglich durchaus auch von Fehleinschätzungen geprägt. Wobei es schon sehr schwer ist, immer die richtiges Balance zu finden und zu halten.


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