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EU-Gipfelbeschluß bzgl. Asylpolitik (Sonstiges)

Nolte, Freitag, 29.06.2018, 11:24 (vor 2126 Tagen) @ Hans-Olo

Lustig. Ich lebe in Tansania. Und der Teil, dass Eltern irgendwann auf Kinder angewiesen sind, um sie bzw. die Familie zu unterstützen, stimmt. Der Rest ist deutlich zu kurz gegriffen.
(Was hat deine Freundin in Tansania gemacht, wenn ich fragen darf? Und welche Kenntnisse über Entwicklung hatte sie, bevor sie hier ankam?)

Außerdem ist die eigentliche Ursache eine völlig andere: Die Bevölkerung wächst, weil in den letzten Jahrzehnten in den meisten afrikanischen Ländern die medizinische Versorgung und Hygiene erheblich besser geworden sind, was die Sterblichkeit senkt. Die Geburtenrate sinkt schon immer, seit Beginn der Erfassung der Daten. Sie sinkt aber langsamer als die Sterblichkeit.

Weshalb die Geburtenrate nicht schneller sinkt, liegt an verschiedenen Faktoren. Ein wichtiger wurde ja genannt, das ist einerseits oftmals an Armut und damit einhergehenden kaum vorhandenen Möglichkeiten privanten Sparens sowie schlecht ausgebauter sozialer Sicherheit. Daher die Notwendigkeit von Kindern zum Zweck der eigenen Altersvorsorge. Da aber gerade auf dem Land die Kindersterblichkeit noch immer beträchtlich sein kann, stellen nur ein oder zwei Kinder eben auch ein Risiko dar.
Ein anderer Punkt ist die oft sehr schlechte Stellung von Frauen in vielen Ländern. Mädchen gehen seltener zur Schule, Frauen haben oft kaum Möglichkeiten zur Generierung von Einkommen. Mit geringer Bildung und ohne Einkommen ist die Frau vom Mann abhängig. Und seien wir ehrlich: Die meisten Männer sind, unabhängig von ihrer Herkunft, machtbesessene Widerlinge. Da hat die Frau, gerade in ländlichen Gebieten, oft überhaupt keine Wahl, wann und wie viele Kinder sie möchte.

Was es also braucht: Die Armut muss zurückgehen. Mit einem Rückgang von Armut sinkt die Kindersterblichkeit, sinkt die Notwendigkeit, sich von den eigenen Kindern versorgen zu lassen (im Gegenteil, Kinder werden dann, wie man in D sieht, eher eine finanzielle Last), und steigt die Möglichkeit für Mädchen und Frauen, ein weniger von Männern abhängiges Leben zu führen. Diese Faktoren werden dann zu einem Geburtenrückgang führen.
Das ist eine sehr gut erforschte und immer wieder beobachtete Gewissheit. Sie deckt sich mit der Entwicklung in Europa, wo ein ähnliches Bevölkerungswachstum zu sehen war, wo aber die wirtschaftliche Entwicklung schneller verlief, weil man parallel andere Länder ausbeuten konnte, was den Staaten in Afrika nicht möglich ist.
In größeren Städten sieht man den Geburtenrückgang schon länger. Hier hast du mehr gebildete, wohlhabende Menschen, und entsprechend zeigt sich das: Addis Abeba, äthiopiens Hauptstadt, hat beispielsweise eine Geburtenrate von ca. 1,5. Das ist fast schon deutsches Niveau.

Also nix da mit "Hier muss ein Umdenken stattfinden" oder "Die Menschen dort denken halt nicht nach". Mehr Wohlstand braucht's.


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