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Was für und gegen Peter Stöger als BVB-Coach spricht (BVB)

Will Kane, Saarbrücken, Dienstag, 06.03.2018, 20:23 (vor 2252 Tagen) @ Djerun

Kann man überhaupt die Fähigkeiten z.B. von Tedesco oder Kovac als Außenstehender überhaupt einschätzen?

Beide trainieren gerade einmal ihren ersten Bundesligaclub. Tedesco war erfolgreich im Nachwuchsbereich tätig und hat etwas weniger als eine halbe Saison einen Zweitligaclub trainiert und vor dem Abstieg gerettet. Kovac hat als Trainernovize die kroatische Nationalmannschaft übernommen und war dort wenig erfolgreich, wobei ein Auswahlteam etwas anderes ist als eine Clubmannschaft.

Beide haben jeweils ein Bundesligateam übernommen, das sich in der Krise befand. Kovac dabei aus dem Stand, um die SGE vor dem Abstieg zu retten. Was dann auch gelungen ist. Beide haben sich für einen fußballerischen Ansatz entschieden, der den jeweiligen Stärken der beiden Kader entspricht. Kovac musste dabei ziemliche Wechsel im Kader managen. Und beide tun dies durchaus erfolgreich bislang.

Welchen fußballerischen Ansatz sie bei einem anderen Club, bei einem anderen Kader verfolgen würden, kann niemand wissen. Dies herauszufinden bliebe längeren Gesprächen mit beiden vorbehalten. In Gelsenkirchen und Frankfurt hat man jedenfalls in der Trainerfrage auf Potential gesetzt und ist bislang nicht enttäuscht worden. In welche Richtung sich beide Teams weiterentwickeln werden, wird man sehen.


Ich denke, dass gerade die Trainer, die in der Lage sind, mit unterschiedlichem Spielermaterial auch ganz unterschiedliche Spielphilosophien verfolgen zu können, sehr rar gesät sind. Kann ein Pep Guardiola unspektakulären Verwaltungsfussball spielen lassen (Blaue, Hertha)? Kann Jürgen Klopp Ballbesitzfussball spielen lassen (Barca, ManCity)? Ich weiss es nicht, bin aber eher der Ansicht, dass Trainer gar nicht so wahnsinnig flexibel sind, wenn es um die grundsätzliche Ausrichtung geht, sondern eher an kleinen Stellschrauben arbeiten innerhalb eines Systems (und manche wie Bosz können nicht einmal das)...
Es hat doch seinen Grund, dass die Contes, Mourinhos und Klopps letztlich immer den gleichen Fussball spielen lassen - unabhängig von jeweiligen Club...

Das hat mMn verschiedene Gründe.

Einer ist die fußballerische Prägung. Guardiola ist als Spieler durch das Cruijffsche Barcelona geprägt worden. Die Grundausrichtung seiner Vorstellungen, welchen Fußball er als Trainer spielen lassen will, war damit vorgegeben. Auch ein Conte kann die Prägung durch die taktische Ausrichtung des italienischen Fußballs nicht leugnen.

Ein anderer Grund ist die eigene Überzeugung. Klopp und Buvac haben sich, inspiriert von Wolfgang Frank, ihre Gedanken gemacht, welche Art von Fußball auch mit einem Kader von geringerer individuellen Qualität erfolgreich und gleichzeitig für einen großen Teil,der Zuschauer attraktiv sein kann. Wenn sie nicht so felsenfest vom Erfolg ihres Fußballs überzeugt wären, hätte es die Erfolgsgeschichte des BVB in der Ära Klopp so nie gegeben. Auch ein Guardiola ist derart überzeugt von der Überlegebheit seines Fußballs, dass er wie Klopp nie auf den Gedanken käme, einen anderen Fußball spielen zu lassen. Das sind ‚Überzeugungstäter‘.

Dann gibt es noch den Aspekt der Erfahrung. Wenn ich einmal ein Erfolgserlebnis hatte und vielleicht ein zweites Mal ebenfalls, werde ich beim dritten Mal eher unter dem Motto ‚keine Experimente’ handeln. Viele würden es jedenfalls so tun. Es kann aber auch vorkommen, dass ich mit einem bestimmten Ansatz beginne und bei einem anderen Club einen anderen Ansatz wähle, der Situation folgend. Berühmtes Beispiel: Helenio Herrera. Bei Barcelona offensiv spielen lassen, bei Inter zunächst auch. Dann wurde ihm wegen fehlender Resultate die Pistole seitens der Clubführung auf die Brust gesetzt und er schwenkte vollkommen um und prägte den Catenaccio wie kein Zweiter. Mit unglaublichem Erfolg. Mourinho hat bei Porto auch mit Erfolg einen anderen Fußball spielen lassen als dann später bei anderen Clubs. Je höher die Fallhöhe, desto vorsichtiger agieren manche.

Man könnte noch weitere Gründe aufzählen. Z.B. das es für mit einem bestimmten Spielstil erfolgreiche Trainer aus ihrer Sicht keinen Sinn macht, sich auf etwas anderes einzulassen. Sie wissen, was sie beherrschen. Ob sie etwas anderes beherrschen, wissen sie nicht.

Aber zurück zu den Traineryoungstern: Tedesco stand im Nachwuchsbereich für Offensivfußball in verschiedenen Systemen, häufig im 4-3-3. Das kann er bei den Blauen nicht spielen lassen. Es ist aber keineswegs ausgeschlossen, dass er die Mannschaft peu à peu in eine solche Richtung entwickeln möchte. Auszuschließen ist dies jedenfalls nicht. Die Frage ist nur, ob er soviel Zeit bekommt. Die Ergebnisse müssen stimmen, die allerwenigsten Clubverantwortlichen geben einem Trainer in diesem Punkt Kredit. Auch Heidel hat dies bei Hjulmand demonstriert. Was ein Fehler war, wie sich mMn mittlerweile bei Mainz herausgestellt hat.

Könnte man beliebig fortsetzen.


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