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Feindliche Übernahme (Sonstiges)

pactum Trotmundense, Syburg, Sonntag, 04.10.2020, 14:09 (vor 1293 Tagen) @ markus

Wir hatten das ja schonmal an anderer Stelle: Verfassungsrechtlich sind staatliche Eingriffe in die Lohnpolitik bedenklich.

Darüber streiten sich die Juristen. Es gibt genügend Stimmen, die es sogar für erforderlich halten, dass ein Staat Rahmen setzt und es sogar als seine Aufgabe ansehen Löhne zu steuern.

Damals hatten wir zudem eine deutlich höhere Tarifbindung als heute.

Das ist so pauschal nicht richtig. Schon damals hatte die Tarifbindung ein Niveau erreicht, das von vielen Volkswirtschaftlern zu Warnungen führte. Man befürchtete ein Ende des Sozialfriedens. Kritisiert wurden in erster Linie die Gewerkschaften, die keine nennenswerten Tariferhöhungen mehr durchsetzten, aber auch die Arbeitgeber, die damals mittels Betriebsverlagerungen in den europäischen Osten und China eine faire Tarifpartnerschaft unterliefen. Zum damaligen gesellschaftlichen Klima der Spät-Kohl-Ära zählte aber auch, dass es ziemlicher Konsens war Lohnzurückhaltung diene der Arbeitsplatzsicherung. Das wollte Schröders SPD damals aufbrechen. Insbesondere die Menschen in den unteren Einkommensschichten sollten an den damals existierenden Rekordrenditen der Wirtschaft partizipieren.

Der inzwischen allseits bekannte Friedrich Merz "verdiente" sich seine ersten bundespolitischen Sporen damit genau dieses Denken in der Bevölkerung zu verhindern. Die Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft wurde in der Phase ins Leben gerufen und später in der Schröderzeit dann auch konkret gegründet. Ziel dieses Thinktanks war und ist es, salopp formuliert, den Arbeitnehmern zu "erklären", dass sie die Füße still zu halten haben und es ihnen nur dann gut geht, wenn es den Besitzern des Unternehmens gut genug geht.

Damals entstanden auch die Gleichungen:
- Rekordgewinne = Lohnzurückhaltung um die Wirtschaft nicht zu gefährden damit Arbeitsplätze entstehen
- nur mäßige Gewinne = Lohnzurückhaltung um Arbeitsplätze nicht zu gefährden

Der Witz ist, dass es unseren Firmen seit der Wiedervereinigung bis heute blendend ging. Sicher, es gab immer wieder auch schlechte Phasen für die Wirtschaft oder einzelne Branchen. Alles in allem waren die jährlichen Renditen der deutschen Firmen jedoch immer deutlich über den jährlichen Lohnsteigerungen. Ich habe vor einiger Zeit mal einen netten Artikel gelesen. Weiß nicht mehr wo. Aber wenn ich die Quintessenz des Artikels richtig behalten habe, könnten der Medianlohn, aber auch der Durchschnittslohn heutzutage drei Mal so hoch sein und die Gewinne der Unternehmen wären immer noch vier Mal so stark gestiegen als die Löhne. Ich hoffe ich habe das richtig behalten. Aber man müsste sich auch einfach nur die Renditen der deutschen Unternehmen mit den Lohnsteigerung gegenüber stellen um das zu prüfen. Daten findet man im Netz bestimmt dazu.


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