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Belastungen und Verletzungen (BVB)

Alones, Dienstag, 07.05.2019, 15:33 (vor 1862 Tagen) @ Sascha
bearbeitet von Alones, Dienstag, 07.05.2019, 15:37

Ich glaube, diese Diskussion über Verletzungen, Formschwäche und mentale Schwäche kratzt nur an der Oberfläche. Natürlich spielt das alles eine Rolle. Aber die entscheidenden Faktoren sind das meiner Meinung nach nicht.

Dem Verein (meinetwegen auch Unternehmen) fehlt mittlerweile jegliche Vision. Man hat sich schlichtweg mit dem zweiten Platz schon abgefunden. Spielen wir eine gute Spielzeit, landet man auf Platz 2. Wenn nicht, dann wird man halt eben Dritter oder Vierter. Alles halb so wild, hauptsache die CL ist sicher. Dazu noch ab und zu eine Saisonabschlussfahrt nach Berlin und zwischendrin vllt. noch ein CL-Achtelfinale. Dann ist die Welt in Ordnung. Ich habe nicht das Gefühl, dass man sich intern vorstellen kann, dass irgendwann auch mal mehr möglich sein könnte. Ambitionen erkenne ich kaum noch. Dementsprechend hat sich der Verein zur Durchgangsstation entwickelt. Junge Spieler kommen her und ziehen nach 2-3 Jahren weiter. Klar, denn wer hat auch schon Lust ständig um Platz 2 zu spielen? Auch wenn ich den Verlgeich mittlerweile hasse, aber unter Klopp hatte man zumindest stets das Gefühl, dass alles möglich ist. Der ist aber nicht mehr da und es gibt niemanden, der mal ein bisschen Zuversicht ausstrahlt oder gar das Umfeld mitnimmt. Wie soll so auch Euphorie entstehen?

Ja, die Bayern sind uns finanziell hoffnungslos überlegen. Aber dann würde ich zumindest mal eine Strategie erwarten, wie man den Vorsprung etwas verringern kann. Nein, ich will nicht, dass man voll ins Risiko geht. Aber auf Dauer ist Platz 2 mehr als unbefriedigend. Wir sind hier schließlich beim Sport und natürlich möchte ich den maximalen Erfolg. Stattdessen haben sich bei uns Lethargie und Resignation breitgemacht. Und das wird von der Führungsebene so vorgelebt. Schon klar, dass dann alles den gewohnten Gang nimmt. Und die Spieler müssen sich ohnehin keine Sorgen machen. Gut, die Meisterprämie fällt zwar aus, aber das Gehalt ist trotzdem ordentlich. Und mehr als Platz 2 kann ohnehin niemand erwarten. Bei manchen Leuten hier habe ich sogar das Gefühl, die starten einen Autokorso auf dem Borsigplatz, sobald der zweite Platz feststeht.

Ansonsten frage ich mich schon, wie es sein kann, dass die Bayern auch noch gierig auf den 7. Titel in Folge sind? Das hat nicht nur mit Geld zu tun. Dort herrscht einfach eine ganz andere Mentalität, während bei uns immer Wohlfühloase angesagt sein muss. Bei den Bayern haut man sich im Training auf die Fresse, aber bei uns bricht schon alles auseinander, weil der Cheftrainer mal Ärger mit dem Chefscout hat. Vom Platzwart bis zur Putzfrau wird diese Siegermentalität dort vorgelebt. Sowas kann auch Kräfte freisetzen und bringt Selbstvertrauen. Vom ersten Tag an ist dort die Botschaft "Wir wollen Titel gewinnen". Unsere vision hingegen ist "Wir wollen Zweiter werden". Welcher halbwegs amibtionierte Spieler, der den Verein nicht nur als Durchgangsstation sieht, will sich das schon geben? Richtig, diejenigen, die schon mal bei uns waren und zurückkommen, weil sie bei einem anderen Verein gescheitert sind. Die Rückholaktionen mögen zwar sportlich durchaus vertretbar gewesen sein, aber das Signal, das man damit ausgestrahlt hat, ist aus meiner Sicht fatal. "Wenn ihr es woanders nicht packt, dann könnt ihr jederzeit zurückkommen und mit euren alten Kumpels um Platz 2 kicken". So wird das alles nichts.

Zum Schluss möchte ich noch einmal auf die mangelnde Vision im Verein zurückkommen. Gleich vorweg: Ja, der Wettbewerb ist hochgradig beschädigt und die Bayern werden wohl immer mehr Kohle haben als wir. Dennoch frage ich mich schon, inwiefern das auch unser eigenes Verschulden ist, dass die Bayern (transferbereinigt) mal eben doppelt so viel Umsatz wie wir machen. Ich nehme nur mal den Puma-Deal als Beispiel. Aus heutiger Sicht muss man wohl sagen, dass der einfach nur schlecht war. Warum man einen so langfristigen Vertrag abgeschlossen hat, habe ich schon damals nicht verstanden. Auch der Evonik-Vertrag dürfte mittlerweile wohl deutlich zu niedrig sein. Ebenso haben wir kaum ausländische Sponsoren, obwohl wir jedes Jahr nach Asien oder in die USA reisen. Auch hier stimmt meiner Meinung nach etwas nicht. Bei uns wird sicherlich nicht schlecht gewirtschaftet, nur sollten wir uns an der Benchmark orientieren und da ist noch deutlich Luft nach oben. Wie gesagt: Wie sieht der langfristige Plan, um diese Lücke zumindest zu verkleinern? Sich einfach nur mit dem Status quo abzufinden, ist mir zu wenig. Und so dürfte es auch Spielern wie Sancho gehen, wenn man diese in Zukunft vllt. auch mal halten möchte.

Unsere Probleme sind viel grundsätzlicher. Ich hatte gehofft, dass sich mit den Verpflichtungen von Sammer & Kehl etwas ändern würde. Dem ist aber wohl nicht so. Wir brauchen dringend eine neue Vision sowie eine ganz andere Mentalität im Verein. Ich verstehe bis heute nicht, was so schlimm daran sein soll, wenn man vor der Saison sagt "Wir wollen Meister werden"? Davon hängt freilich nicht der Erfolg einer Saison ab. Aber wenn man sich schon schwer damit tut, sich ambitionierte, aber auch völlig legitime Ziele zu setzen, sagt das schon viel aus. Wenn ich als BVB vor der Saison sage "Ich will Zweiter werden" hat man im Grunde schon gegen die Bayern aufgegeben, bevor die Saison überhaupt gespielt ist. Kein Wunder, dass dann sowas passiert, wie wir es in der Rückrunde erlebt haben.


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