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Versuch eines Pro-Contra - Favre (BVB)

huerde, Donnerstag, 03.12.2020, 10:44 (vor 1239 Tagen) @ Stürmer
bearbeitet von huerde, Donnerstag, 03.12.2020, 10:47

Pro:
Wir erreichen jede Saison in beachtlicher Zuverlässigkeit eine starke Punktausbeute, die sehr solide für Platz 2-4 reicht und uns damit die wichtigen Champions-League-Einnahmen garantiert.

Contra:
Die genannte zuverlässige Punkteausbeute hat wenig Gefahr nach unten. – Sie lässt aber auch wenig Phantasie nach oben zu.

Pro:
Favre vertraut jungen Spielern. Er gibt ihnen Einsatzzeiten und scheint sie allem Anschein nach auch besser zu machen. Für die jungen Spieler ist das natürlich toll. Für die Borussia ist das aber doppelt toll. Zum einen kommen die Talente so lieber nach Dortmund. Zum zweiten steigert man ihren Marktwert erheblich. Neben dem recht sicheren Erreichen der CL, das zweite lukrative Standbein des BVB.

Pro:
Wenn viele Junge spielen dürfen, sitzen naturgemäß Ältere draußen. So etwas birgt großes Potential für Ärger. Diesen gibt es allem Anschein nach in Dortmund aber nicht. Favre scheint hier offensichtlich eine geschickte Menschenführung drauf zu haben, die bei den wichtigen Spielern in der zweiten Reihe die Stimmung trotzdem nicht gleich auf Null absinken lässt.

Pro:
Das liegt sicher auch daran, dass Favre Rotation kann. Der Trainer-Maßstab, an dem sich jeder in Dortmund messen lassen muss – Jürgen Klopp – konnte das nämlich nicht. Jener kam über die eingespielte Elf. Bei Favre fällt es mir schwer, einen echten Stamm zu benennen, so oft wird durch rotiert. In körperlich anstrengenden Zeiten, wie aktuell, kann das Gold wert sein.

Contra:
Dass wir gegen stärkere Teams nie etwas gewinnen, insbesondere auswärts, mag unserer Spielweise geschuldet sein. Klopp hatte versucht, stärkere Gegner (auch über Kampf) auf unser Niveau runter zu ziehen. Favre versucht einfach immer Fußball zu spielen. Das erhöht die Chance gegen die Schlechteren zu gewinnen (wenn die auch daran interessiert sind, mitzuspielen). Es minimiert aber die Chance, gegen die Besseren auch mal was zu holen. Ist dann halt so. Aber…
Recht solide sammelt man die Punkte gegen die Teams im Tabellen-Mittelfeld ein. Gefühlt ist gegen die ganz kleinen aber entweder Schützenfest oder ganz großes Zittern angesagt.
Und (zumindest als es noch Zuschauer gab): Im Westfalenstadion ist für keinen was zu holen. Auswärts schienen wir aber zum Teil vor Bocklosigkeit kaum laufen zu können.
Warum ist das so?

Contra:
Mentalität. Keiner will das Wort hören. Aber was ist es dann? Welches Wort passt besser? Drei Beispiele aus der Vorsaison, als noch mit Zuschauern gespielt wurde:
Du liegst in Mailand vergangene Saison 1:0 hinten und Bürki hält ca. 10 min vor Schluss einen Elfmeter. Durch die mitgereisten Zuschauer geht ein Ruck…. Jetzt geht noch was. Und die Mannschaft…. Schiebt sich gefühlte 10 Minuten lang am eigenen Strafraum den Ball hin und her.
Du gehst mit 0:3 Zuhause gegen Paderborn in die Pause und schießt direkt nach dem Wechsel das 1:3. Na klar. Das drehen wir locker, denke ich mir. – Aber dann folgen erst mal Ewigkeiten Ballkontrolle. – Am Ende reichts nur noch zu einem 3:3.
Man führt in Frankfurt (wo man sich immer schwer tut) mit 1:0. Die Eintracht ist nach anstrengenden Euro-League-Spielen sichtlich platt und scheint sich in ihr Schicksal zu ergeben. Aber statt weiter Fußball zu spielen, fährt man drei Gänge runter und bettelt darum, dass der Gegner doch bitte auch wieder mitspielen möge. Mit dem Ergebnis, dass es am Ende 1:1 zu steht.
Warum? Warum kann die Borussia unter Favre nur diesen einen Stiefel spielen? Warum kann man nicht mal Druck ausüben?
Passt das nach Dortmund? Und vor allem: Verschenkt man in einem der emotionalsten Stadien der Republik nicht einen riesigen Trumpf, wenn jedes Spiel nur darauf ausgelegt ist, erst mal Gegner (und Zuschauer) einzuschläfern?

Contra:
Die Personalpolitik von Favre verstehe ich zumindest nicht so ganz. Insbesondere seine Abneigung gegen echte Stürmer. Jahre lang waren wir total abhängig von Aubameyang, Alcacer, Haaland. Bei Ausfällen sieht es immer gleich düster aus. Reus, Hazard und Brandt sind einfach keine Stürmer. Und einen 16-jährigen plant man da hoffentlich noch nicht voll ein. Diesen Rucksack möge man ihm bitte ersparen. Warum man die Stelle des zweiten Stürmers so konsequent unbesetzt lässt, verstehe ich nicht.

Contra:
Was Favre am Spielfeldrand macht und in Interviews sagt, geht mir sonst wo vorbei. Eines ist aber doch augenscheinlich. Eine positive Hurra-Stimmung kann er nicht entfachen. Er wirkt einfach immer etwas unsicher, zögerlich und ja… ambitionslos. Immer wieder betont er, wie stark alle anderen sind, und es wird der Eindruck vermittelt, dass man zufrieden sein müsse. – Wenn er intern nicht total anders kommuniziert, dann halte ich das ehrlich gesagt für fatal. Zufriedenheit ist das beste Alibi für Stagnation. Ein Thomas Müller ist sicher nie zufrieden.
Und will man, dass Haaland mal noch einen vollen Tempel erleben darf, dann geht das (falls überhaupt realistisch) ganz sicher nicht, wenn man nicht Ziele aufzeigen kann, die man erreichen kann und will. - Und da genügt es nicht, wenn Watze was erzählt. Das muss im ganzen Verein (allen voran vom Trainer) vorgelebt werden.


Fazit:
Wirtschaftlich ist Favre eine perfekte Besetzung für den BVB. Emotional würde man sich an vielen Stellen aber deutlich mehr wünschen. – Da für mich der Fußball vor allem Emotionen bedeutet, werde ich mit dem Favre-Stil auch nicht wirklich warm. Ich kann die Chefetage aber durchaus verstehen, dass sie ohne verlockende Alternative ein Wechsel auf dem Trainerstuhl nicht überstürzt.


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