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OT-Story (Sonstiges)

Andypsilon, Sonntag, 01.11.2020, 17:25 (vor 1291 Tagen) @ Rolf

Ist nur ein kurzes Beispiel. Ich durfte als Europäer (EU) nicht den Schnellzug Toronto-New York ohne Reisepass betreten. Den hatte ich beim Kauf der Fahrkarten in Toronto natürlich nicht dabei. Der lag in meiner Wohnung in Toronto.

Am Bahnhof haben mir aber einige Kanadier und US-Bürger die Tricks verraten. Es geht bis zu den Fällen an der Grenze auch so. Ist etwas Nahverkehr, ohne die Verbindung der Schnellzüge, aber es geht.

Ein sehr nettes Völkchen da an beiden Seiten der Großen Seen.

Da habe ich auch eine kleine (OT-) Story.

Während meiner BW-Zeit war ich Ende der 90er für was über ein Jahr in den USA stationiert. Als Ausweispapiere hatten wir einen Sozialversicherungsausweis und den amerikanischen Führerschein, unser Verbindungsoffizier meinte damals, für Reisen ins benachbarte Ausland wie Mexiko oder Kanada reicht das. Man müsse keinen Reisepass mitnehmen.

Kumpel und ich also für ein verlängertes Wochenende mit dem Mietwagen von North Chicago aus zu den Fällen und nach Toronto gefahren. Auf der Hinfahrt gabs keine Probleme, auf der Rückfahrt durfte ich, im Gegensatz zu meinem Kumpel der schlauerweise trotzdem seinen Reisepass mitgenommen hatte, nicht mehr in die USA rein. Grund war ein Vermerk auf dem Sozialversicherungsausweis, wenn ich das richtig in Erinnerung hatte.
Telefonieren durfte ich auch nicht, also war der neue Plan, erstmal wieder nach Kanada um den Verbindungsoffizier anzurufen um zu klären, wie weiter verfahren werden soll.
Während der kurzen Fahrt im Niemandsland zwischen den beiden Grenzen hatte allerdings der US-Grenzer den an der kanadischen Grenze informiert, dass da gleich einer ohne gültige Papiere kommt. Und so wollten die mich nun auch nicht mehr in ihr schönes Land lassen, eröffneten mir allerdings zwei neue Möglichkeiten: entweder ich gehe erst einmal ins Gefängnis, weil schließlich war ich ja auch schon illegal in Kanada, oder ich bezahle 200 Dollar und erhalte eine kanadische Staatsbürgerschaft, mit der ich zwar trotzdem nicht in die USA rein darf, aber immerhin nach Kanada. Wenn ich mich recht erinnere war das Ding zwar als Staatsbürgerschaft betitelt, war aber letzten Endes eine temporäre (ein Jahr) Aufenthaltsberechtigung ohne Arbeitserlaubnis.

Da Gefängnis nun nicht auf meiner to-do Liste stand habe ich das Geld bezahlt, musste mir einen 20-minütigen Film über Kanada anschauen, zur Nationalhymne aufstehen und bekam die Urkunde.
Der Rest ist schneller erzählt als wirklich geschehen, denn die ganzen Strecken, die es zu Fahren galt waren auch nicht gerade kurz. Es ging wieder zurück nach Toronto zur deutschen Botschaft, dort wurde mir ein deutscher Reisepass ausgestellt und als Pointe, nach der ganzen Fahrerei, hat der Grenzer beim erneuten Einreiseversuch nur einmal müde ins Auto geguckt und uns durchgenickt :D.

Das Ganze lief sehr unaufgeregt, was sicher auch daran lag, dass es noch in einer Zeit passierte bevor irgendwelche Idioten Flugzeuge in Hochhäuser geworfen haben.
Deinen letzten Satz kann ich nur ganz dick unterstreichen. Bei aller, schon immer durchaus berechtigter, Kritik an Nordamerika habe ich in der Summe nie wieder soviele großartige Menschen erlebt wie dort.


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