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A short story of Moria (Sonstiges)

huerde, Freitag, 18.09.2020, 10:19 (vor 1315 Tagen) @ Sascha

Ich stimme Dir zu 100% zu. Ich bin definitiv dafür, dass Deutschland hilft. Notfalls auch alleine. Aber wer würde ernsthaft bestreiten, dass das eine Sogwirkung hätte? Wie geht man dann damit um? Auch wieder bedingungslos helfen? Bis zu welchem Punkt? Wo setzt man eine Grenze? Und wenn es zu der Grenze kommt, wie argumentiert man dann, diese einzuhalten?


Die 12.000 Menschen in Moria sind dieser Tage in aller Munde. Und ginge es nur um eben diese 12.000 – oder wegen mir auch um alle 35.000 (?) auf den griechischen Inseln, dann wäre ich mir sicher, wäre das Thema in 10 Minuten gelöst. Das würde Deutschland alleine durchziehen. Es würden sich aber im Westen Europas auch einige Länder finden, die da mitmachen würden.
Aber dann… ?
Ich will gar nicht wissen, wie viele in der Türkei noch sitzen, und eigentlich auch gerne weiter ziehen würden. Und wie viele auch liebend gerne ihr Zuhause endlich hinter sich lassen würden, wenn es nur eine geringe Aussicht auf Aufnahme in Europa gäbe. In diesen Fällen haben die abschreckenden Zustände von Moria ihre Wirkung nicht verfehlt. Zynisch, aber wahr.
Und von den wirklich Bedürftigen haben wir jetzt noch gar nicht gesprochen. Das sind all jene, die in Gegenden sitzen, wo sie nicht so einfach raus kommen. Oder jene, die körperlich oder materiell nicht in der Lage sind, die Tortur auf sich zu nehmen, nach Europa zu marschieren.
Afrika ist der Kontinent, wo lt. Prognosen zukünftig die Bevölkerung am stärksten wachsen wird. Afrika hat jetzt schon unzählige Konflikte zu beklagen. Mit wachsender Bevölkerung werden das vermutlich nicht weniger werden. Ich vermute, die Flüchtlingsströme, die wir in den letzten 10 Jahren gesehen hatten, sind erst der Anfang.

Daher… die 12.000 (oder 35.000) sind nicht das Problem. Das würde eine Mehrheit der Regierungen in der EU, getragen von einer deutlichen Mehrheit der Bevölkerung locker machen, da bin ich mir sicher. Das Problem wovor die Menschen Angst haben und sich daher die Regierungen nicht ran trauen, ist nunmal das Fass ohne Boden. Im Nu wären die Lager wieder voll und wir hätten die gleichen Bilder wie heute. Mit welcher Begründung sollen wir dann guten Gewissens wegschauen, wenn wir heute den Anblick nicht mehr ertragen können?

Meiner Meinung nach gibt es nur drei Möglichkeiten:
ERSTENS: Gar keinen rein lassen.
ZWEITENS: Alle rein lassen
DRITTENS: Eine Obergrenze.
Alles andere führt zu dem ständigen Dilemma, dass mehr Menschlichkeit (die ich grundsätzlich unterstütze) zu größeren Flüchtlingsströmen führt. Es wird niemals der Punkte erreicht werden können, wo das Problem gelöst sein wird, oder guten Gewissens gesagt werden kann, „jetzt reicht’s“.

ERSTENS scheidet für mich grundsätzlich aus.
ZWEITENS allerdings auch. Auch in einem noch so wohlhabenden Land gibt es nicht unbegrenzte Möglichkeiten.
Ich würde daher tatsächlich für eine Obergrenze plädieren (in welcher Höhe auch immer - ich kann die Lage nicht einschätzen, aber wenn es guten Gewissen möglich ist, dann gerne auch deutlich über der Seehofer-Grenze, wenn die entsprechenden Möglichkeiten dafür geschaffen sind). Dass auch diese einen Makel hat, steht außer Frage. Nach dem x-ten ist dann die Tür zu. Wie kann man dem x+1-ten sinnvoll erklären, dass der x-te noch rein durfte, er aber nicht mehr. Aber wenn man ERSTENS und ZWEITENS ablehnt, ist das nunmal die einzige Möglichkeit, sich ständige Debatten zu ersparen. Dann muss man nur noch darüber diskutieren, ob man die Zahl für KOMMENDE Jahre nicht ggf. anheben kann und was dafür erforderlich ist. - Im laufenden Jahr ist die Zahl immer bedingungslos einzuhalten, um nicht doch in Richtung ZWEITENS zu laufen.
Und ab dieser Zahl kann man sich dann entspannt zurück lehnen und mit dem Finger auf andere zeigen: „Jetzt seid ihr dran“. Oder die Flüchtlinge müssen dann eben doch in Auffanglagern warten, bis das Jahr um ist. Die Bilder werden dann nicht schöner sein, aber zumindest weiß man dann, dass das keine Endstation sein wird. Und im Übrigen kann man die Lager vielleicht auch noch menschenwürdiger ausbauen, damit die für eine Übergangslösung zumutbar wären.

Nein. Auch keine Traumlösung. Weiß ich. Aber wer mir jetzt erklären will, dass auch eine Obergrenze unmenschlich sei und dass es ein generelles Grundrecht auf Asyl gibt, der möge mir bitte auch erklären, wie man dann ZWEITENS verhindern wolle. Oder warum ZWEITENS völlig unproblematisch wäre.
Eine wirklich schöne Lösung sehe ich bei diesem Thema leider nicht.


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