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November82, Stadt mit K, Freitag, 25.10.2019, 10:10 (vor 1663 Tagen) @ Didi

Also mal vorab: Es läuft sicher alles andere als zufriedenstellend und was ja wirklich kritisch stimmt, ist einfach der Trend und dies auf individueller als auch mannschaftstaktischer Ebene. «Garniert» wird das dann halt noch mit der Kommunikationsunfähigkeit von Favre, seiner falsch justierten Erwartungshaltung und der wirklich nicht grade packenden Spielweise. Natürlich schürt das Zweifel.

Aber grade so vollkommen desaströs ist die Lage dann in keinem Wettbewerb. 15 Punkte aus 8 Spielen sind etwa mehr, als in Tuchels zweiter Saison – so als Referenz. In der CL ist noch alles drin, auch wenn der zweite Treffer in Mailand weh tut. Genauso, wie wenig überzeugend wir Gladbach oder Prag besiegt haben, so chancenlos waren wir, vom Spiel in Berlin vielleicht mal abgesehen.

Worauf ich aber eigentlich hinaus will: Wenn ich in meinem Umfeld mit Leuten spreche, die so halbwegs für die Bundesliga interessieren, verstehen die die Trainerdebatte nicht mal im Ansatz. Die sehen zwar, dass man aktuell ein paar Punkte in der Liga zu wenig hat, aber nach deren Meinung sollte ein Favre ja wohl hoffentlich genug Kredit haben, nachdem er die Trümmer-Truppe von Stöger innerhalb von 5 Wochen zum Titelkandidaten geformt hat.

Was dann aber im «inneren Zirkel» hier läuft, erinnert mich dann von vielen Mechanismen her schon sehr an das, was da in Facebook-Gruppen passiert: Einer schreibt sich seine Seele vom Frust, stellt Halbwahrheiten bis hin zu Unwahrheiten in den Raum («der Trainer will diese Passivität», «er hat was gegen Zagadou und Götze» vs. «Die Regierung hat den Plan, die deutsche Bevölkerung auszutauschen») und die werden dann unwidersprochen stehen gelassen oder sogar bestätigt. Der nächste User greift das dann auf und so etablieren sich gewisse Narrative in der Blase und das führt dann zu einer völligen Entartung. In der AfD-Gruppe gibt’s dann für Morddrohungen Likes.

Hier sind wir davon natürlich noch weit entfernt, aber der Mechanismus ist schon der gleiche und man liest hier – auch ohne Grautöne – eigentlich nur noch das gleiche, einfach von anderen Leuten. Favre schläfert die Mannschaft ein, die spielt leidenschaftslos wegen ihm und fachlich ist der doch eh auch fragwürdig, was man ja schon an den Personalentscheidungen sieht.

Gepaart mit etwas toxischer Maskulinität sind wir dann also bei : «Ich, der zwar weder einen hohen Ball runternehmen kann bzw. dies auch meinem Neffen nicht erklären könnte, und der auch nicht weiss, wie eine Viererkette zu verteidigen hat und wie sich da die einzelnen Spieler zu verhalten haben, masse mir dann aber an, einem Menschen völlige Ahnungslosigkeit zu attestieren. Einem Menschen, der 16 Jahre lang Fussballprofi war und 25 Jahre als Trainer tätig ist, auf jeder seiner Stationen mindestens 2 Jahre erfolgreich trainiert und funktioniert hat. Und der zufälligerweise die Mannschaft jede Woche 20 Stunden trainieren sieht, der im direkten Austausch mit ihr steht, während ich es auf die 90 bzw. 180 Minuten pro Woche schaffe, sofern nicht grade Oma 90 wird»

Wie gesagt: Es gibt durchaus Anlass für Kritik und natürlich steht der Trainer mit Blick auf den Trend zur Debatte. Aber so bisschen am Vergaloppieren sind sich hier dann viele schon auch – auch wenn

So ist es. Selbst Dauerkartenbesitzer, die sich nicht hier im Forum oder auf Twitter rumtreiben, wissen überhaupt nichts von einer Trainerdiskussion, geschweige denn von einer unmittelbar bevorstehenden Trainerentlassung.

Die Lage ist objektiv etwas trübe, aber keineswegs aussichtslos, wie der Sieg über den Spitzenreiter am letzten WE belegt.

Es scheint in der Natur des Menschen zu liegen, bei jeder Widrigkeit nach Sündenböcken zu suchen und lautstark Konsequenzen zu fordern. Nach einem knappen Sieg gegen einen gleichwertigen Konkurrenten finden sich nicht einmal halb so viele Forumsbeiträge , wie nach einer knappen Niederlage gegen eine gleichwertiges Inter Mailand, zumal auswärts, was im Europapokal immer noch ein deutlich relevanterer Faktor ist, als in der Bundesliga.

Statt sich auf das Derby und über die enge Tabellensituation zu freuen, wird die ganze Woche nur gezetert...irgendwie trostlos, wenn das Glas immer halb leer ist.

Dass soll nicht heißen, dass ein Trainerwechsel per se tabu sein muss, aber wenn überhaupt, dürfte das frühestens in der Winterpause Sinn machen. Und wenn nicht, dann wird die Geschäftsführung dafür auch gute Gründe haben.

Als Außenstehender ohne Einblick in die tägliche Zusammenarbeit hat man doch nicht annähernd den Informationsstand, um sich eine fundierte Meinung darüber bilden zu können, ob ein Trainer langfristig nicht mehr funktioniert. Pure Hybris. Denke ich.


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