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Afd zwischen knapp 23% und 28% (Sonstiges)

Ulrich, Montag, 02.09.2019, 14:50 (vor 1696 Tagen) @ Matse

Die Probleme gerade in den ländlichen Regionen des Ostens kann man nicht so einfach lösen? Wie will man beispielsweise Schulen offen halten, wenn es keine Schülerinnen und Schüler mehr gibt? Welchem internationalen Unternehmen kann man guten Gewissens raten, sich in einer AfD-Hochburg anzusiedeln?


Das Argument wird im Osten natürlich ziehen. Das dortige Wirtschaftswachstum war ja immens, als man noch das Kreuz bei CDU/SPD/Linken gemacht hat.

Du darfst die Situation vor der Wende nicht ignorieren. Die DDR hatte schon Anfang der Achtziger abgewirtschaftet. Ohne den von Franz-Josef Strauß eingefädelten Milliardenkredit wäre die DDR-Wirtschaft bereits damals zusammengebrochen. Im Bereich der Chemie-Industrie stammten viele Anlagen in den Grundzügen noch aus der Zeit des Dritten Reichs, insbesondere bei der Braunkohle-Chemie. Autos basierten zum Teil auf Vorkriegsentwürfen von DKW und BMW, und die letzten Wartburg und Trabant waren maximal auf dem Stand der sechziger Jahre. Es ist kein Zufall, dass die DDR-Bürger Lada, Skoda oder Dacia den einheimischen Produkten vorzogen. Von vereinzelt erhältlichen West-Autos ganz zu schweigen. Ende der Achtziger war man dann wirtschaftlich völlig am Ende. Angesichts dieser Ausgangslage ist durchaus einiges passiert.

Auf dem Lande arbeitete traditionell ein Großteil der Bevölkerung in den lokalen LPGs. Heute erledigen dort vier, fünf Personen die gleichen Tätigkeiten wie früher fünfzig bis hundert. Für den Rest ist nichts mehr zu tun. Und das hat besonders schlecht qualifizierte Arbeitnehmer getroffen.


In der Berliner Runde gestern kam tatsächlich der Vorschlag von dem Vertreter der Linken, dass doch in jedes Dorf wieder eine Schule müsse und ein Tante-Emma-Laden. Linda Teuteberg von der FDP hat im Hintergrund sehr erstaunt geguckt, ich konnte das nachvolliehen.

Das ist keineswegs etwas neues. Man versucht vielfach, auch kleine Schulen offen zu halten und z.B. in der Grundschule auch Klassen zu bilden in denen mehrere Jahrgänge gemeinsam beschult werden. Das stößt aber an seine Grenzen, wenn es kaum noch Kinder auf dem Dorf gibt. Dann muss man diese mit dem Buss zu zentralisierten Schulen fahren.

Konzepte, kleine Läden offen zu halten, gibt es ebenfalls schon seit längerer Zeit. Aber das muss vor Ort geleistet werden, z.B. von lokalen Vereinen. Der Staat kann hier nicht in die Bresche springen. Allerdings wird das teilweise erwartet. Man möchte, das "die da oben" sich kümmern, so wie es die Älteren aus der DDR gewohnt waren.


Nein, deshalb muss man nicht Afd wählen. Die Partei bietet null Lösungsansätze. Aber ich kann nachvollziehen, dass die Menschen nicht mehr an die Gestaltungsmöglichkeiten der "etablierten Parteien" glauben können/wollen.

Und ich weiß nicht, wie man das geradebiegen soll. Vermutlich bräuchte es immense Hilfen für den ländlichen Raum in Gesamtdeutschland. Bei der Breitbandversorgung angefangen, bei der sonstigen Infrastruktur (insb. Nahversorgung) und Anreize für Unternehmen sowie Familien, sich in diesen Lagen anzusiedeln. Keine Ahnung, wie das zu finanzieren wäre.

Es würde auf jeden Fall riesige Summen kosten. Was man machen kann und auch tatsächlich macht, das sind "Inselkonzepte" bei denen man versucht, kleinere Städte und größere Dörfer attraktiv zu halten. Das passiert auch bereits. Aber auch so etwas muss von unten getragen werden. Eigeninitiative und Beteiligung ist gefordert. Auch bei Konzepten wie z.B. Bürgerbussen, etc. Und daran mangelt es leider vielfach.


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