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Neu auf schwatzgelb.de: Leihen, oder nicht leihen? (BVB)

Sascha, Dortmund, Donnerstag, 16.08.2018, 09:59 (vor 2092 Tagen) @ Phil

Jede Firma, die aktuell investiert, um Produktionskapazitäten zu erhöhen, weiß nicht, in wie weit sich das wirklich rechnen wird. Aktuell brummt die Wirtschaft und viele Unternehmen arbeiten an der Kapzitätsgrenze. Das kann und wird nicht immer so bleiben. Es weiß nur keiner, wann es wieder vorbei ist. Jeder, der ein Haus kauft, rechnet damit, dass seine Einnahmesituation die nächsten 20 oder 25 Jahre lang zumindest nicht deutlich schlechter.


Dennoch sind das zwei verschiedene paar Schuhe. Denn derjenige, der dir das Geld gibt, achtet schon genau darauf, ob denn deine Annahme/Rechnung/Hoffnung auch mit einer hohen Wahrscheinlichkeit eintritt.

Und der Finanzierungsgegenstand, der ja erst einmal im Kern dessen steht, ist doch völlig unterschiedlich.

Die Maschine wird laufen, dass Haus wird stehen und das Shoppingcenter seine Funktionen erfüllen. Klar, kann auch alles kaputt gehen oder abbrennen, aber dagegen musst du dich dann ja teuer versichern bzw. teure Wartungsverträge etc. abschließen.

Das wäre ja sowas wie eine Versicherung gegen das Verpassen der Champions-League...

Die Funktion ist im Prinzip aber gewährleistet. Ob du dann damit das erhoffte "Geschäft" machst, steht auf einem anderen Blatt. Im Falle eines Menschen / Stürmers weißt du das aber nicht, also ob er funktioniert. Und hier kommt hinzu, dass selbst wenn, du auch darüber hinaus gar nicht weißt, ob dass dann dazu führt, dass du auch bessere Geschäfte machst. Nur weil Aubameyang auch letzte Jahr viele Tore schoss, hat sich am eher negativen Geschäftsverlauf gar nichts geändert.

Wenn ich ein Shoppingcenter baue, muss ich zudem ein Grundstück kaufen und erschaffe mit dem Bau Werte. Welche von dem Geldgeber in der Regel - und gesetztlichen Normen folgend - halbwegs defensiv als Sicherheit angesetzt werden müssen. Aber das hast du in der Hinterhand, sollten deine Pläne schief gehen.

Im Falle eines Shoppingcenteres z.B. kannst du bereits Pacht/Mietverträge aushanden und aschließen, und damit das Risiko deutlich minimieren für einen bestimmten Zeitraum.

Es geht um Wahrscheinlichkeiten und Risikoabwägung. Immer und überall. Und da ist die Wahrscheinlichkeit eines Versagens bei qualitativ hochwertigen Spielern nunmal überschaubar. Ich würde noch nicht einmal Batshuayi in diese Kategorie einstufen und selbst bei ihm wäre ich davon überzeugt, dass er in der Liga 15 bis 20 Tore beisteuern würde.


Ich finde diese Annahme falsch. Warum sollten solche Spieler nicht auch versagen können? Warum sollte es, wäre es nicht so, dies zwangsläufig dazu führen, dass wir bessere Geschäfte machen? Dem ist doch gar nicht so im Fußball.

Natürlich können sie versagen. Wir haben 30 Millionen aus eigenen Mitteln für Schürrle ausgegeben und das ging komplett in die Hose. Das ist eben das normale Risiko. Wenn wir das als Ausgangspunkt allen Handelns nehmen, dann können wir den Laden dicht machen und das vorhandene Kapital in Bundesanleihen stecken.


Kreditlinien nutzen wir ja längst. Aber das "sich leisten" hängt halt zusammen. Wenn du A sagst, musst du auch B sagen. Wenn du mit Hilfe von Fremdmitteln einen 60 Mio. EUR Stürmer kaust, wirst du auch seine Aufwandsseite durchfinanzieren müssen.

Es steht die Aussage von Tress aus dem Finance Magazin:

"denn unsere Maxime steht nach wie vor: Wir wollen keine Finanzschulden aufnehmen, um Kader- oder Transferkosten zu finanzieren."

Nun kann man spitzfindig einwenden, dass "nicht wollen" etwas anderes ist als "nicht machen", aber ich lese es so, dass man zur Finanzierung eben gar keine Kreditgelder aufnimmt. Aber vielleicht trickst man eben auch ein wenig und nimmt im Notfall Gelder für Transfers aus einem anderen Topf und füllt eben diesen dann extern auf.

Und angesichts unseres Cash Flows und der prinzipiellen Ertragskraft finde ich es schon erstaunlich zu sagen, dass wir "ohne Probleme" mal eben 10-20 Mio. EUR Tilgungsraten im Jahr so mitnehmen können, um in einer Transferperiode vielleicht mal einen Spieler kaufen zu können.

Wie gesagt, wir werden in den nächsten deutliche Einnahmesteigerungen aus der Vermarktung und einem neuen Ausrüstervertrag erzielen. Wenn etwas eintreten sollte, damit das nicht zutrifft, haben wir eh ein ganz gewaltiges Problem, das an die Substanz geht. Ganz davon abgesehen, dass man dann die 10 Millionen eben auch für die nächste Transferperiode einpreisen muss.

Wie ich unten als Antwort auf Marc schon schrieb: Gäbe es ganz aktuell eine Lösung, von der man sportlich total überzeugt wäre, die allerdings ein Preisschild von 40 Millionen hätte, während die "Kriegskasse" nur 20 hergibt, dann hätte ich kein Problem damit, diese Lücke kreditfinanziert zu schließen, weil ich diese Summe für absolut überschau- und planbar halte.


Das wird auch im moderaten Rahmen passieren. Ob das nun 20 Mio. EUR sind, sei mal dahingestellt. Aber ich meine, völlig dumm ist Herr Tress ja auch nicht. Und soweit ich das sehe, werden da auch keine Dogmen verfolgt.

Siehe oben.

Ja, schrieb ich auch im Text, das das eine Prämisse sein muss. Folgekosten müssten durch die Einnahmen aus dem laufenden Betrieb gedeckt sein. Ging mir nur um die reinen Transferkosten.


Aber die Dinge hängen doch zusammen. Ich hätte auch lieber ein Schloss, in dem ich lebe. Und vermutlich hätte mir eine Bank auch deutlich mehr Fremdkapital gegeben, als ich derzeit wollte. Und dann hätte ich mir dieses Schloss gekauft. Aber den Betrieb hätte ich halt auch bezahlen können müssen.

Ein Spieler mit einem Gehalt, den ich mir in diesem Jahr überhaupt nicht leisten kann, werde ich mir auch aller Wahrscheinlichkeit nach im nächsten und übernächsten Jahr nicht leisten können. Und dann hat sich der Transfer eben zerschlagen.

Ich sehe kaum, wo da im Fußball die Schere so ist, dass du einen passenden Spieler qua Aufwand findest, und ihn dann halt auf Pump kaufen könntest.

Es gibt allerdings auch nicht nur Negativbeispiele. Real Madrid hat eine Fremdkapitalquote von rund 60 %, was betriebswirtschaftlich sogar ok ist. Wir liegen da bei gerade einmal 20 %. Nun, wir sind natürlich nicht Real Madrid. Allein die weltweit bekannte Marke "Real Madrid" dürfte als Wert die Verbindlichkeiten locker aufwiegen, aber sie schaffen es mittlerweile schon, diesen Kurs zu fahren und dabei sportlichen Erfolg mit wirtschaftlich sogar ziemlich ruhigen Fahrwasser zu kombinieren.


Genau dies meinte ich halt. So hat der BVB in den 90iger Jahren auch gegenüber Banken argumentiert. Und anders als du sagst, war das damals doch noch viel gewaltiger in puncto Erwartungen: Es waren Jahre, da haben wir unseren Umsatz mal eben verdoppelt (!), die TV Gelder expoldierten förmlich, davon können sie heute nur träumen. Wir verkaufen auf einmal statt 9.000 Dauerkarten 30.0000 Dauerkarten und Sponsoren zahlte auf einmal das dreifache vom Vorjahr. Ausrüster drängten auf den Markt und tatsächlich lohnte es sich auf einmal, Trikots für Fans hunderttausendfach herstellen zu lassen und zu verkaufen.

Man dachte: Wir haben so viel Einnahmen, wir wachsen und wachsen, was machen da schon die paar Millionen Belastungen, damit wir den Sammer holen können...

Das ist grundsätzlich legitim mit Erwartungshaltungen zu arbeiten und das wird mit Sicherheit auch jetzt schon gemacht. Die höheren Einnahmen aus dem aktuellen TV-Vertrag werden mit Sicherheit auch schon vorher in die langfristige Planung eingeflossen sein. Wenn ich mir aber bei einem Umsatz von 90 Millionen eine jährliche Verpflichtung von 15 Millionen aufhalse und allein dafür um 16 % wachsen muss, während qua Stadionkapazität und langfristigen Verträgen die Wachstumsmöglichkeiten deutlich begrenzt sind, dann ist das einfach Harakiri.


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