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BVB Freunde Deutschland ziehen sich aus Kampf gegen Rechts zurück (BVB)

Matze2201, Dienstag, 11.10.2016, 17:08 (vor 2757 Tagen) @ stfn84

Zunächst mal, vielen Dank für Deine Antwort. Du bist mir sicherlich keine Rechenschaft schuldig, aber es interessiert mich Deine Sichtweise erläutert zu bekommen.

Trotz Deiner Antwort muss ich leider sagen, dass Du viel sagst/schreibst, ohne dabei konkret zu werden.

Es ist mir durchaus bekannt, dass man auch durch Dialoge und Gespräche mit Entscheidungsträgern sehr viel Wichtiges bewirken kann. Mir ist klar, dass dies im Zweifel sogar wichtiger ist, als sich im Stadion den Chaoten entgegen zu stellen und die Stirn zu bieten!

Gleichwohl wüsste ich gerne, was die BVB Freunde Deutschland konkret getan haben:

In den letzten 12 Jahren haben wir wie gesagt einige Dialoge geführt und konnten auch bewirken durch unser außenstehendes Interesse, das Verfahren in den Behörden beschleunigt oder abgelehnte Verfahren neu aufgerollt wurden und am Ende doch eine Genehmigung erhalten haben.


Welche Dialoge wurden mit wem geführt? (Da reicht es mir natürlich, wenn Du ein paar wichtige Beispiele hervorhebst)
Welche Verfahren wurden beschleunigt oder neu aufgerollt? Strafverfahren gegen Nazis? Demonstrationsanfragen?
Welche Genehmigungen wurden für was erteilt?

Wenn wir mit Politikern sprechen und am Ende das ganze mit dem Satz "Ich werde mich dafür einsetzen" endet, dann bleiben wir dran und bestehen drauf. Das ist natürlich nicht damit zu vergleichen in den Block zu springen und die Nazis vor die Stadiontore zu kicken.


Absolut richtig.
Gibt es denn konkrete Beispiele, bei denen eure Gespräche mit Politikern zu Ergebnissen geführt haben? Insbesondere eure Beständigkeit dürfte euch ja da zu Gute gekommen sein; obwohl es natürlich auch immer auf den Willen der Gegenseite ankommt.

Dadurch das wir aber als Fanclub auftreten, überschneidet sich die Arbeit ein bisschen mit Fussball. Wir treten offen gegen Rechts auf, ohne Werbung dafür zu machen. Wir werden angefeindet und reagieren dann mit der Werbung dafür. Das ist ein völlig normaler Ablauf, wenn man angegriffen wird von Rechts, noch heftiger zu reagieren um Stärke zu zeigen.


Das verstehe ich nicht.
Ihr treten offen gegen Rechts auf, ohne Werbung dafür zu machen, offen gegen Rechts aufzutreten. Ok.
Im nächsten Satz heißt es aber ja, dass ihr auf Anfeindungen mit Werbung reagiert (offen gegen Rechts aufzutreten).

Beißt sich da die Katze in den Schwanz, oder übersehe ich einen Halbsatz?

Unser Arbeit hat auch eher weniger mit der Fussballszene zu tun, eher indirekt, weil Menschen ja nicht Abends im Stadion einschlafen und Morgens dort aufwachen. Das Problem findet sich ja in der Gesellschaft wieder.


Absolut richtig.
Gleichwohl nutzt man ja auch ein Stückweit den BVB.
Das Engagement gegen Rechts wird ja in einer als BVB-Fanclub geführten Vereinigung geführt. Da ist der Bezug zu Fußball und zum BVB ja explizit gewünscht.
Das allein ist aber natürlich keineswegs falsch oder schlimm. Ich verstehe nur nicht, wieso man dann so scharf trennt und nur außerhalb des Stadions gegen Rechts auftritt, wenngleich der Fanclub doch angeblich in immenser Stärke im Stadion unterwegs ist.

500 Dauerkarteninhaber - von diesen Zahlen träumen die Jubos, DES und Riots!

Das öffentliche Statement zum Ausstieg auf Zeit war auch eine Art Weckruf den wir damit starten wollten. Aber auch hier haben wir nur reagiert, wir wurden in Form von meiner Person massiv angegriffen und haben wieder umso heftiger reagiert.


Es tut mir leid für Dich, wenn Du persönlich angegriffen wurdest.
Ich verstehe trotzdem nicht, warum der Fanclub einerseits nicht aktiv im Stadion/im BVB Umfeld gegen Rechts auftritt und jetzt öffentlichkeitswirksam das Ende des Engagements gegen Rechts verkündet.

Ich muss aber zum Glück auch nicht alles verstehen!

Ich nenn dir gerne mal 2 konkrete Beispiele aus meinem privaten Umfeld und aus dem Umfeld des Fanclubs.

Ich habe jahrelang als Jugendtrainer gearbeitet, habe hier bei uns in der Kreisliga mit einem Tabu gebrochen das eigentlich keines sein sollte. Die Mannschaften hier bestanden mehrheitlich aus Teams, die ausschließlich aus Deutschen bestand (bewusst) und dann gab es Teams die nur aus Türken, nur aus Russen etc... bestanden, teilweise auch bewusst, teilweise auch Alternativlos weil keiner diese Spieler haben wollte.

Ich habe aber angefangen eine Mannschaft aufzubauen, bestehend aus 7 Nationen. Deutsche, Türken, Kurden, Albaner, Kosovaren, Russen und ein Spanier. Es funktionierte als Team super, aber wir sind durch viele kleine Dörfer gereist, wo wir rassistisch verbal und auch körperlich angegriffen wurden. Da standen Deppen hinter den Toren und haben mit Besen unseren Torhüter in den Rücken gehauen. Der Schiedsrichter kam ein Ort weiter weg, man kannte sich... nach einer halben Stunde und mehreren Kanackenrufen und versuchen an der Außenlinie unsere Spieler wegzutreten aus dem Zuschauerbereich, brach ich ab und wir fuhren zur eigenen Sicherheit ohne zu Duschen ab.

Durch meinen Spielabbruch kam es natürlich zur Verhandlung vor dem Sportgericht. Dort bedauerte man die Vorfälle zu tiefst, was im ersten Moment ja nicht verkehrt ist. Aber Gegner und Schiedsrichter stritten alles ab, vorgezeigte Videos wurden als Fälschung bezeichnet. Das Sportgericht entschied, das Verfahren einzustellen obwohl man sich sicher war, das die gemachten Vorwürfe der Wahrheit entsprechen, aber da man kein Rassismus-Skandal in der Liga haben wollte, wurde es im Sinne aller eingestellt, so die Begründung.

Und dann vor seinen Spielern im Training zu treten und genau das zu sagen war ein sehr harter Moment für mich. Die Enttäuschung in den Gesichtern war erkennbar.

Ich beschwerte mich natürlich beim DFB, die das als traurigen Einzelfall betitelten. Ich machte weiter Druck, informierte mich bei anderen Vereinen und merkte schnell, das es kein Einzelfall war. Du kannst es verwerflich nennen, aber ich nutzte hier auch den Fanclub als Instrument um ein öffentliches Interesse zu generieren. Was beim DFB und anderswo nämlich Niemand gerne sieht ist schlechte Presse. Durch den entstandenen Druck wurde der Sportrichter abgesetzt und der Schiedsrichter hatte Samstags wieder für andere Dinge Zeit.

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Ich weiß nicht, ob sich Jemand von euch an 2009 erinnern kann. Kurz vor der Bundestagswahl machte die NPD in Dortmund ordentlich mobil, man machte Fussballfans diverse Versprechungen und und und. Vor dem Stadion wurden teilweise versteckt Broschüren verteilt. Wir haben hier das Ordnungsamt mobilisiert die dann vermehrt auftraten. Nur ne Kleinigkeit, aber ein Erfolg.

Und Ja genau, Strafverfahren die als zu gering eingestuft wurden, haben durch das öffentliche Interesse eines Fanclubs neuen Schwung bekommen. Du glaubst gar nicht, wie viele rechte Straftaten aufgrund von mangels an Interesse eingestellt werden von den Behörden. Jedes Mal, wenn wir von Straftaten erfahren die als geringfügig gelten (Hitlergruß, rassistische Beleidigungen etc...) fragen wir bei den Staatsanwälten nach, wie das Verfahren läuft und das wir als Fanclub Interesse an der Aufklärung haben.
Das wird dann als "besonderes öffentliches Interesse" bewertet, ist aber eine Ermessenssache der Behörde ob Sie uns als Gruppe ernst genug nehmen oder nicht. (Ähnlich wie in der Fanszene :D ) Dadurch wurden viele Verfahren anders bewertet und bestraft.

Und zu den Politikern, hier besteht die Arbeit aus Lippenbekenntnissen und der Hoffnung auf Glaubwürdigkeit der Äußerungen. Wir schauen uns um, gucken wo Ballungsgebiete sind und fragen dann in der Politik nach, warum es dort keine Arbeit gegen Rechts gibt. Das ist immer Schritt eins, dann gucken wir ob es dort bereits Projekte gibt. Wenn nicht, fragen wir in den Gemeinden und Städten warum. Zu 90% kommt die Antwort "Weil das Geld fehlt". Die Politiker antworten meistens mit "Wir versuchen alles" und durch vorab Informationen kann man dann gegen argumentieren. Am Ende kommt dann vielleicht ein "Ich werde mich dafür einsetzen". Mit den Monaten und Jahren kamen dann in den Gebieten wo wir Druck gemacht haben solche Projekte. Ob wir aber einen Einfluss direkter Natur daran hatten kann ich dir nicht sagen.

Ich habe auch sehr intensiv mit Martin Thein zusammengearbeitet und wir haben viele Aktivitäten der Rechten aufgearbeitet. Gemeinsam mit dem Institut für Fankultur und Fankultur.com waren wir da sehr intensiv dran. Leider stellte sich dann heraus, das Martin Thein für den Verfassungsschutz arbeitet und die Fans ausspioniert hat. War auch nicht schön.


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