schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
A- A+
schwatzgelb.de das Fanzine rund um Borussia Dortmund
Startseite | FAQ | schwatzgelb.de unterstützen
Login | Registrieren

Putins Rede als Transkription - Erklärung (Politik)

prosakind, wäre-gerne-in-Graz, Mittwoch, 23.02.2022, 15:13 (vor 1397 Tagen) @ Sascha

Doch, natürlich. Indem er die staatliche Souveränität der Ukraine nicht nur in Frage stellt, sondern verneint und betont, dass Ukraine und Russland eigentlich eins sind.

Das ist Interpretation. Der (russlandkritische) Spiegel-Journalist interpretiert das anders. Ich auch.

Putin hinterfragt den Mythos der historischen Entstehung der Ukraine als eigenständiges Staatsgebiet und kommt zu der - durchaus hinterfragbaren - Einschätzung, die gegenwärtige Ukraine sei das Produkt sowjetischen Verwaltungshandelns (meine Einschätzung dazu siehe in meinem ursprünglichen Beitrag). Er deklariert, dass die ukrainischen Gebiete sich historisch als russisch verstanden hätten (auch hier: kann diskutiert werden, dürfte aber für den Großteil der nicht ehemals habsburgischen Gebiete auch nicht ganz falsch sein). Und er stellt die Funktionsfähigkeit des ukrainischen Staates nach 1991 in Frage (was jetzt bei den autokratisch-kleptokratischen Tendenzen dort auch nicht nur seine exklusive Meinung sein wird).

Die Souveranität der Ukraine wird an keinem Punkt ausdrücklich in Frage gestellt. Die gegenwärtige Gleichheit von Ukraine und Rußland auch nicht postuliert ( es sei denn, man möchte diesen Absatz so werten: "Ich möchte noch einmal betonen, dass die Ukraine für uns nicht nur ein Nachbarland ist. Sie ist ein integraler Bestandteil unserer eigenen Geschichte, Kultur und unseres spirituellen Raums. Das sind unsere Freunde, unsere Verwandten, nicht nur Kollegen, Freunde und ehemalige Arbeitskollegen, sondern auch unsere Verwandten und engen Familienmitglieder.")

Ich habe die Rede jetzt mehrfach gelesen. Es mag Anspielungen geben ("Natürlich können die Ereignisse der Vergangenheit nicht geändert werden, aber wir müssen zumindest direkt und ehrlich, ohne Vorbehalte und ohne politische Färbung über sie sprechen. Ich kann nur hinzufügen, dass die Erwägungen der aktuellen politischen Konjunktur, so spektakulär und vorteilhaft sie zu einem bestimmten Zeitpunkt auch erscheinen mögen, unter keinen Umständen die Grundlage für die Grundprinzipien der Staatlichkeit bilden sollten oder können." / "Sie wollen entkommunisieren? Nun, für uns ist das vollkommen in Ordnung. Aber Sie sollten nicht, wie man so schön sagt, auf halbem Weg stehen bleiben. Wir sind bereit, Ihnen zu zeigen, was eine echte Entkommunisierung für die Ukraine bedeutet."), die in Deine Richtung gehen. Im Grunde aber enthält sie zuvörderst eine diskutable Geschichtsinterpretation, die m.E. aber nicht völlig an den Realitäten vorbeigeht. Russland erst zu nehmen würde bedeuten, die dortige Darstellung ernst zu nehmen. Nicht als Propaganda, sondern erst einmal als legitime (nicht zwangsläufig als "richtige") Meinungsäußerung. Aber wer in Putin nur den Verrückten sehen will, kann natürlich viel mehr seine eigenen Vorbehalte pflegen.


Antworten auf diesen Eintrag:



gesamter Thread:


1516831 Einträge in 16283 Threads, 14350 registrierte Benutzer Forumszeit: 21.12.2025, 08:53
RSS Einträge  RSS Threads | Kontakt | Impressum | Nutzungsbedingungen | Datenschutzerklärung | Forumsregeln