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Aufgabenteilung (Spieltage)

Will Kane, Biosphärenreservat Bliesgau, Montag, 07.02.2022, 00:18 (vor 1424 Tagen) @ Burgsmüller84

Vorab:

Wir befinden uns auf Rang 2 und werden uns auch wieder für die CL qualifizieren. Das ist mehr oder weniger das, was unser Ligaalltag seit unserer letzten Meisterschaft 2012 ist, sieht man einmal von der Saison 14/15 als Ausreißer ab.

Das ist nicht die schlechteste Bilanz, sogar eine ziemlich gute. Hinzu kommen noch zwei Pokalsiege und bis auf zweimal die Qualifizierung für die K.O.-Runde der CL (abgesehen von einem Jahr EL).An dieser (relativen) Erfolgsbilanz haben sicherlich alle Beteiligten ihren Anteil.

Es bleibt allerdings festzuhalten, dass wir uns nicht tendenziell weiterentwickeln. Und damit meine ich nicht ein (im übrigen völlig folgerichtig) hoch verlorenes Spiel gegen einen Tabellendritten. Sondern eher, dass das Spielglück zu einem nicht geringen Anteil für unseren eigentlich zufriedenstellenden Punktestand verantwortlich ist. Und das trotz allen Trainerwechseln, trotz allem aus sehr hohen Transfereinnahmen reinvestierten Geld.

Die Gründe hierfür sind sicherlich mannigfaltig und werden u.a. in diesem Forum immer wieder diskutiert. Ein Aspekt, der mir dabei vielleicht etwas zu kurz kommt, ist die Frage der Aufgabenteilung.

Ich persönlich bin weit davon entfernt, ein Kloppnostalgiker zu sein. Betrachtet man allerdings die bisherige Ägide Watzke/Zorc, so wird man nicht umhin kommen, die Verpflichtung von Klopp als die alles andere in den Schatten stellende sportliche Entscheidung hervorzuheben. Über die Gründe für Kloppos Erfolg mit dem BVB muss man nicht mehr viel Worte verlieren. Klopp kann man nicht imitieren und es hat auch keinen Zweck, sicher einen Klopp 2.0 herbeizuwünschen. Rose mag einen ähnlichen Fußball präferieren, aber er ist Rose und nicht irgendeine Kloppkopie.

Dennoch scheint es mir interessant zu sein, einen Blick auf den möglicherweise vernachlässigten o.g. Punkt der Aufgabenteilung zu werfen. Sicherlich herrschten 2008 generell andere Bedingungen als heute, war die Bundesliga ausgeglichener, war unsere Situation eine ganz andere als heute. Dennoch halte ich die damals zwischen Watzke, Zorc und Klopp getroffene Aufgabenteilung für modellhaft und auch (modifiziert) auf die heutige Zeit nicht nur übertragbar, sondern vielmehr sogar nachahmenswert.

Klopp bekam absolut freie Hand in sportlichen Dingen, musste sich nur an den vorgegebenem (sehr engen) finanziellen Rahmen halten. Er konnte entscheiden, welchen Spieler er halten und wen er neu verpflichten wollte. Bei Neuverpflichtungen mussten zwar sowohl Klopp, als auch Zorc und Watzke ihr Placet geben; ohne Kloppos Zustimmung und gegen sein Veto ging allerdings nichts. Zorc konzentrierte sich auf alle Dinge um den Kader herum wie Vertragsverhandlungen und Transferabwicklungen, Watzke fokussierte sich auf die Aufgaben eines Chefs.

Diese Aufgabenverteilung funktionierte lange Zeit blendend. Jeder nahm seine Aufgaben wahr, ohne sich in die Aufgaben des anderen einzumischen, die notwendigen Abstimmungen erfolgten durchaus kontrovers, aber am Ende konstruktiv und ergebnisorientiert.

Mit dem Fortgang Kloppos änderte sich diese Aufgabenverteilung. Vielleicht gab es schon in der Endphase der Kloppära Tendenzen, diese Aufgabenverteilung zu ändern und dies war möglicherweise einer der Gründe, warum es am Ende nicht mehr passte.

Mehr und mehr und das sehr zügig war es nicht mehr der Trainer, der die alleinige sportliche Verantwortung und Entscheidungsbefugnis hatte. Es wurde in Schwächephase am Fußballstil des jeweiligen Trainers herumgekrittelt und immer wieder wurde postuliert, welchen Fußball man in Dortmund sehen wolle. Gleichzeitig wurden Wünsche seitens des jeweiligen Trainers hinsichtlich Neuverpflichtungen immer mehr ignoriert, bis man ihm schließlich fortwährend Spieler vor die Nase setzte, die nicht mit ihm abgesprochen und teilweise auch nicht avisiert waren.
Watzke engagierte sogar mit Sammer einen Berater in sportlichen Dingen (so Watzke zuletzt über Sammers Funktion), der zwar als Berater in strategischen Dingen angekündigt wurde, tatsächlich aber sehr wohl in operative Aspekte involviert ist.

In meinen Augen verderben bei uns mittlerweile zu viele Köche den Brei. Oder besser gesagt, sie lassen ihn nicht besser werden. Es ist mAn an der Zeit, die Aufgabenverteilung neu zu justieren, d.h. wieder zu vereinfachen. So wie es in der Kloppzeit war. Oder in Klopps Mainzer Zeit.

Apropos Mainz. Da läuft es u.a. deshalb wieder gut, weil man wieder zu der früheren Aufgabenverteilung gefunden hat. Und wie man sie auch in Freiburg praktiziert.

Jetzt kann man natürlich einwenden, uns könne man nicht mit solchen kleineren Clubs vergleichen. Was in meinen Augen nicht stimmig ist, denn zum einen waren wir 2008 auch nicht größer als Mainz und Freiburg heute (eher sogar kleiner nach unserer Rettung), und zum anderen geht es um das Prinzip der Aufgabenteilung und das hat nichts mit der Größe des Clubs zu tun.

Und ja, man braucht den richtigen Trainer dafür. Den muss man natürlich finden, und der lässt sich auch finden. Aber dann muss man auch bereit sein, Kompetenzbereiche zu respektieren.


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