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Wie viel Antisemitismus steckt in der Kritik an RaBa Leipzig? (Fußball allgemein)

1890er, Montag, 17.05.2021, 08:03 (vor 1076 Tagen) @ pactum Trotmundense

Mir kommt in der ganzen Diskussion zu kurz, dass der Mann wirklich Ahnung von der Materie hat.

Über seinen Schreibtisch gingen in den letzten Jahren unzählige Artikel, die sich mit ähnlichen Themem beschäftigen. Das Magazin Transparent empfand ich neben Zeitspiel und Ballesterer als das Gehaltvollste, was man im Zeitschriftenhandel über die politische Komponente im Fußball erstehen konnte.

Entsprechend verwundert bin ich über die schwache Figur, die Bruunsen in diesem Interview macht: Ich halte sowohl die mutmaßliche Ausgangsüberlegung (Ultras sagen "Ratten", Nazis sagen "Ratten", mal schauen,
was da noch so geht
, als auch die Repräsentantivität der 300 Banner und Ultra-Aussagen für mindesten fragwürdig. In dem Interview wirkt es auf mich, wie die sehr selektive Suche nach Beispielen, die eine feststehende These untermauern (ist aber nur ein Gefühl, für ein Urteil muss man natürlich die Studie lesen).

Letztlich bleibt es doch eine ganz einfache Formel: Nicht der Diskrikriminierende entscheidet, ob es sich um eine herabwürdigende Aussage handelt, sondern, der vermeintlich Diskriminierte.

Dass sich eine jüdische Community ggf. vom Begriff "Ratte" getriggert fühlt, halte ich für möglich, daher nehme ich persönlich solche Begriffe (genau wie "Zecke", "Viehcher" und so weiter) nicht in den Mund. Gleich doppelt gilt das übrigens bei der Bezeichnung "Schwarze Sau", die ja in den späten 90ern durch die bunten Trikots der Schiedsrichter immerhin so gut wie verschwunden ist.

Struktureller Antisemitismus liegt aber meiner Meinung nach dennoch nicht vor.
Wenn ich den Studienautor richtig verstehe, wäre der Vorwurf, der Dosenkonzern sei ein global agierender Player, der mit ausschließlich finanziellen Interessen die Fäden im Hintergrund ziehe antisemitisch, weil man genau das früher und (teilweise auch heute) den Jüdinnen und Juden vorgeworfen hat (Beispiel: die von den Nazis benutzte und in letzter Zeit in solchen Kreisen gerne wiederverwendete Metapher der Krake).

Es ist aber meiner Meinung nach exakt das Gegenteil der Fall, da dieser Verschwörungsirrsin im Fall der jüdischen Welt jeglicher Grundlage entbehrt.
Im Fall von Rasenball ist es aber nunmal Fakt, dass es nicht um Sport, sondern um die Produktbewerbung eines Großkonzerns geht, dessen Verantwortliche im Wortsinn die Strippen ziehen. Einer so genannten Verschwörungstheorie bedarf es hier gar nicht.

Mir ist durchaus bewusst, wie schmal der Grad zwischen grundsätzlicher Kapitalismuskritik und Antisemitismus sein kann und ganz sicher wird sie im Einzelfall von Gegnern der Leipziger (meist unbewusst, was es nicht besser macht) überschritten. Aber für strukturellen Antisemitismus fehlt mir schlicht die Diskriminierung der angeblich betroffenen Gruppe.

Da ich den Autor, wie oben angedeutet, aber sehr schätze, und mich das Thema interessiert (endlich kann ich mich mit meiner Freundin mal über Fussball streiten ;-) ), werde ich mich bemühen, die Studie, die dem allein schon durch das Veröffentlichungsdatum sowie die verwendeten Hashtags absurd reißererisch zu einen bvb-rb-konflikt aufgebauschten Interview zu Grunde lag, in die Finger zu kriegen.


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