Zum Thema Inquisition (Spieltage)

Liberogrande, Sonntag, 29.11.2020, 23:45 (vor 1234 Tagen) @ Floatdownstream

Ich sehe hier keine Hexenjagd. Freund hat in der Aussage rassistische Stereotype offenbart und das wurde so benannt. Das war so gesehen auch kein völlig außergewöhnlicher Vorfall. Rassistische Stereotype und Strukturen sind in der Gesellschaft allgegenwärtig und wer in dieser Gesellschaft sozialisiert wird, kann sich davon auch nicht ganz frei machen (gilt für mich genauso wie für Steffen Freund). Wichtig ist vor allem, dass man das reflektiert und sich selbst hinterfragt, insbesondere wenn man darauf hingewiesen wird. Freund zieht sich in seinen Erklärungen darauf zurück, er sei missverstanden worden, was nach meinem Eindruck nicht der Fall ist. Ich glaube es haben alle verstanden, was er sagen wollte. Er selbst ist allerdings noch nicht in der Lage, das wirklich zu reflektieren. Deshalb ist Kritik auch angebracht. Freund selbst und Leuten aus der Branche, die ihm jetzt zur Seite springen, geht es jetzt darum klar zu stellen, dass Freund kein Rassist ist. Die meisten Kritiken, die ich wahrgenommen habe, haben das aber auch gar nicht behauptet. Es ist schon klar, dass Steffen Freund weder durch und durch rassistisch, noch ein Nazi ist. Aber auch Menschen, die nicht durch und durch rassistisch sind, sagen oder denken manchmal rassistische Dinge. Weil Rassismus eben sehr weit verbreitet ist. Die Debatte wird dann aber häufig verkürzt auf die offensichtlichen Rechtsradikalen von der AfD auf der einen Seite und die "gute", selbstverständlich nicht rassistische (so sehen es viele jedenfalls), Mehrheit auf der anderen Seite. Weit verbreitete und womöglich auch bei einem selbst vorhandene Gedanken zu hinterfragen, ist eben deutlich unangenehmer.
Deshalb kurz gesagt: eine Hexenjagd auf Steffen Freund wäre aus diesem Grund sicher falsch, ich sehe diese aber auch nicht. Stattdessen sollten wir uns Gedanken machen, welche Stereotype im Fußball dauernd wiederholt werden und ob die so in Ordnung sind. Ob es das dauernde Hinterfragen von Moukokos Alter ist oder die Annahme, dass Spieler aus Südamerika immer "heißblütig" oder "aggressiv" sind.