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Bayern, Favre, Erwartungshaltung (BVB)

BoisII, Samstag, 30.05.2020, 20:42 (vor 1426 Tagen) @ hardau

Natürlich hat Bayern eine Sonderrolle in der medialen Berichterstattung. Natürlich ist es irgendwo fraglich, warum jetzt ein Schweinsteiger Experte in der Sportschau wird. Natürlich ist Sportjournalismus an vielen Stellen mehr Bauchpinseln als Analyse.

Erfolg macht sexy! Deshalb sind die allermeisten Menschen in diesem Land Fan von Bayern und ich kann die privaten Sender, die Geld verdienen müssen, verstehen, dass sie die Mehrheitsmeinung bedienen. Das finde ich auch ätzend als BVB-Fan, aber so ist es halt. Richtig kritisch sehe ich das nur bei den öffentlich-Rechtlichen, aber das ist ein anderes Thema.

Leider muss man sagen, dass gerade der BVB nicht unschuldig ist an der aktuellen Situation. Man hatte letzte Saison die große Chance Meister zu werden und auch diese Saison hat Bayern schon 20 Punkte gelassen. Klar ist, dass die Bayern immer mit einem Vorteil in die Saison gehen, aber die Chance war da. Der BVB hat sie nicht genutzt und ich befürchte, dass es schwierig werden wird, die Mannschaft zusammenzuhalten (bzw. Hummels wird auch nicht jünger), und die Bayern werden diesen Sommer nachlegen.

Bzgl. der Chancen des BVBs kommt ja häufig das Argument, dass die Bayern einfach zu gut sind und der BVB schon über seine bisher maximal erreichte Punktezahl von 81 kommen müsste, was man ja nicht erwarten könnte. Das sehe ich anders. Es ist ein Trend in den letzten Jahren, dass in allen großen Ligen, die Meister sehr viele Punkte holen (s. z.B. ManCity und Liverpool letzte Saison). Ich vermute, dass es daran liegt, dass einerseits die Schere zwischen absoluten Topclubs und guten Clubs weiter auseinander geht und anderseits die Clubs in den letzten zehn Jahren auch sehr viel professioneller geworden sind. Man hat erkannt, wie man finanzielle Vorteile besser in Vorteile auf dem Platz ummünzen kann und dass hierzu mehr gehört, als einfach nur die teuersten Spieler zu kaufen. Meiner Meinung nach muss das auch der Maßstab für den BVB sein. Man ist kein absoluter Topclub (Abgang wichtiger Spieler, weniger Budget als die Topclubs, geringere Chancen auf Titel, ...), aber hat doch mittlerweile eine extreme Lücke zur Nummer drei in Deutschland. Und hier fängt es dann für mich mit der Zerrissenheit an: Mir fehlt das Selbstverständnis, dass man klar jeden anderen in Deutschland schlagen muss. Der absolute Glaube an die eigenen Fähigkeiten. Vielleicht ist das intern alles anders, aber weder in den Pressekonferenzen, den Interviews, noch dem Auftreten der Spieler kann ich das von außen erkennen. Mir fehlt da für ganz oben einfach die Spannung, die hierfür nötig ist. Letztlich ist das das, was die Bayern-Identität teilweise ausmacht (oder auch der Patriots oder anderer erfolgreicher Teams). Beim BVB sieht es von aus eher nach Wohlfühloase aus. Das reicht dann halt zum Spieler entwickeln, aber nicht für den ganz großen Wurf.

Und damit komme ich zu Favre: In meinen Augen entwickelt er Spieler gut, bringt Spieler weiter und ist ein absoluter Fußball-Nerd. Motivieren oder voran gehen, scheinen mir aber nicht seine Stärken zu sein. Ich frage mich, ob das dann wirklich das Package ist, was der BVB im Moment braucht, wenn man gefühlt ein Titelfenster hat, gleichzeitig aber auch einen Kader, der von außen betrachtet eher aus Technikern als aus Anführern besteht. Ich würde mir eher jemanden wünschen, der in der Lage ist, den Spielern das letzte bisschen Selbstvertrauen einzuimpfen und so vielleicht auch verhindert, dass man häufiger Führungen verspielt und sich dabei anscheinend komplett verunsichern lässt. Wie gesagt, unter der Prämisse, dass man auch Risiko eingeht, um den großen Wurf Meisterschaft zu schaffen, glaube ich nicht, dass Favre der richtige Trainer ist. Flick ist sicherlich auch niemand der vorangeht. Aber Bayern hat halt die entsprechende Grundmentalität bei den Spielern und im Verein, dass das kompensiert wird und andere Fähigkeiten wichtiger werden.

Das Ganze gilt natürlich nicht nur für Favre, sondern für den ganzen Verein. Meiner Meinung nach muss man ausblenden, dass Bayern mehr Mittel hat, wenn man Meister werden will. Der ganze Verein müsste das Selbstverständnis haben, dass es keine Ausreden gibt und Unentschieden gegen die Nachbarn oder Hoffenheim oder oder einfach nicht akzeptabel sind. Dass man einfach die bessere Mannschaft hat und sich von Beginn an in der Saison klar macht, dass Punktverluste gegen solche Mannschaften gefühlte Niederlagen auf dem KO-Weg zur Meisterschaft sind. Da erwarte ich dann einfach mehr Aufbäumen zum Ende der Spiele hin, als ich es beim BVB meistens sehe.


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