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Die Stärke von RB ist zu erkennen, wann es Zeit für Veränderungen ist (Spieltage)

Will Kane, Biosphärenreservat Bliesgau, Sonntag, 22.12.2019, 17:58 (vor 2192 Tagen) @ istar
bearbeitet von Will Kane, Sonntag, 22.12.2019, 18:13

Nagelsmann hat bisher beachtliche Arbeit geleistet. Hoffenheim steht aktuell allerdings besser da als nach der letzten Hinrunde mit Nagelsmann.

Der Nachweis, dass er wirklich dauerhaft ein sehr guter Trainer steht noch aus. Sogar Armin Veh ist mal deutscher Meister geworden. Wenn Nagelsmann das jetzt mit dem Kader mit den höchsten Nettoinvestitionen der letzten Jahre schaffen sollte, sind es noch ein paar Stufen bis zu einem Klopp.


Nagelsmann ist ein guter Trainer. Aber man sollte ihn in der Tat nicht zu sehr hochjubeln. Red Bull hat sehr viel Geld in der Kader gesteckt, nicht nur in Leipzig direkt. Salzburg ist de Facto so etwas wie das Farm Team für die Sachsen.

Sollte Leipzig Meister werden, dann sicherlich nicht "trotz Nagelsmann", aber auch nicht alleine wegen Nagelsmann. Er hat ein sehr gutes und auch sehr teures Team übernommen. Zudem gehe ich davon aus, dass Red Bull ein sehr professionelles Umfeld geschaffen hat, nicht zuletzt auch im Scouting-Bereich.


Die Stärke von RB von kommt von der theoretischen Vorarbeit von Rangnick. Seit sie in der Bundesliga sind ist ihre Idee immer gleich geblieben. Die werden in Zukunft nicht ganz so viele Probleme haben wie beim BVB. Wir haben aktuell keine klare Spielphilosophie.


Die Stärke von RB liegt darin, den bisherigen Weg kritisch zu hinterfragen und die notwendigen Änderungen konsequent durchzuführen.

Zu diesem Weg gehört auch die sog. ‚Spielphilosophie‘. Mit ihrem Pressing-/Gegenpressingfußball à la Rangnick hat RB es bis in die Spitzengruppe der Bundesliga geschafft. Die Clubführung hat allerdings erkannt, dass es mit diesem Fußball zu mehr nicht reichen wird, außer vielleicht in einer Ausnahmesaison. Man strebt allerdings nicht eine Meisterschaft ‚by chance‘ an, sondern will dauerhaft ernsthafter Titelkandidat sein und auch in der CL ein dauerhafter Kandidat für die K.O.-Runde sein. Daher will man den bisherigen Fußball insofern ändern, alsdass ein Mix aus Pressing-/Gegenpressingfußball und Ballbesitzfußball implementiert werden soll. Und genau deshalb hat man Nagelsmann geholt.

Nagelsmann hat dabei auch bereits in relativ kurzer Zeit kleinere Schritte in diese Richtung erfolgreich unternommen, steht allerdings insgesamt noch vor einer größeren Herausforderung mit diesem Vorhaben. Er selbst hat in der zurückliegenden Woche darauf hingewiesen, dass in seiner Mannschaft zwar jeder das aggressive Anlaufen und das Gegenpresssing internalisiert habe, das Spiel mit dem Ball allerdings zu wünschen übrig ließe. Man könne aber nicht über zwei Halbzeiten immer nur Anlaufen und Pressen, sondern dies müsse sich mit Ballbesitzphasen zu gleichen Teilen abwechseln. Insbesondere, wenn man am Ende einer langen Saison erfolgreich sein will.

Interessanterweise sieht Nagelsmann seine Mannschaft in dieser Saison nicht als Meisterschaftsanwärter. Er sieht sein Team zwar momentan zurecht an der Tabellenspitze, solange man aber keine Antworten auf das Aushebeln der eigenen Spielweise durch andere Spitzenteams habe, sei man selbst kein Titelanwärter. Explizit führte er die jeweiligen ersten Halbzeiten gegen die Bayern und gegen uns an, in denen die Gegner die Leipziger beherrscht hätten und nur durch die fahrlässige Chancenverwertung sein Team am Leben gehalten hätten.

Dumm ist man bei RB Leipzig gewiss nicht. Vor allem ist man nicht so dumm, sich auf einen Spielstil derart zu fixieren, dass man in eine Sackgasse gerät. Der fußballerische Weg der Leipziger war bislang zielführend, nun wird er notwendigerweise sukzessive geändert oder angepasst oder ergänzt, wie auch immer man diesen Prozess einschätzen mag.

Letztlich hat man dies bei uns in der letzten Phase der Ära Klopp auch erkannt. Leider ist man dann mMn den Weg der Entideologisierung‘ des eigenen Fußballs nicht konsequent und zielgerichtet genug gegangen. Obwohl es unter Tuchel zunächst so aussah. Statt eines kontinuierlichen Prozesses, dessen Resultat die Beherrschung verschiedener Spielstile ist (und der im übrigen nie beendet ist), gab es ein Her und Hin und Vor und Zurück. Ich gehe davon aus, dass RB diesen Prozess wesentlich professioneller angeht und mit Nagelsmann auch den richtigen Trainer dafür verpflichtet hat.


Woher kam das denn bei uns? Mit Tuchel sollte dieser Prozess eingeleitet werden bzw. ist es auch.
Dann kam der feige Anschlag und die vorher vermutlich schon vorhandenen Differenzen im zwischenmenschlichen sind offen zu Tage getreten.
Am Ende konnte man es nicht mehr kitten.

Außerdem geben wir fast jedes Jahr, sicher aber alle zwei Jahre, Leistungstrager ab,
Weil wir als doofer Traditionsverein nun mal keine farmteams haben und unser Geld selber verdienen müssen.

Apropos Traditionsvereine: das sich bei einem Konstrukt wie RB ruhiger arbeiten lässt, dürfte klar sein.

Wie in einem anderen post angesprochen, waren wir in der Saison 11/12 bereits unter Klopp auf dem richtigen Weg, den er dann aber leider nicht weiterverfolgt hat (warum auch immer).

Tuchel sollte die entsprechende Anpassung des Spielstils durchführen, das ist richtig. Und er war in seiner ersten Saison auf diesen Prozess bezogen auch recht erfolgreich. Dass es diesbezüglich nicht weiterging hat allerdings nichts mit dem vermaledeiten Anschlag zu tun. Der hat zwar sehr negative Auswirkungen in vielen Bereichen gehabt, für das Scheitern des Transformationsprozesses war er allerdings nicht verantwortlich. Ein wesentlicher Grund hierfür war in erster Linie der Verkauf von drei Leistungsträgern, die überdies für einen Stilmix aus Pressing-/Gegenpressing- und Ballbesitzfußball prädestiniert waren. Diese konnten in keiner Weise adäquat ersetzt werden. Als es dann nicht unbedingt überraschenderweise nicht ganz so wie erwartet in der Halbserie lief, machte Watzke dem Trainer klar, dass am Ende auf jeden Fall die CL-Qualifikation stehen müsse. Worauf Tuchel eine Art pragmatischen Ergebnisfußball spielen ließ, mit dem man sich am Ende trotz der internen Querelen und trotz dem Anschlag mit Ach und Krach noch für die CL qualifizierte und den DFB-Pokal gewann.

Wen man auch immer als neuen Trainer eigentlich verpflichten wollte (Favre? Nagelsmann? Mr. X?), es wurde mit Bosz ein Trainer verpflichtet, der für alles andere als den oben erwähnten Transformationsprozess stand. Und es wurde explizit von unserer Clubführung betont, dass Bosz für den Fußball stünde, den man in Dortmund sehen wolle. Ob diese Äußerung getätigt wurde, weil man sich von diesem Transformationsprozess wieder bewusst verabschieden wollte, oder weil diese Kehrtwende in der eigenen Ausrichtung schlicht der Tatsache geschuldet war, das man keinen anderen Trainer bekommen konnte und dies irgendwie erklären musste, weiß ich nicht. Jedenfalls waren es unsere Verantwortlichen selbst, die das Hin und Her in puncto fußballerischer Ausrichtung zu verantworten haben.

Dass wir immer wieder Leistungsträger abgeben und auch nicht über ein ‚farmteam‘ verfügen, kann mMn nicht als Erklärung dafür herangezogen werden, wenn wir Spieler verpflichten, die nicht den Anforderungen entsprechen. So viele sind es zwar letzten Endes nicht; leider aber genug, um kontinuierliche Schritte nach vorne zumindest zu verzögern.


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